Vortragsreihe

Gál: Grenzziehungen vor 100 Jahren sorgen noch heute für Spannungen in Europa

Gál: Grenzziehungen vor 100 Jahren sorgen noch heute für Spannungen in Europa

Gál: Grenzziehungen sorgen noch heute für Spannungen

Mögeltondern/Møgeltønder
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ECMI-Vorstandsvorsitzender Jørgen Kühl hatte Kinga Gál vorgestellt, die ihren Vortrag in englischer Sprache hielt. Sie spricht auch sehr gut Deutsch. Foto: hee

Die Ungarische Europaabgeordnete Kinga Gál sprach im Rahmen der Vortragsreihe „Krieg und Frieden – 100 Jahre neue Grenzen in Europa“ in Mögeltondern.

Die ungarische Abgeordnete im Europaparlament, Kinga Gál, hat im Rahmen der Vortragsreihe „Krieg und Frieden – 100 Jahre neue Grenzen in Europa“ im Schlosskrug Schackenborg darauf hingewiesen, dass es in Europa und gerade auch rund um ihren Heimatstaat Ungarn, trotz Mitgliedschaft vieler Länder Mittel- und Osteuropas in der EU, immer noch Spannungen aufgrund der dortigen Grenzziehungen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gibt. 

Die Politikerin der ungarischen Regierungspartei Fides erklärte, dass es dort auch 100 Jahre nach den Grenzziehungen aufgrund des Friedensvertrags von Trianon 1920 keine friedlichen Grenzregionen wie entlang der deutsch-dänischen Grenze gebe.

Große Veränderungen

Sie begründete das mit dem Umstand, dass kein Land wie Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg rund ein Drittel seines Staatsgebiet abtreten musste – mit einem fast ebenso großen Anteil der ungarischen Bevölkerung. Erst nach 1989 sei es in den früheren Ostblockstaaten möglich gewesen, Minderheitenrechte einzufordern und – wie Ungarn – die mehreren Millionen Ungarn, die in der Slowakei, Rumänien, Serbien und der Ukraine leben, z. B. kulturell und beim Betrieb von Schulen zu unterstützen.

„40 Jahre war die Existenz der ungarischen Einwohner in den Nachbarländern während der Zeit der kommunistischen Diktaturen totgeschwiegen worden“, so Kinga Gál, die selbst aus dem rumänischen Siebenbürgen stammt. 

Die Entwicklung zu einem friedlichen Zusammenleben von Mehrheiten und Minderheiten wie in Nord- und Südschleswig oder Lösungen wie in Südtirol habe es rund um Ungarn nicht gegeben. Sie unterstrich, dass Ungarn nach 1989 den eigenen inländischen Minderheiten große Freiheiten gewährt habe, um damit auch die Sache der ungarischen Minderheiten zu unterstützen. 

„Es hat ein Auf und Ab hinsichtlich der Situation der ungarischen Volksgruppen in den Nachbarstaaten gegeben", so Gál und wies auf Verbesserungen im Zuge der Aufnahme vieler Staaten in die EU hin. Sie bemühe sich im Rahmen einer Intergruppe von Vertretern der Staaten mit Minderheiten innerhalb des Europaparlaments für eine stärkere Einbeziehung von Minderheitenfragen in die EU-Politik. Der Erfolg der Europäischen Bürgerinitiative für Minderheitenrechte sei auch durch die Intergruppe und breite Unterstützung in und um Ungarn erreicht worden. Nun hoffe man auf weitere Schritte der neuen EU-Kommission. 

Diskussion im Anschluss

Die gut besuchte Veranstaltung, die die Direktorin der Schackenborgstiftung, Trine Jacobsen und Tondern Bürgermeister Henrik Franzen, eröffnet hatten, umfasste auch eine Diskussion mit der Referentin, die u. a. auch befragt wurde, wie sie es mit der Politik des ungarischen Ministerpräsidenten Orban halte. Sie verwies darauf, dass dieser große Unterstützung in Ungarn erhalten habe, nachdem viele Menschen die Wirtschaftskrise zu spüren bekommen hatten. Sie wies darauf hin, dass es erst kürzlich der Opposition möglich war, bei den Kommunalwahlen eine Mehrheit in der Hauptstadt Budapest zu erobern. 

Diskussionsleiter Jørgen Kühl, Vorstandsvorsitzender des Mitveranstalters der Vortragsreihe, des Minderheitenforschungsinstitutes ECMI in Flensburg, hatte in seiner Einführung an die Tätigkeit Kinga Gáls im ECMI in den 1990er Jahren erinnert. 

Die Dänische Außenpolitische Gesellschaft ist ebenfalls Mitveranstalterin neben der Schackenborg-Stiftung, für die Siegfried Matlok der Referentin für ihr Kommen nach Mögeltondern dankte. Die kommenden Vorträge finden wieder im Schloss Schackenborg statt, wo aktuell wegen der Weihnachtsveranstaltungen alle Räumlichkeiten belegt sind.  

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