„Ich habe Inger Poulsen schon immer gekannt. Sie war Kundin im Geschäft meiner Eltern. Ich wusste sofort bei der Planung meines neuen Musikvideos, meines Liedes Howling for you, dass ich gerne in ihrer Wohnung drehen wollte und dass sie eine wichtige Rolle spielen sollte. Mein Plan war es, eine gute Geschichte für meinen Song zu finden, auf die ich stolz sein konnte“, erklärt Mads Langelund, gebürtiger Tonderaner und als Autodidakt als Schauspieler und Musiker unterwegs.

Der 25-Jährige präsentierte der rüstigen 90-Jährigen aus Tondern seine Pläne, und sie willigte ein, als sie das Manuskript gelesen hatte. Dass sie auf ihre alten Tage noch mal in einem Video auftreten sollte, erstaunte die ehemalige Krankenschwester, die in der Westerstraße in der Wiedaustadt wohnt. 

Die Aufnahmen hätten sie sehr gerührt. „Ich lebte mich in die Geschichte hinein, da sie mich an mein eigenes Leben erinnerte. Das war ein ganz besonderes Gefühl. Mehrere Menschen haben mich angehalten und mich und das Musikvideo gelobt. Je mehr ich das Video sehe und die Musik höre, desto dankbarer bin ich für unser Ergebnis", erzählt die Neudarstellerin.

Zurück in die 50er Jahre

Das Video spielt in den 50er Jahren. Zu sehen ist ein junges verliebtes Paar, aber tragischerweise verunglückt er in seinem Auto tödlich. Immer wieder tauchen Parallelen zu ihr und den Jungverliebten auf. Immer wieder werden Szenen mit Inger Poulsen in das Video eingebaut. Die Witwe blickt aus dem Fenster, dreht an ihrem Ehering, geht auf den Dachboden und findet einen Zettel in einer alten Truhe.

Ein Schreiben von ihrem verstorbenen Ehemann, der aber in Wirklichkeit nicht wie im Video bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. In ihrer Stube erscheint ihr im Video der junge Mann (Mads Langelund) und tanzt erst mit seiner Freundin. Inger Poulsen ist es so, als wenn er auch mit ihr tanze.

„Ich hatte das Manuskript schon fertig, bevor ich zu Inger ging. Und sie war so gut“, freut sich Mads Langelund, dessen Musikvideo auf Youtube zu sehen ist. Er bezeichnet die Produktion als sein bisher größtes Projekt. Die Frage, ob er sich eher als singender Schauspieler oder schauspielender Sänger versteht, könne er nicht beantworten. Ich bin wohl ein bisschen von jedem. Ich betrachte mich als kreativen Menschen und muss die ganze Zeit immer etwas Neues kreieren.“

Herr der Ringe

„Ich ging zum Schauspielunterricht, und als ich ,Herr der Ringe' sah, wusste ich, dass ich Schauspieler werden wollte“, erzählt der Selfmademan, der als Mads Ole Langelund Larsen zur Welt kam. Die kürzere Ausgabe benutzt er als Künstlernamen. Er wuchs mit vier Geschwistern auf, besuchte gemeinsam mit dem Musiker Jacob Dinesen die Volksschule und legte an der Handelsschule sein Handelsabitur ab.

„Ich bin fasziniert von der Zeit, Nostalgie und was einmal gewesen ist und was es heute nicht mehr gibt, frei nach dem Sprichwort: Schätz, was du heute hast und lebe dein Leben. Dies finde ich, kommt im Video aber auch im Text meines Lieds zum Ausdruck", meint Langelund.

„Ich vergesse nicht den Augenblick, als mein Nachbar eine Gitarre gekauft hatte. Ich war acht Jahre alt und lief zu ihm, als er gerade ein Lied der amerikanischen Rockband Nirvana spielte. Da war es um mich geschehen“, schwärmt der Tonderaner, der heute in Aarhus lebt.

Dresche beim Filmdebüt

Doch seine ersten Schritte unternahm er als Schauspieler. So bemühte er sich 2006 als Statist um eine Rolle in dem Film „Kunsten at græde i kor“, der unter anderem in der Kommune Tondern gedreht wurde. Der Versuch scheiterte. Besser sah es aus, als im Jahr 2008 der Film „Frygtelig Lykkeligt“ in Hoyer gedreht wurde. Beides Verfilmungen von Romanen des nordschleswigschen Schriftstellers Erling Jepsen.

Die Filmleute suchten im Gardinen- und Teppichgeschäft seiner Eltern Gardinen, als seine Mutter sie fragte, ob sie eine Rolle für ihren zwölfjährigen Sohn hätten. Diesmal klappte es, und er spielte einen kleinen Ladendieb, der für seine Missetat geohrfeigt wird. Halt ein Multikünstler, der mal auf Dänisch, mal auf Englisch singt, unzählige Videos auf Youtube veröffentlicht.

In jüngeren Jahren trat er bei der Tønder Revy auf. Im vergangenen Jahr drehte er für den Handelsverein ein Video, das die Tonderaner in der Corona-Zeit aufforderte, in der Stadt einzukaufen. Das Multitalent besitzt natürlich auch eine Videoproduktionsgesellschaft. Ein Mensch also, der ständig auf Achse ist.

2019 stand er erneut vor der Kamera. Mit keiner Geringeren als Trine Dyrholm im Film „Erna i Krig“, in der sie eine besorgte Mutter während des Ersten Weltkriegs spielt und selbst in den Krieg zieht, um ihren einberufenen Sohn zu beschützen. In diesem Film mimte Mads Langelund einen Soldaten.