Deutsche Minderheit

Bürgermeister löste sein Versprechen ein

Bürgermeister löste sein Versprechen ein

Bürgermeister löste sein Versprechen ein

Tondern/Tønder
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Jørgen Popp Petersen sorgte für volle Tische im Brorsonhaus. Foto: Anke Haagensen

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Wegen anderer Verpflichtungen hatte Jørgen Popp Petersen der deutschen Kirchengemeinde in Tondern kürzlich absagen müssen. Dafür gab er sich in dieser Woche bei einer Veranstaltung im Brorsonhaus umso mehr Zeit.

Wegen anderer Verpflichtungen hatte Jørgen Popp Petersen der deutschen Kirchengemeinde in Tondern kürzlich absagen müssen. Dafür nahm er sich in dieser Woche bei einer Veranstaltung im Brorsonhaus umso mehr Zeit.

Jørgen Popp Petersen ist ein viel beschäftigter Mann, auf den es sich lohnte zu warten. Eigentlich hätte er dem deutschen Teil der Tonderner Kirchengemeinde schon im Frühjahr einen Besuch abstatten wollen, musste aber relativ kurzfristig absagen, weil ihm ein wichtiger Termin dazwischengekommen war. Am Mittwoch löste er nun sein Wort ein.

„Popp“-Star ohne Allüren

Tonderns „deutscher“ Bürgermeister, der auch in landesweiten Funk- und Fernsehinterviews „Synnejysk“ – die Sprache des Landesteils redet – ist grenzüberschreitend Titelthema gewesen.  

Der Ruhm ist ihm aber nicht etwa zu Kopfe gestiegen. Eher im Gegenteil. Äußerst bescheiden gab er den interessiert lauschenden Zuhörerinnen und Zuhörern im Brorsonhaus einen Einblick in den Stammbaum der Familie Popp Petersen, der unter anderem einen Schützenkönig in Tondern enthielt.

Jede Form von Fanatismus ist ihm zuwider. Foto: Anke Haagensen

Fanatismus ist ihm zuwider

Er stammt aus einer typisch nordschleswigschen Familie, in der die Haussprache „Synnejysk“ war. Jørgen besuchte den deutschen Kindergarten, kam aber in die dänische Schule. Die Hintergründe dieser Entscheidung seiner Eltern sind ihm bis heute nicht wirklich klar. „Ich bin aber froh, in einer Familie aufgewachsen zu sein, die nicht fanatisch war, weder in der einen oder anderen Art“, stellte Popp fest.

Er ist verheiratet mit Elsbeth, Vater von vier (erwachsenen) Töchtern und zweifacher Opa. Ein drittes Enkelkind ist unterwegs. Die Unterstützung der Familie ist ihm gewiss und ohne die Rückendeckung seiner „Frauen“ wäre seine politische Karriere nicht möglich gewesen, weiß er selbst.

Die Teilnehmenden erhielten Einblicke in das Privatleben Jørgen Popp Petersens. Foto: Anke Haagensen

Landwirt und Musiker

Jørgen Popp Petersen ist ausgebildeter Landwirt und betreibt eine Ferkelproduktion in Seewang (Søvang), wo er auch aufgewachsen ist. Obwohl er seit dem 1. Januar 2022 Vollzeit-Bürgermeister der Kommune Tondern ist, beginnt er jeden Tag mit einem Gang durch den Stall und einem kurzen Gespräch mit seinem Betriebsleiter.

In der Volksschule in Lügumkloster mussten alle Kinder ein Instrument lernen. Lehrer Clausen entdeckte das musikalische Talent des jungen Jørgen und holte ihn später in sein Musikensemble. „Tante Tuttes Knævarmere“, so der kuriose Name der Kombo, gibt es noch heute. Sie kombiniert Musik mit Humor. Jørgen Popp ist jedoch nicht mehr dabei, seitdem er für die Schleswigsche Partei in den Stadtrat zog.  

Mit den „Kniewärmern“ ist er nicht nur in ganz Dänemark aufgetreten. Konzertreisen haben ihn unter anderem auch in die USA gebracht.  

Wichtiger als deutsche Grammatik ist ihm, sich für sein Gegenüber zu interessieren. Foto: Anke Haagensen

Historische Wahlnacht

Natürlich ging er auch kurz auf die historische Wahlnacht im November des vergangenen Jahres ein, als er als „Deutscher“ zum Bürgermeister gewählt wurde. Dass sein Deutsch nicht perfekt sei, wisse er, aber ein kluger Mann hatte einst gemeint: „Wichtiger als die Grammatik ist es, sich für sein Gegenüber zu interessieren.“ Das ist zu seinem Leitspruch geworden.

Die ersten Monate als Kommunaloberhaupt wurden natürlich auch thematisiert. Der „Welpenschutz“, wenn es ihn überhaupt gegeben hat, ist vorbei. Mit dem Amt ist auch viel Verantwortung und viel Arbeit verbunden. Es müssen Entscheidungen gefällt werden. Am liebsten natürlich im Dialog, aber Jørgen Popp kann auch auf den Tisch hauen und durchgreifen. Genau das hat er erst kürzlich in Sachen Hafenausschuss Röm (Rømø) getan.

Voller Terminkalender

Der Rest des Jahres ist eigentlich schon verplant – bis auf 14 Tage im Juli, in denen er mit seiner Frau Urlaub macht. Vorher muss aber noch der Kommunalhaushalt auf die Schienen gebracht werden und die letzten losen Enden vor dem Königinnenbesuch am 6. August verbunden werden. Auf die Frage, in welcher Sprache er mit der Majestätin kommunizieren wird, lautet seine Antwort: „Synnejysk, natürlich!“ Er ist sich sicher, dass sie ihn verstehen wird.

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