Kirche und Sozialdienst

Mit Geschichte auf Erntedank eingestimmt

Mit Geschichte auf Erntedank eingestimmt

Mit Geschichte auf Erntedank eingestimmt

Matthias Alpen
Matthias Alpen
Hoyer/Højer
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Der Ruttebüller Thomas Georg Nielsen Foto: Privat

Thomas Georg Nielsen nahm die Teilnehmer auf eine detaillierte Reise in die Vergangenheit von Ruttebüll mit. Sonntag Erntedankgottesdienst mit zwei Pastoren in Hoyer.

Seit vielen Jahren lädt der Sozialdienst in Hoyer die Nordschleswigsche Gemeinde ein, um sich gemeinsam auf das Erntedankfest einzustimmen. Auf ganz verschiedene Art näherten wir uns an den Nachmittagen dem Thema: Durch das Singen bekannter und auch unbekannter deutscher Herbst- und Erntelieder, mit Bildern zur Entwicklung der Landwirtschaft oder auch der Schatzsuche in der Gegend von Hoyer.

Das Wort „Danke“ buchstabiert aus eigenem Erleben, aber auch durch den Blick, was wir in unserer Heimat alles entdecken können.

In diesem Jahr war Thomas Georg Nielsen Gast im Alten Bürgermeisterkontor und er berichtete – auf Sønderjysk (!) – kenntnisreich und detailliert aus der Geschichte Ruttebülls. Als dann nach dem Bericht Fragen gestellt wurden, fasste eine Teilnehmerin den Nachmittag zusammen:
 

Ja, ihr habt ordentlich (in Ruttebüll) Geschichte gemacht.

Eine Teilnehmerin

„Ja, ihr habt ordentlich (in Ruttebüll) Geschichte gemacht.“

Thomas G. Nielsen ist mit seinen 87 Jahren ein ausgezeichneter Kenner des kleinen Grenzortes. Er kann Geschichten von ganz früher und auch heute erzählen.

Schmuggel-Gelegenheit nicht ausgenutzt

Und oft brachte er  die Zuhörer zum Lachen, wenn er kleine Anekdoten schilderte, zum Beispiel, wenn er einen Brief aus der Familie vorlas, in dem die 64-jährige Christine Jensen 1928 das deutsche Zollwesen darum bat, doch auf dem Klinkerweg zu ihren Milchkühen zu gelangen, anstatt einen langen Umweg gehen zu müssen. Sie würde diese Gelegenheit auch nicht dazu benutzen zu schmuggeln!

Thomas Nielsen ging in der Geschichte bis ins 14. Jahrhundert zurück, wo Ruttebüll noch auf einer Hallig lag. Er erzählte vom Deich, den Herzog Hans von Ruttebüll nach Hoyer ab 1553 bauen ließ. Vieles wusste Nielsen über den Fischfang und die (Binsen-)Ernte auf dem Ruttebüller See zu berichten, auch wie die Boote auf der Wiedau nach Tondern kamen.

Die Bedeutung der Grenzziehung

 Vor 100 Jahren ist die Grenze neu gezogen worden. Thomas Nielsen beschrieb, was das für Rosenkranz und Ruttebüll bedeutete. Auch konnte er aus der Familiengeschichte erzählen, warum die Grenze so, wie sie heute läuft, gezogen wurde. Einige Kriegswitwen baten seinerzeit darum, und diesem Wunsch folgend wurde der Grenzpfahl von der internationalen Kommission dann dort eingesteckt.

Das Wissen Nielsens kann kaum in aller Kürze wiedergegeben werden. Er erzählte vom jungen Maler Emil Nolde, der in Ruttebüll zu Gast war, der geschlossenen Grenze nach dem Krieg und vielem anderen. Die Versammlung dankte mit langem Beifall. Nicht nur Geschichtskenntnisse wurden erweitert, auch lernten wir, wie die Menschen mit den Gegebenheiten ihrer Natur umgingen, aus ihr ernteten.

Die Versammlung summte

Das Treffen war das erste nach den Ferien. Wegen der speziellen Bedingungen in diesem Jahr musste man sich anmelden. Mit Mundschutz und zur Begleitung von Regine Wheale wurde zu Liedern gesummt, was überraschend gut funktionierte. Edith Pörksens Apfelkuchen schmeckte allen sehr gut.

Der Erntedankgottesdienst ist in Hoyer (Højer) am Sonntag, 4. Oktober, ab 10.30 in der Kirche. Zwei (!) Pastoren gestalten den Gottesdienst, Matthias Alpen als Liturg und Pastor Martin Witte aus Süderwilstrup, der die Orgel spielt.

 

 

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Cornelius von Tiedemann
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