Stadtjubiläum

Lügumkloster: Die wohltätige Frau mit der Bibel wird gewürdigt

Lügumkloster: Die wohltätige Frau mit der Bibel wird gewürdigt

Lügumkloster: Wohltätige Frau mit der Bibel wird gewürdigt

Lügumkloster/Løgumkloster
Zuletzt aktualisiert um:
Der Vorsitzende der Wäscherei-Stiftung, Hans Holt, vor dem Haus, wo Stinne zuletzt wohnte. Dort erinnert seit 1974 eine Gedenktafel an ihr Wirken. Foto: Jan Schack/Weso

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Wäscherei-Stiftung schenkt der Klosterstadt eine Bronzefigur von „Stinne mæ æ biwl“. Eine Nachfahrin von der bescheidenen und gläubigen Stinne enthüllt am 20. Mai die 1,65 Meter hohe Skulptur. Aus Nächstenliebe ging Stinne sogar ins Gefängnis.

Die Klosterstadt feiert in diesem Jahr ihr 850-jähriges Bestehen. Ohne Geschenk geht das nicht, hat sich die Gedenkstiftung der früheren Genossenschaftswäscherei „Andelsvaskeriets Mindefond Løgumkloster“ gedacht.

Daher schenkt die Stiftung unter Vorsitz von Hans Holt dem Ort eine Bronzeskulptur von Kjestine Andersen (Stinne).

Kjestine Andersen, die von 1855 bis 1951 lebte, war in der Klosterstadt als Frau mit der Bibel bekannt. Die gläubige und gütige Frau hatte stets eine große Bibel dabei, wenn sie unterwegs war.

Stinne stand nicht gerne im Mittelpunkt

Die 1,65 Meter hohe Abbildung von „Stinne mæ æ biwl“ wird ungefähr 72 Jahre nach dem Tod von Stinne vor dem Haus mit der Nummer 21 in der kopfsteingepflasterten Vestergade platziert. Dort wohnte Stinne zuletzt. Sie starb 1951, zwei Wochen vor ihrem 96. Geburtstag.

Stinne, die sich mit wohltätigen Aktionen für die Schwächsten der Gesellschaft einsetzte, galt als bescheidene Frau, die nicht gerne im Mittelpunkt stand, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht.

Wurde sie gebeten, aus ihrem Leben und von ihrem Wirken zu erzählen, lautete ihre Antwort: „Davon kann ich nichts erinnern“ (Det ka æ it haus nau om).

Kjestine Andersen mit ihrer Bibel Foto: Lokalhistorisk Arkiv Løgumkloster

Ein breit gefächerter Einsatz

Stinne war vielseitig tätig, um ihren Mitmenschen zu helfen. Sie kochte Suppe für hungrige Kriegsgefangene, sie half Familien in Not mit allem und gab ihren Mantel einem frierenden Mädchen, das sie zufällig im Zug getroffen hatte.

Als ein armer Bauer seine einzige Kuh verlor, überredete sie einen anderen Landwirt mit mehr Besitz, dem Notleidenden eine Kuh aus seinem Stall zu schenken.

Sie kümmerte sich nicht nur um Menschen, sondern auch um Tiere. So versorgte sie die Pferde, die mehrere Tage auf dem Markt waren. Das Brot hatte sie bereits vor dem Klostermarkt für die Vierbeiner gesammelt.

Stinne auf der Anklagebank

Die Frau mit der Bibel musste vor Gericht, weil sie einem kranken Mädchen geholfen hatte, vom Krankenhaus in Viborg nach Hause zu kommen.

In Flensburg (Flensborg) wurde sie für eine Nacht ins Gefängnis gesteckt, da sie nur mit der Bibel als „Pass“ gereist war, um für die deutschen Soldaten zu predigen. Den deutschen Gendarmen reichte ihr „Pass zum Himmel“ als Passierschein aber nicht.

„Kinder in Lügumkloster glaubten, dass man die Bibel von Stinne bekam und man sie nicht kaufen konnte“, heißt es in der Pressemitteilung. Sie galt als eine ganz besondere Persönlichkeit, die in der Stadt und auf dem Lande bekannt war.

Die Wäscherei-Stiftung hat auch die Gestaltung des Platzes, wo die Skulptur platziert wird, finanziert. Foto: Linda Scholz/Weso

Ururenkelin enthüllt die Skulptur

Für das Geschenk hat sich die Wäscherei-Stiftung von der Mönchs-Statue inspirieren lassen, die ein Geschenk zum 800-jährigen Bestehen der Stadt war und die westlich des Museums Holmen platziert ist.

Stinnes Ururenkelin Ella und Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) enthüllen am Sonnabend, 20. Mai, 13.30 Uhr, in der Vestergade die Skulptur in natürlicher Größe.

Das Kunstwerk fertigte der anerkannte Künstler Serguei Bogouslavski aus Amager.

Die Messingtafel, die an Stinne erinnert Foto: Lokalhistorisk Arkiv Løgumkloster

Holzfigur mit begrenzter Lebensdauer

Im Laufe der Zeit hat es mehrere Initiativen gegeben, um die gläubige Frau zu würdigen. So gab es in früheren Jahren eine von Frederik Grube aus Tingleff (Tinglev) gefertigte Holzskulptur auf dem Marktplatz.

Seit Juli 1974 erinnert an ihrer letzten Wohnstätte eine kleine Gedenktafel an Stinne.

Mehr lesen