Tønder Festival 2021

„Ich hoffe auf mein erstes Festival als Vorsitzender"

„Ich hoffe auf mein erstes Festival als Vorsitzender"

„Ich hoffe auf mein erstes Festival als Vorsitzender"

Tondern/Tønder
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Der Festivalplatz bleibt auch in diesem Jahr verwaist. Foto: Plett Eskildsen/Tønder Festival

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Henrik Juul und die Verantwortlichen warten und warten auf eine Antwort der Politiker: Können wir oder können wir nicht. „TV 2“ sprach mit drei Experten. Branchenverband sieht schwarz für die Festivals.

Im vergangenen Jahr wurde Henrik Juul Vorsitzender des Tønder Festival Fonds. Doch das viertägige Musikereignis wurde 2020 bekanntlich wie alle anderen Veranstaltungen auch wegen Corona abgesagt. Ob es 2021 eines geben wird, ist ungewiss. „Aber ich hoffe, dass ich mein erstes Festival als Vorsitzender erleben kann“, so Juul, ehe die Expertengruppe der Regierung am Freitag ihre Empfehlungen für die Durchführung von Großveranstaltungen vorgelegt hatte. Nun müssen die Folketingsparteien verhandeln und beschließen.

Die Festivals, andere Konzertveranstalter und Künstler warten noch auf eine  Richtlinie der Politiker, ob es überhaupt machbar ist, ein Festival durchzuführen und wenn ja, zu welchen Bedingungen. „Wir arbeiten mit mehreren Szenarien, aber ich kann bei bestem Willen nicht sagen, was passiert. Außerdem warte ich auch auf eine Auswertung der Versuchskonzerte, beispielsweise aus den Niederlanden, wo Publikum mit einem Corona-Pass hereingelassen wurde.“

Finanzieller Faktor spielt eine Rolle

Es ist auch eine finanzielle Frage, wann sich die Durchführung eines Festivals rentiert, wenn an den Besucherzahlen und Konzerten etwas geändert wird. Wo unsere Schmerzgrenze liegt, kann ich nicht sagen. Sicher sind wir aber, dass wir Musik von Qualität bieten wollen, um überhaupt Konzerte durchzuführen. „Aber irgendetwas wollen wir machen. Was, ist die große Preisfrage.“ Daher sei es noch zu früh zu sagen, was werden wird.

Sicher sei aber, dass die Anzahl der Personen, die sich versammeln dürfen, beträchtlich hochgesetzt werden müsse. Zurzeit drehen sich unsere Gespräche fast nur um die Finanzen“, so Henrik Juul. Man hänge also in den Seilen und das Festival an einem seidenen Faden.

Henrik Juul ist seit dem vergangenen Jahr der Vorsitzende des Festivals. Foto: Archivfoto: Elise Rahbek

Für mehrere Festivals, die im Frühsommer hätten starten sollen, sehe es schwarz aus. Einige haben sich schon zu Absagen genötigt gefühlt. Dass das Tønder Festival terminlich erst Ende August stattfinden soll, könnte ein Vorteil sein, wenn der Impfkalender abgearbeitet worden ist. Aber wer weiß das schon? Ich bin mir sicher, dass ein Corona-Pass obligatorisch wird.“

Viele sehnen sich – wie hier 2019 beim Tønder Festival – auf ausgelassene Festivalstimmung. Foto: Archivfoto: Karin Riggelsen

 

 „TV 2“ befragt Experten

Der dänische Fernsehsender „TV 2“ hat drei Experten befragt, wie realistisch eine Durchführung von Festivals überhaupt ist. Die Interviewpartner waren drei Professoren und Covid-19-Experten: Søren Riis Paludan, Professor am Institut für Biomedizin, Hans Jørn Kolmos, Professor für klinische Mikrobiologie an der Universität Süddänemark, und Allan Randrup Thomsen, Professor für experimentelle Virologie an der Universität Kopenhagen.

Festivals im Mai – ja oder nein:

Paludan: Aus meiner Sicht wäre es aus gesundheitlichem Aspekt vertretbar, wenn Ende Mai Festivals und Stadtfeste stattfinden. Unsicherheit schafft aber der Einsatz des Impfstoffs von Johnson & Johnson.

Kolmos: Das Versammlungsverbot müsste natürlich kräftig nach oben gesetzt werden, damit es mit den Festivals harmoniert. Der Mai ist zu früh für Festivals.

Randrup Thomsen: Ich zweifle, dass es im kommenden Monat machbar ist. Bis dahin sind nicht alle 50 Jahre und älter geimpft. Diese Jahrgänge besuchen gerne Festivals. Dafür sprechen Tests vor der Ankunft und eine Aufteilung in Zonen wie beim Fußball.

Roskilde Festival und North Side in Aarhus im Juni – ja oder nein

Paludan: Die Chancen für das Festival North Side sind besser, da die Gäste nicht dicht an dicht auf einem Campingplatz übernachten. Gegen Roskilde spricht alles: zu groß und über mehrere Tage. Dort müssten die Besucherzahlen begrenzt werden. Tests vor und während des Festivals müssten genommen werden, was eine logistische Herausforderung ist.

Kolmos: Das ist sehr, sehr früh. Wir sind bislang nach dem Vorsichtsprinzip verfahren. Daher wäre es äußerst ärgerlich, wenn sich Menschen im Alter von 50 Jahren und jünger anstecken, die nicht fertig geimpft sind.

Thomsen: Ein Termin im Juni ist immer noch gefährlich. An und für sich müsste ein negativer Antigentest jeden Tag gefordert werden. Roskilde Festival ist sehr problematisch. Zu viele Menschen, versammelt über mehrere Tage. Kommst du mit einem Schnelltest, kannst du nicht sicher sein, dass du nicht schon am kommenden Tag einen anderen ansteckst.

Skanderborg Festivals im August – ja oder nein

Paludan: Nach dem zurzeit geltenden Impfkalender müsste es machbar sein, denn im August müssten alle geimpft sein. Wenn zu diesem Zeitpunkt keine normalen Verhältnisse herrschen, haben wir ein gigantisches Problem, wenn wir eine Welt mit Restriktionen akzeptieren.

Kolmos: Das sieht schon besser aus. Wenn alle 16- bis 30-Jährigen fertig geimpft sind, kann man Festivals bei Vorlage eines Corona-Passes durchführen. Aber ich muss glaube erst, wenn ich es sehe, wenn ich mir den Impfkalender anschaue.

Thomsen: Falls der Impfkalender eingehalten werden kann und alle die zweite Impfung bekommen haben, wäre es möglich. Immer noch müsste aber ein negativer Test vorgezeigt werden, denn kein Impfstoff ist 100 Prozent sicher. Ich habe aber meine Vorbehalte, wenn sich zwischen 10.000 und 20.000 oder sogar mehr Menschen versammeln.

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