Unfallgefahr

Gezielter Einsatz gegen Drogen am Steuer

Gezielter Einsatz gegen Drogen am Steuer

Gezielter Einsatz gegen Drogen am Steuer

Tondern/Tønder
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Überwiegend sind es junge Männer, die mit illegalen Stoffen im Blut von der Polizei gestoppt werden. In der Nacht zu Montag war es jedoch auf dem Ribe Landevej in Tondern eine 20-jährige Autofahrerin, die Cannabis konsumiert hatte. Foto: Monika Thomsen

In der Kommune Tondern hat die Polizei seit Jahresanfang 108 Verkehrsteilnehmer erwischt, die sich trotz des Konsums von Drogen hinter das Steuer geklemmt hatten. Im Vergleich dazu gab es 41 Fälle von Trunkenheit am Steuer. Der „Nordschleswiger" sprach zu dem Thema mit dem Leiter der Verkehrspolizei.

„Drogen am Steuer“, diese Meldung und ähnliche Varianten tauchen als Nachricht aus dem Polizeiprotokoll an der Westküste mittlerweile häufiger auf, als dies mit alkoholisierten Fahrern der Fall ist.

In der Kommune Tondern hat die Anzahl der Drogenfahrer bereits 2019 die Alkoholfahrer überholt.

Dort sind der Polizei für Nordschleswig und Süddänemark vom 1. Januar bis zum 20. Oktober 108 Autofahrer und Autofahrerinnen ins Netz gegangen, die Drogen konsumiert hatten, wie vom Leiter der Verkehrsabteilung der Polizei, Knud Reinholdt, zu erfahren ist.

Im gleichen Zeitraum gab es 41 Fälle von Trunkenheit am Steuer.

Steigende Zahlen

In den ersten acht Monaten des Jahres wurden 90 Personen erwischt, die unter dem Einfluss von Rauschmitteln standen. 2019 waren es in der gleichen Zeitspanne 56, und 2018 betrug die Zahl 23.

Die realen Zahlen fallen sogar noch höher aus, da im vorliegenden Material die Verkehrsunfälle mit Drogen nicht miteinbezogen sind.

Der Polizist berichtet, dass in der Kommune Tondern auch die Fälle zu Buche schlagen, die bei der Grenzkontrolle in Seth (Sæd) während der coronabedingten Schließung der anderen Grenzübergänge entdeckt wurden.

Ich denke nicht, dass mehr als früher herumfahren, sondern dass es auf unseren Kontrolleinsatz zurückzuführen ist.
 

Knud Reinholdt, Leiter der Verkehrspolizei

Zur Frage, ob die steigende Tendenz darauf zurückzuführen ist, dass sich mehr Menschen nach der Einnahme von Drogen hinter das Steuer klemmen, oder ob die Polizei besser geworden ist, die Drogenkonsumenten zu entlarven, erklärt Knud Reinholdt: „Ich denke nicht, dass mehr als früher herumfahren, sondern dass es auf unseren Kontrolleinsatz zurückzuführen ist.“

„Laut unserem Erfahrungswert handelt es sich oft um junge Männer zwischen 18 und 30 Jahren. Viele von ihnen sind Fahrzeughalter, die gerne mit ihrem Auto unterwegs sind. Dabei handelt es sich vielleicht nicht um das neueste Modell, und es mag auch nicht in der besten Verfassung sein. Zudem fahren sie in einem etwas frischen Tempo“, nennt Reinholdt einige Anhaltspunkte, die dazu führen, dass die Polizei den Kiffern auf die Schliche kommt.

Seit 2014 Drogentests

„Mittlerweile sind nahezu alle unsere Streifenfahrzeuge mit der 2014 eingeführten Apparatur für einen Drogenschnelltest ausgestattet, oder sie kann schnell herangeschafft werden“, so Reinholdt mit Blick auf den Testvorgang mit einer Speichelprobe. Der Test für sieben verschiedene Stoffe würde in etwa eine Viertelstunde dauern.

Bei einem Nachweis werden die Getesteten festgenommen und zur Entnahme einer Blutprobe ins Krankenhaus gebracht. Diese bringt das genaue Ergebnis.

Der Leiter der Verkehrspolizei, Knud Reinholdt, in einem Video der Kommune Tondern. (Bildschirmfoto) Foto: Monika Thomsen

„Bei Hasch gibt es auf der Grundlage der nachgewiesenen Werte ein Strafmaß in Stufen. Angefangen von einem Vermerk im Fahrregister, gefolgt von einer Aberkennung des Führerscheins auf Bewährung bis hin zum Entzug des Führerscheins für die Dauer von drei Jahren“, erläutert Reinholdt.

Wird die Bagatell-Grenze bei den anderen Stoffen überschritten, ist die Fahrerlaubnis für drei Jahre flöten.

„Hasch kann am längsten nachgewiesen werden. Bei den anderen Stoffen will ich aber nicht ausschließen, dass sie auch noch an den ersten Tagen der Woche nachgewiesen werden können, wenn sie am Wochenende eingenommen wurden“, sagt der Polizeioberrat (Vicepolitiinspektør).

Keine Wissenslücke

„Die jungen Menschen können nicht sagen, sie wüssten nicht, dass sie nicht unter Drogen fahren dürfen. Das ist Bestandteil des theoretischen Fahrunterrichts“, so Reinholdt.

Er erwähnt, dass Bürger, denen der Führerschein aufgrund von Drogen aberkannt worden ist, entsprechend wie alkoholisierte Autofahrer an einem Verkehrskurs in Regie der Region Süddänemark teilnehmen müssen.

„Den müssen sie selbstr bezahlen“, so Knud Reinholdt.

Erhöhte Unfallgefahr

Er weist auf die Unfallgefahr durch Drogen am Steuer hin. Bei Hasch steige das Risiko um ein- bis dreimal. Durch Kokain erhöht sich die Gefahr um ein Zwei- bis Zehnfaches. „Bei einer Mischung aus Drogen und Alkohol steigt die Gefahr um bis zu 200-mal“, so Reinholdt.

Wegen der steigenden Zahlen hat die Polizei unlängst erstmals im nordschleswigschen und süddänischen Raum eine Kampagne im Kampf gegen Drogen am Steuer initiiert.

Kein schneller Erfolg

Reinholdt erwartet nicht, dass sich der Erfolg von heute auf morgen einstellen wird. „Wie bei der Alkoholkampagne handelt es sich um einen langen zähen Einsatz, um eine Änderung zu erzielen“, sagt Reinholdt.

2019 wurden im gesamten Polizeikreis 1.275 berauschte Fahrer/innen gefasst.

„Dieses Jahr werden es mehr, da wir jetzt schon einen Stand von 1.200 erreicht haben“, so Reinholdt. 2018 waren es 1.039 Personen.

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