Umwelt und Natur

Mehr Platz für einen Urwald

Mehr Platz für einen Urwald

Mehr Platz für einen Urwald

Drawitt/Arrild
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Linden sind in den heimischen Wäldern eine Seltenheit. Im Drawitter Wald kann man sie als Teil der natürlichen Flora finden. Foto: V. Heesch

Bestehende Wildnis im Drawitter Wald bekommt 35 Hektar Zuwachs. Ebenfalls zum Urwald sollen sich 171 Hektar in den Wäldern nordwestlich von Arrild im Bereich des Hönninger Forstes und des Linneter Waldes entwickeln.

Die Kommune Tondern ist vor allem wegen der Lage am Wattenmeer und seiner  Marschlandschaft bei Naturfreunden bekannt. Zu den Glanzstücken der örtlichen Natur zählt auch der Drawitter Wald, auf den Biologen schon vor 100 Jahren aufmerksam geworden waren, weil  er,  umgeben von Mooren  und schwer zugänglich,  wenigstens in Teilen als naturnaher Wald  erhalten geblieben ist.  Bereits vor zehn  Jahren wurden Teile des von Eichen, Buchen und auch Winterlinden geprägten Waldes   ganz sich selbst überlassen. Alle forstwirtschaftlichen Maßnahmen wurden eingestellt.  

Nun hat das Umwelt- und Nahrungsmittelministerium mitgeteilt, dass neben den bisher bereits als Urwald vorgesehenen 250 Hektar im staatlichen Bereich des Waldes weitere   35 Hektar ganz der Natur überlassen werden.  Ebenfalls zum Urwald sollen sich 171 Hektar in den Wäldern nordwestlich von Arrild im Bereich des Hönninger Forstes und des Linneter Waldes entwickeln. Auch dort war bereits ein kleinerer Teil aus der Bewirtschaftung herausgenommen worden.  Während im Drawitter Wald  seit der Waldbildung nach dem Ende der jüngsten Eiszeit  der Boden stets  von Wald bedeckt war, bestanden die Bereiche bei Arrild größtenteils aus  Aufforstungen mit Nadelbäumen.

Vor allem nach dem umfangreichen Windbruch bei einem Orkan 1999 hatte  man begonnen,  die Wälder auf standortgemäße Laubbäume umzustellen. In zentralen Teilen des Waldes liegen bis zu 240 Jahre alte „Baumruinen“, die  mit vielen Höhlen und  morschem Holz höhlenbrütenden Vögeln wie dem Wendehals und vielen seltenen Insekten einen Lebensraum bieten.  Das Gebiet wird auch von der größten Eule, dem Uhu, bewohnt.  

Zu den Kostbarkeiten im Hönninger Wald gehören Eichenkrattbereiche, relativ offener Wald, die typisch  für die nährstoffarmen Sandböden im Bereich sind, der früher  von Heiden geprägt war.

 

Im Drawitter Wald erhält der Urwald Zuwachs durch die blau umrandeten Flächen. Foto: Naturstyrelsen

Interessante Bodenverhältnisse

Im Drawitter Wald sind auch die Bodenverhältnisse interessant. Nach Angaben der Naturbehörde hatte sich dort auf Ablagerungen der vorletzten Eiszeit während der folgenden Eiszeit, die vor über 10.000 Jahren endete, Flugsand abgelagert, in einer Phase, als das westliche Nordschleswig eine arktische Tundra bedeckte.
Auf dem Dünenboden bildete sich teilweise Moorboden, was zur großen Pflanzenvielfalt dort beiträgt.

Seit Jahrzehnten nutzen Forscher den Drawitter Wald, um dort beispielsweise im Torf erhaltenen Pollen zu identifizieren, der Auskunft über die  Entwicklung der Pflanzenwelt in Nordschleswig in den vergangenen Jahrtausenden gibt. Man kann an den Pollen auch nachweisen, welche Kulturpflanzen seit der Steinzeit angebaut worden sind.

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