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Kasper Buch möchte sein Hobby zum Beruf machen

Kasper Buch möchte sein Hobby zum Beruf machen

Kasper Buch möchte sein Hobby zum Beruf machen

Mögeltondern/Møgeltønder
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Kasper Buch im Tonstudio in Mögeltondern Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Der 29-jährige Tonderaner arbeitet noch als Altenpfleger in Leos Pflegeheim. Doch er bastelt mit großem Zeitaufwand an seiner Karriere. Ein Auftritt auf einer großen Bühne des Festivals wäre fantastisch.

Im „wirklichen“ Leben ist Kasper Buch Altenpfleger in Leos Pflegeheim in Tondern. Der Traum des 29-jährigen Tonderaners, der heute in Mögeltondern (Møgeltønder) lebt, ist aber eine Karriere als Berufsmusiker. Er möchte solo und mit seiner Band Kasper Buch auf der Bühne stehen und mit seinen eigenen Kompositionen das Publikum begeistern, und damit den Lebensunterhalt für seine kleine Familie bestreiten, zu der Freundin Tamara, die kleine Tochter Andrea sowie der lebhafte King Charles Spaniel Mads zählt.

Er spielt nach Akkorden

Seit dem 12. Lebensjahr spielt er Gitarre. Er kann keine Noten, sondern spielt nach Akkorden. Bei einem Nachbarn habe er einmal in der Woche Privatunterricht bekommen, lacht er. Mit Freunden spielte er später in einer Band und machte quasi Garagenmusik. Gespielt wurde harter Rock wie Metallica. Als die Freunde erwachsen wurden und Tondern verließen, wurde die Band aufgelöst.

Heute widmet sich Kasper Buch in seinen Liedern eher weicheren Klängen. Seinen Stil nennt er Folkrock und Folkpop. „Ich habe ein Faible für die vom Folk inspirierte Musik. Ein Musiker, der mich stark inspiriert hat, ist der amerikanische Gitarrist und Songwriter Jason Isbell, der auch beim Tønder Festival aufgetreten ist.“

Auch im heimischen Musikzimmer wird geprobt. Foto: Brigitta Lassen

Sein musikalisches Interesse schürte das Tønder Festival. „Ich hatte nie die Zeit, als Freiwilliger zu helfen, denn es gab so viel Musik, die ich gerne hören wollte. Das Festival hat viel für meinen musikalischen Werdegang bedeutet. Ich hatte vor einigen Jahren nicht so viel Geld, um mir ein Festivalarmband zu kaufen. Daher sammelte ich leere Flaschen in der Stadt und sparte das Geld für das Armband“, lacht er.

Ich möchte auch Musiker werden. Ich hatte Blut geleckt.

Kasper Buch, Musiker

Als er 2015 im Rahmen des Festivals ein Konzert im Café Victoria besuchte, war ihm klar: „Ich möchte auch Musiker werden. Ich hatte Blut geleckt“, erzählt er.

Er gründete mit drei anderen Freizeitmusikern die Band Southern Sound, die seitdem viele Konzerte in ganz Dänemark und Norddeutschland gegeben hat. Vor einigen Monaten wurde die Musikgruppe nach ihrem Leader, Sänger und Gitarristen Kasper Buch umbenannt.

Kasper Buch arbeitet zielbewusst an seiner Karriere als Musiker. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

„Meine Bandmitglieder forderten mich dazu auf. Southern Sound war schwer auszusprechen und schaffte Verwirrung, und die Bandmitglieder hatten keinen Bezug zu diesem Namen.“ Die Musik ist die gleiche geblieben. Ein wenig ruhige Musik, kombiniert mit eher tempogeladenen Liedern.

 

Das Hemd für den nächsten Auftritt hängt schon bereit. „Ich wasche nicht nach jedem Konzert mein Hemd“, sagt Kasper Buch. Foto: Brigitta Lassen

Die Band trifft sich in Apenrade (Aabenraa) zu Proben. „Ich bin mit meinen 29 Jahren der Jüngste. Der Älteste ist 53 Jahre alt. Wir wohnen in Esbjerg, Vejen, Mögeltondern und Tingleff. Daher treffen wir uns auf halbem Weg in Apenrade“, erzählt er. Der junge Vater ist nicht nur der Songschreiber, sondern auch der Manager, PR-Mann und Mädchen für alles.

