Altenpflege

Kommune aufgeschreckt: Dialoge über Versäumnisse in Heimen

Kommune aufgeschreckt: Dialoge über Versäumnisse in Heimen

Kommune aufgeschreckt: Dialoge über Versäumnisse in Heimen

Tondern/Tønder
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Leos Pflegeheim in Tondern ist eines der acht Seniorenstätten in der Kommune. Foto: Archiv: DN

Die Verantwortlichen im kommunalen Seniorenbereich sind von einer Fernsehsendung so geschockt worden, dass sie jetzt Gespräche mit Bewohnern von Pflegeheimen, ihren Angehörigen und Angestellten suchen.

Mit versteckter Kamera hat der dänische Fernsehkanal TV2 in seiner Dokumentarsendung „Plejehjemmet bag fassaden“ große Versäumnisse und Missstände in zwei Pflegeheimen in Aarhus und Randers entlarvt. Aufgeschreckt von dieser Sendung haben die Verantwortlichen in der Altenfürsorge der Kommune Tondern reagiert und wollen jetzt Gespräche mit Pflegeheimbewohnern, ihren Angehörigen und den Angestellten suchen. Auch sie wollen jetzt hinter die Kulissen der kommunalen Pflegeheime schauen. Die Kommune stellt sich die Frage, ob derartige Zustände, wie im Filmbericht geschildert, auch in den eigenen Einrichtungen vorkommen bzw. vorkommen könnten.

Die Verhältnisse in Pflegeheimen werden einmal ohne vorherige Ankündigung von der externen Firma BDO Kommunernes Revision" auf Herz und Nieren geprüft. Im Falle von Tondern gibt es nur wenige Anmerkungen und alle acht Heime schneiden überdurchschnittlich ab.

900 Mitarbeiter

Aber man könne keine Garantien geben, zumal ungefähr 900 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu verschiedenen Tageszeiten arbeiten. Der TV-Beitrag erzählt die Geschichte von zwei an Demenz erkrankten Heimbewohnern. Gesundheitsgefährdende, hygienische Verhältnisse wurden aufgedeckt,  es wurde im herablassenden Ton mit ihnen gesprochen. Erst durfte der Film nicht in voller Länge gezeigt werden, da die Kommune Aarhus eine richterliche Verfügung anstrengte, wonach die Sendung nur in Ausschnitten gezeigt werden durfte.

 

Die Kultur ist entscheidend dafür, rechtzeitig Versäumnisse zu entdecken. Daher ist es wichtig, dass Angehörige, Pfleger und Pflegerinnen zur Heimleitung gehen, wenn sie Missstände entdecken.

Jan Præstholm, Direktor für den Seniorenbereich

„Die Kultur ist entscheidend dafür, rechtzeitig Versäumnisse zu entdecken. Daher ist es wichtig, dass Angehörige, Pfleger und Pflegerinnen zur Heimleitung gehen, wenn sie Missstände entdecken. Das setzt auch eine tüchtige, offene und einfühlsame Leitung voraus. Wir haben solche Mitarbeiter, aber wir wollen mit dieser Initiative noch bessere Verhältnisse schaffen“, erklärt der Direktor für den Seniorenbereich, Jan Præstholm. 

Die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Irene Holk Lund (V) fordert auch dazu auf, sich an die Kommune zu wenden, wenn es schlechten Pflegestandard gibt. Wir können nur ein Problem anpacken, wenn wir es auch kennen“, so die Venstre-Politikerin.

Die Senioren von Richtsens Pflegeheim freuen sich über einen neuen Bus für Ausflüge. Foto: Archiv: Elise Rahbek

Heimleitung spricht mit Angehörigen

Der Gesundheitsausschuss hat auf seiner jüngsten Sitzung entschieden, dass die Heimleitungen mit den Angehörigen aller Heimbewohner sprechen, um ihren Eindruck von der Qualität der Einrichtung zu schildern. Im Herbst steht für das Personal das Thema Verrohung unserer Gesellschaft auf der Tagesordnung. Dabei wird auch besagte Dokumentarsendung als lehrreiches und abschreckendes Beispiel herangeführt. Außerdem wird Kontakt zum Wissenscenter für eine würdige Altenpflege (Videnscenter for værdig Ældrepleje), um zu erfahren, wie Pflegeversäumnissen vorgebeugt werden kann.

 

Es wurden fürchterliche Bilder gezeigt.

Inger Lis Andresen, Vorsitzende des Seniorenrats

Der Seniorenrat nahm an der Sitzung der Politiker teil und freute sich über das proaktive Vorgehen der Kommune. „Es waren fürchterliche Bilder, die in der TV2-Sendung gezeigt wurden. Ich bin froh, dass der Gesundheitsausschuss auf diese Sendung reagiert wie er tut, auch wenn sich die Versäumnisse in Heimen anderer Kommune zugetragen haben“, erklärt die Vorsitzende des Seniorenrats, Inger Lis Andresen.

„Wir haben wirklich viele tüchtige und engagierte Mitarbeiter, auch in Führungspositionen. Ihr Einsatz ist ausschlaggebend, dass Würde und Fachlichkeit im Spitzenniveau in unseren Heimen gewährleistet werden kann“, unterstreicht Irene Holk Lund. Sie habe großen Respekt für die geleistete Arbeit und will dem Personal große Anerkennung aussprechen, da die Kontrollbesuche stets von einwandfreien Zuständen zeugen. Man müsse aber dennoch in Bezug auf den Arbeitseinsatz wachsam und reflektierend sein, um das hohe Niveau halten zu können.

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