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Grenzüberschreitender Tanz: Gemeinsam etwas auf die Beine stellen

Grenzüberschreitender Tanz: Gemeinsam etwas auf die Beine stellen

Tanzprojekt: Gemeinsam etwas auf die Beine stellen

Florian Schaaf
Florian Schaaf
Tondern/Tønder
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Angeleitet von zwei professionellen Tänzerinnen tanzten deutsche und dänische Jugendliche. Foto: Florian Schaaf

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Welchen Einfluss hat Tanz in einer Welt am Abgrund? Und wie ist es, mit Jugendlichen aus einer anderen Kultur eine Choreografie zu entwickeln? Schülerinnen und Schüler aus Deutschland und Dänemark haben sich in einer viertägigen Workshop-Reihe gemeinsam mit Tanz und Kalligrafie befasst.

Die Fenster im Festsaal der Tonderner Volksschule sind abgedunkelt, kleine Strahler tauchen den Bühnenbereich der Halle in ein stimmungsvolles Licht.

Im Zentrum der Aufmerksamkeit befinden sich zwei Tänzerinnen, die sich gemeinsam aus einem schwarzen Stoffschlauch herauswinden, während eine Frau im dunkelblauen Gewand ihnen kalligrafische Schriftzeichen auf die Haut malt.

Nachdem die Geburt vollzogen ist, betreten knapp 60 Schülerinnen und Schüler der deutschen Heinrich-Heine-Schule in Büdelsdorf und der Tønder Overbygningsskole den Saal und schließen sich einer schwungvollen Tanz-Darbietung an. Die dänischen Mädchen und Jungen sind 13 bis 14 Jahre alt, die deutschen 16 bis 17.

Die beiden Tänzerinnen kommen aus Mexiko und Australien und studieren in Hamburg Tanz. Foto: Florian Schaaf

  

In den eigenen Körper zurückfinden und sich grenzüberschreitend austauschen

Die gezeigte Aufführung ist das Finale der viertägigen Workshop-Projektreihe „DanceArt Sønderjylland-Schleswig – Tanz und Kalligrafie“ der NoBordersCompany, das mit Interreg-Mitteln gefördert wurde.

Im Wechsel übten die Jugendlichen die Choreografie an zwei Tagen allein und an zwei Tagen gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern der anderen Seite ein – jeweils einmal in Deutschland und einmal in Dänemark.

Durch tänzerische Bewegungen drücken die Teilnehmenden die Bedeutung von kalligrafischen Schriftzeichen, wie Frieden, Mitgefühl oder allumfassende Liebe, körperlich aus.

„In einer Welt, die am Abgrund steht und von überschäumendem Egoismus geprägt ist, hilft das Tanzprojekt, in den eigenen Körper zurückzufinden“, erklärt Stela Korljan, Choreografin und Kulturvermittlerin. Das wirke sich auch auf das Publikum aus.

Die Zuschauenden können in der abstrakten Darstellung ihre eigene Bedeutung finden: „Kunst muss sich nicht erklären, sie berührt auf ihre Weise“, versichert die Choreografin.

Eines der Hauptziele der Veranstaltung ist es, grenzüberschreitenden Austausch zu ermöglichen: Jugendliche der anderen Seite der Grenze kennenzulernen, Erfahrungen zu teilen, Freundschaften zu schließen.

Die Schülerinnen und Schüler kamen aus Tondern und Büdelsdorf. Foto: Florian Schaaf

 

Ein gemeinsames Erlebnis

 

„Besonders schön fand ich die Gemeinschaft, die entstanden ist“, erzählt Sigrid Bogh Christensen, Schülerin aus Tondern.

Ihre Mitschülerin Sarah Pornobi Yaseen findet es besonders spannend, Jugendliche aus einer anderen Kultur kennenzulernen: „Mit den verschiedenen Sprachen, dem Alltag – wie man ist.“

Die Kommunikation zwischen den jungen Menschen klappe mittlerweile sehr gut: „Am Anfang war es schwierig, aber es läuft besser als gedacht. Wir kommunizieren auf Englisch, das funktioniert“, erklärt Sigrid.

Der Besuch der deutschen Schule war für die beiden zuerst ein wenig fremd: „Wir waren zurückhaltender als normal“, meint Sarah. Den Deutschen scheint es jedoch ähnlich zu gehen: „Sie reden hier nicht so viel“, beobachtet Sigrid.

Marvin Möhrke und Leefke Heide gehen auf die Schule in Büdelsdorf auf deutscher Seite.

„Es ist ein Erlebnis, mit unterschiedlichen Menschen zusammenzuarbeiten und gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen“, findet Marvin. Zudem sei er erstaunt gewesen, wie schnell und gut alles funktioniert habe.

Auch Leefke findet es spannend, mit anderen Kulturen in Berührung zu kommen. „Man findet eine eigene Art und Weise zu kommunizieren“, beschreibt sie das Miteinander.

Marvin Möhrke und Leefke Heide Foto: Florian Schaaf

 

Erst der Anfang

 

Lauter und wiederholter Applaus füllt den Festsaal, als die Vorstellung zu Ende geht. Erwachsene und auch Jugendliche äußern freudig Lob und Dankbarkeit.

Nach einer kleinen Feedbacksession, die von lärmenden Jugendlichen auf dem Gang herausgefordert wird, sind herzliche Verabschiedungsszenen zu beobachten, bevor die deutschen Schülerinnen und Schüler zum Bus eilen, der in Kürze gen Heimat abfahren soll.

Das Projekt neigt sich dem Ende und ist doch erst der Anfang. Geplant ist eine mehrjährige Kooperation mit weiteren Schulen – sogar ein DanceArt-Festival soll entstehen.

Fürs Erste kehrt jedoch Ruhe ein in der Schule – bereit für den nächsten Sturm.

 

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