Mehr Zeit am Computer als an der Gitarre

„Ich verbringe mehr Zeit vor dem Computer, als mit der Gitarre“, räumt er ein. Doch jede freie Minute nutzt er, um Musik zu machen. 90 Prozent seiner Zeit sitzt er am Computer. Oft müssten auch die Nächte dafür herhalten.

Während viele bei der harten Metallica-Musik das Weite suchen, lassen Kasper Buchs Lieder und seine schöne Stimme den Zuhörer eher verweilen und träumen. „Dabei habe ich in der Schulzeit nie gesungen, sondern eher Gitarre gespielt“, lacht der junge Mann. Er komme eigentlich nicht aus einer sonderlich musikalischen Familie. „Aber meine Mutter Marianne spielt Klavier. Sie fragte mich mal, ob sie mal gemeinsam mit der Band auftreten dürfte. Das geht nicht“, lachte ihr Sohn. „Meine Mutter spielt klassische Musik.“

Am Computer werden die Texte geschrieben. Die Gitarre ist immer griffbereit. Foto: Brigitta Lassen

Im Zuge der Corona-Krise mussten etwa 15 Konzerte gestrichen werden. „Ich sage lieber, dass die Konzerte nicht abgesagt, sondern verschoben worden sind“, unterstreicht der Sänger und Gitarrist. Auch für das kommende Jahr liegen viele Buchungen vor.

Auf die Frage, wie sich Beruf, Familie und Hobby unter einen Hut bringen lassen, antwortet Kasper Buch  und lacht: „Ich habe eine unwahrscheinlich nette Chefin. Die Konzerte finden meistens am Wochenende statt. Normalerweise muss ich jedes zweite Wochenende arbeiten. Die Kollegen sind aber nett, mit mir die Dienste zu tauschen. Ich brauche auch meine Ferien dazu. Heute muss ich meine Ferien aufgrund meiner kleinen Familie eher aufteilen.“

Kasper Buch wohnt mit seiner Familie in Mögeltondern. Dort liegt auch sein Tonstudio. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

„Es freut mich, auf der Bühne zu stehen und zu sehen, dass unsere Musik dem Publikum gefällt. Das Schlimmste wäre, wenn Besucher aufstehen und gehen würden. Ich habe es zwar nie erlebt, aber das wäre fürchterlich. Mir ist es egal, ob wir vor 10, 50 oder 100 Zuhörern spielen. Ich möchte zeigen, dass ich weder überlegen noch arrogant wirke und nicht abgehoben bin.“

 

Keine Jacob-Dinesen-Kopie

Unweigerlich muss die Frage gestellt werden, ob der ebenfalls aus Tondern stammende Jacob Dinesen ein Vorbild sein könnte. „Jacob ist ein sehr guter Musiker. Ich habe ein gutes Verhältnis zu ihm. Ich bin aber Kasper Buch und möchte Jacob nicht kopieren. Wir haben jeder unseren Stil“, unterstreicht der 29-Jährige selbstsicher.

Er sei noch nie offiziell beim Festival aufgetreten. Es sei aber kein Geheimnis, dass er gerne bei einem offiziellen Konzert auf einer der großer Bühnen stehen würde. Als das Festival in diesem Jahr wegen Corona abgesagt werden musste, wurden viele Initiativen zur finanziellen Unterstützung gestartet.

Auch Kasper Buch und seine Band wollten ihren Beitrag leisten. Sie traten bei Gartenfesten in Hoyer und Tondern auf, die in den Festivaltagen gefeiert wurden. In zwölf Stunden gaben sie unentgeltlich zwölf Konzerte. „Wir verkauften 100 Festivalarmbänder und konnten so 10.000 Kronen überreichen", erzählt der 29-Jährige.

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