Flurbereinigung

Mehr Umweltschutz am Koog: Landwirte sehen Pläne kritisch

Mehr Umweltschutz am Koog: Landwirte sehen Pläne kritisch

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Tondern/Tønder
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Die Kommune Tondern möchte im nördlichen Teil des Margrethenkoogs mehr Freiraum für die Natur und für Aktivitäten im Freien schaffen. Gleichzeitig soll die Landwirtschaft Zugang zu alternativen Anbauflächen bekommen. Foto: Nils Baum

Bereits seit 1981 dient der südliche Teil des Margrethenkoogs rekreativen Zwecken. Nun nimmt die Kommune Tondern das Gebiet im nördlichen Teil des Margrethenkoogs ins Visier und möchte eine umweltgerechte Entwicklung dieser landschaftlich einmaligen Fläche vorantreiben.

Wie können die Bedürfnisse der Landwirtschaft in Zukunft besser mit den Bedürfnissen einer naturgerechten Entwicklung in Einklang gebracht werden? Um diesem Ziel näher zu kommen, hat das Folketing im September 2018 insgesamt 150 Millionen Kronen für entsprechende Projekte zur Flurbereinigung bewilligt.

Im Zuge dieser Bewilligung nimmt die Landwirtschaftsbehörde als verantwortliche Behörde seit dem Frühjahr Projektbewerbungen entgegen.

Was ist eine Flurbereinigung?

Bei der Flurbereinigung handelt es sich um ein Verfahren, bei dem land- und forstwirtschaftlicher Grundbesitz neu geordnet wird.

Bei einer multifunktionalen Flurbereinigung wird versucht, die Bedürfnisse der landwirtschaftlichen Produktion mit Zielen wie Artenvielfalt, Treibhausgasreduktion, Klimaverhältnissen, sauberem Wasser, Aktivitäten im Freien und der ländlichen Entwicklung im Allgemeinen in Einklang zu bringen.

Dazu wird momentan landwirtschaftlich genutzte Fläche wieder an die Natur zurückgegeben. Die Grundbesitzer bekommen dafür alternative Gebiete angeboten, die sie landwirtschaftlich nutzen können.

Quelle: Landbrugsstyrelsen

Nördlicher Teil des Magrethenkoogs im Visier

Von dieser Möglichkeit hat die Kommune Tondern Gebrauch gemacht und eine Bewerbung eingereicht. 

In der Tonderner Marsch möchte sie in Zusammenarbeit mit der Naturbehörde durch freiwillige Vereinbarungen mit den lokalen Grundbesitzern eine naturgerechte Entwicklung des Gebietes jetzt auch im nördlichen Teil des Margrethenkoogs bei Hoyer/Højer vorantreiben, nachdem der südliche Teil bereits seit 1981 mit dem Bau der Wiedauschleuse rekreatives Naturgebiet ist.

Konkret geht es um ein Areal westlich von Hoyer/Højer, das sich in einem Dreieck von der Wiedau im Süden bis nach Emmerleff/Emmerlev im Norden streckt und westlich ans Wattenmeer grenzt. 

Hier sollen Brutplätze für die Vögel des Wattenmeeres geschaffen und Wanderwege angelegt werden, sodass Naturfreunde Zugang zur einzigartigen Natur der Gegend bekommen. Dazu müssten jedoch landwirtschaftliche Flächen in diesem Gebiet stillgelegt werden.

Das Weideland des nördlichen Teils des Margrethenkoogs möchte die Kommune Tondern künftig ebenfalls für rekreative Naturzwecke nutzen. Foto: Volker Heesch

Landwirtschaftsbehörde erteilt bedingte Zustimmung

Für ihre Pläne hat die Kommune Tondern jetzt eine bedingte Zustimmung vonseiten der Landwirtschaftsbehörde bekommen. Diese wird nun eine Voruntersuchung durchführen. Dazu tritt die Behörde in einen Dialog mit den lokalen Grundbesitzern, um die Möglichkeiten für eine Flurbereinigung auszuloten und zu klären, inwieweit diese die Pläne der Kommune unterstützen. Sie sollen nämlich nur dann umgesetzt werden, wenn die lokalen Grundbesitzer ihre Zustimmung signalisieren.

Unsere Planer sind sehr gut darin, Lösungen zu finden.

Sanne Lisby Eriksen, Projektleiterin, Landwirtschaftsbehörde

„Wir werden jetzt drei bis vier Monate darauf verwenden, um eine Voruntersuchung durchzuführen. Im Zuge dessen werden wir Interviews mit den Grundbesitzern vor Ort durchführen und ausloten, ob es Unterstützung für einen Landtausch gibt“, erläutert Sanne Lisby Eriksen, Projektleiterin bei der Landwirtschaftsbehörde, gegenüber dem „Nordschleswiger“.

