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Kollegen schauten Skov & Co. auf die Finger

Kollegen schauten Skov & Co. auf die Finger

Kollegen schauten Skov & Co. auf die Finger

Tondern/Tønder
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Der Urnenwald des Tonderner Friedhofs. Dort dürfen nur Natursteine einer besonderen Größe stehen und müssen als Gruppe formiert werden. Die Steine gehören dem Steinmetz. Die Angehörigen wählen, welchen Stein sie möchten. Foto: Elise Rahbek

Leitende Friedhofsgärtner aus ganz Dänemark bewunderten den gepflegten Friedhof in Tondern. Die vielen Hecken imponierten die Gäste.

„Schau mal, wie sie da die Tujas beschnitten haben, kuck mal, was hier für Hecken geschnitten werden müssen und schau mal, wie alles gut in Schuss ist.“ So fachsimpelten leitende Friedhofsgärtner aus ganz Dänemark, die im Rahmen ihrer Jahrestagung auch einen Rundgang auf dem Tonderner Friedhof unternahmen. Mit dem Tonderner Friedhofschef Jørn Skov und seiner Mitarbeiterin Solvej Oltmann begaben sich die rund 80 Kollegen über die etwa sechs Hektar große Fläche und staunten nicht schlecht.

Vorher hatten sie sich den Friedhof in Apenrade/Aabenraa angeschaut, von dem sie nicht so begeistert waren. Zumindest nicht Jørgen Pedersen, Friedhofsgärtner aus Vissenbjerg auf Fünen/Fyn. „Wir haben diesen Friedhof schon zweimal im Rahmen eines Personalausflugs besucht. Man schaut immer gerne, was andere Kollegen so machen, erzählte Pedersen. Ihm gefielen die vielen Hecken und Bäume. „Wir haben den Bestand vieler Hecken hoch eingestuft, auch wenn es viel Zeit verschlingt, sie zu schneiden“, meinte Kollegin Oltmann.

Jørgen Pedersen (mit Hut) aus Vissenbjerg fachsimpelt mit einem Kollegen. Foto: Elise Rahbek

Dass es auf Andersens Friedhof keine deutschen Gräber gibt, ist verständlich. Aber dort ist der dänische Soldat Peter Jørgen Andersen beerdigt, der 1940 beim Einmarsch deutscher Truppen in Bredewatt/Bredevad ums Leben kam, erzählte er stolz.

Ungeliebtes Kaiser-Wilhelm-Denkmal

Solvej Oltmann führte die Gäste auch zu Gräbern deutscher Soldaten und Flüchtlinge aus dem Ersten Weltkrieg bzw. Zweiten Weltkrieg, zum „ungeliebten“ Kaiser-Wilhelm-Obelisk, und den Gedenksteinen für die Gefallenen der Kriege. Ihre Zuhörer studierten interessiert die vielen deutschen Grabinschriften. „Wir haben hier ungefähr 50 Prozent deutsche und genauso viele dänische Gräber. 1998 legten wir als erster Friedhof auf der Linie von Esbjerg nach Vejle auch Gräber für Verstorbene muslimischen Glaubens an“, erzählte Solvej Oltmann von der toleranten Einstellung in Tondern.

Auch drei Widerstandskämpfer sind auf dem Friedhof beerdigt und zum großen Familiengrab der Kaufmannsfamilie Olufsen erzählte sie, dass der Sohn Svend Mitbegründer der Firma B&O gewesen war. Und es gibt zwei Gräber von Grenzgendarmen, die in einem deutschen KZ umgekommen sind. Sehr engagiert erzählte sie von der wechselhaften Geschichte des Landesteils und der Stadt Tondern.

Solvej Oltmann und ihre Zuhörer bei den Gräbern deutscher Soldaten. Foto: Elise Rahbek

Nicht nur die Gräber mit deutschen Inschriften erzählten aus der Zeit, als Tondern noch deutsch war, erklärte Solvej Oltmann, denn ihre Zuhörer wunderten sich, dass auf den Wegen kein Kies liegt, sondern ein Gemisch aus Sand und Erde. „So sieht es auch auf den Friedhöfen in Deutschland aus und mein Chef meint, dass dieser Belag auch behindertenfreundlicher ist, wenn man mit dem Rollator unterwegs ist. Und schaut euch mal die kleinen Grabsteine dort an. Sie haben quasi eine Perücke aus Pflanzen auf– auch eine deutsche Sitte“, berichtete Oltmann, die mit fünf Kollegen und dem Chef Jørn Skov auf dem Friedhof arbeitet.

Grabsteine mit grünen Perücken Foto: Elise Rahbek

Ihre Kollegen wunderten sich, dass alles so gut gedeiht, nachdem sie vorher erzählt hatte, dass der Friedhof auf sehr sandigem Boden angelegt wurde. „Kommt ihr weit genug nach unten, findet ihr den feinsten Strandsand“, wusste sie.

Der älteste Teil des Friedhofs wurde 1814 in Gebrauch genommen. Doch schon 50 Jahre später musste eine Erweiterung vorgenommen werden, gezeichnet von einem deutschen Landschaftsarchitekten. Und wie es früher Brauch war, musste in der ersten Grabstätte bei einer Friedhofseinweihung ein „unbeflecktes, junges Mädchen aus besserem Hause“ bestattet werden. Der Grabstein des nur vier Monate alten Kindes ist noch erhalten. Solche Geschichten erzählt der Friedhof auch.

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