„Einige Landwirte möchten möglicherweise ihren Betrieb einstellen, andere möchten ihn womöglich ausweiten. Andere sehen vielleicht einen Vorteil darin, ihre verstreuten Ländereien zu sammeln und näher an ihrem Hof zu platzieren. Wir schauen deshalb auch, welche möglichen Landflächen für einen Tausch infrage kommen. Unsere Planer sind sehr gut darin, Lösungen zu finden“, so Eriksen.

Dieser Service ist für die Grundbesitzer kostenlos.

Auf Basis der Voruntersuchungen erstellt die Landwirtschaftsbehörde dann einen Bericht und entscheidet, ob endgültig grünes Licht für das Projekt gegeben wird. Wie es dann weitergeht, obliegt der Kommune Tondern.

Zustimmung der Grundbesitzer unklar

Doch die Pläne der Kommune zur Flurbereinigung stoßen nicht überall auf Zustimmung. Landwirt Jørgen Popp Petersen, Mitglied im Stadtrat der Kommune Tondern für die Schleswigsche Partei, sieht die Überlegungen vor dem Hintergrund der großen Trockenheit vor zwei Jahren kritisch.

„Es ist paradox, dass ausgerechnet die fruchtbarsten und anbausichersten landwirtschaftlichen Flächen der Marsch brachgelegt werden sollen. Dadurch gehen sowohl Arbeitsplätze als auch Wertschöpfungsketten verloren“, meint der Lokalpolitiker.

Auch Landwirt Aksel Lund aus Hoyer/Højer ist skeptisch. Er besitzt 22,5 Hektar Land in dem Gebiet nördlich des Margrethenkoogs zwischen der Wiedau und Emmerleff/Emmerlev. Gegenüber dem „Nordschleswiger“ sagt er: „Wir sind zwar von der Kommune grundsätzlich über das Projekt informiert worden, aber wir wissen nichts Konkretes. Deshalb kann ich auch nichts weiter dazu sagen.“

Außerdem ist er sich nicht sicher, ob sich ein Landtausch für ihn auszahlen würde. „Wenn man den Besitz an Landfläche umverteilen will, gibt es viele Betroffene, die davon berührt werden. Soweit ich weiß, hat die Kommune Tondern kein Land, das sie uns zum Tausch anbieten kann.“ Zudem sei das Marschland besonders fruchtbar und deshalb nicht einfach auszutauschen.

Die Entwicklung der vergangenen Jahre hat deutlich gemacht, dass das alleinige Gebiet im südlichen Teil des Margrethenkoogs nicht mehr ausreicht, um das Hinterland auch in Zukunft ausreichend vor Überschwemmungen schützen zu können.

Jørgen Nicolaisen, Technische Verwaltung, Kommune Tondern

Kommune wartet auf Ergebnisse der Voruntersuchung

Bei der Kommune Tondern arbeitet Jørgen Nicolaisen, Mitarbeiter im Team Natur und Wasserläufe in der technischen Verwaltung, mit am Projekt. Er erklärt gegenüber dem „Nordschleswiger“: „Wir haben alle berührten Personen angeschrieben und über das Projekt informiert. Nun müssen wir die Ergebnisse der Voruntersuchung vonseiten der Landwirtschaftsbehörde abwarten.“

Zwar räumt er ein, dass es schwierig werden könnte, geeignete landwirtschaftliche Ersatzflächen zu finden. „Die Lage des Gebietes ist etwas schwierig. Wir haben die Nordsee im Westen und die Grenze im Süden.“ Dennoch ist er optimistisch, dass sich eine Lösung finden lässt. Das Projektgebiet umfasst insgesamt 240 Hektar Land und berührt sieben bis acht betroffene Grundbesitzer. 

Südlicher Teil des Margrethenkoogs allein nicht mehr ausreichend

„Die Entwicklung der vergangenen Jahre hat deutlich gemacht, dass das alleinige Gebiet im südlichen Teil des Margrethenkoogs nicht mehr ausreicht, um das Hinterland auch in Zukunft ausreichend vor Überschwemmungen schützen zu können“, sagt Nicolaisen. Neben größeren Wassermengen, die durch die Wiedau und die Grünau fließen, führt die zunehmende Häufigkeit von Stürmen dazu, dass die Wiedauschleuse geschlossen bleibt, sodass sich die Wassermassen aus dem Hinterland anhäufen können und damit Überschwemmungen weiter begünstigen.

Die Kommune wird zum Fortgang des Projektes Stellung nehmen, wenn in drei bis vier Monaten der Bericht der Landwirtschaftsverwaltung vorliegt.

Die zunehmende Häufigkeit von Stürmen führt dazu, dass die Wiedauschleuse geschlossen bleibt, sodass sich die Wassermassen aus dem Hinterland anhäufen können und damit Überschwemmungen weiter begünstigt werden. Foto: Nils Baum
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