Lokalpolitik

Arbeitsgruppe knöpft sich den Hafen in Havneby vor

Arbeitsgruppe knöpft sich den Hafen in Havneby vor

Arbeitsgruppe knöpft sich den Hafen in Havneby vor

Röm/Rømø
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Eine politische Arbeitsgruppe soll sich mit der generellen Entwicklung im Havnebyer Hafen befassen. Foto: Monika Thomsen

Der Kommunalrat stimmte der Bildung eines neuen politischen Gremiums zu. Der Hafenvorsitzende hat nichts dagegen, dass sich der Besitzer einschaltet, er wundert sich aber über die Argumentation des Antragsstellers.

„Ein Besitzer hat ja jederzeit das Recht zu prüfen, wie es mit seinem Unternehmen läuft“, kommentiert Henning Schmidt die Entscheidung des Tonderner Kommunalrats, einen politischen Ausschuss zu bilden, der sich mit der generellen Entwicklung des Hafens in Havneby befassen soll.

Schmidt, früherer konservativer Stadtratspolitiker, ist Vorsitzender des Hafens, der im Besitz der Kommune ist, aber in Eigenregie mit einem Vorstand läuft.

Selbstständige Einheit mit eigenen Finanzen

„Der kommunale Hafen ist eine selbstständige Einheit mit selbstständigen Finanzen. Machen wir Schulden, müssen wir sie selbst zurückzahlen, die Kommune bürgt aber dafür.

Wären wir ein rein kommunaler Hafen, würden die Darlehen Bestandteil der kommunalen Schulden werden“, erläutert Schmidt das Konstrukt.

Kein protziges Ergebnis

Auf der Stadtratssitzung hatte sich der Kommunalrat mit dem finanziellen Ergebnis für 2019 befasst.

„Das ist nicht protzig, es sind aber keine roten Zahlen“, erklärte mit Venstre-Fraktionssprecher Preben Linnet der zweite Vorsitzende des Hafens mit Blick auf die Gewinnspanne in Höhe von 104.000 Kronen.

Die Lage mit der Fischerei sei nie schlechter gewesen. Der Hafen würde auf Jahresbasis ungefähr zwei Millionen Kronen von seinen Schulden in Höhe von etwa 40 Millionen Kronen tilgen.

Eine finanzielle Bürde

Das Gros der Schulden ist auf den Nordkai zurückzuführen, wie Schmidt dem „Nordschleswiger" erläutert.

„Der Nordkai ist eine große finanzielle Bürde, der sich mit Einnahmen schwertut und uns gegenwärtig jährlich 1,5 Millionen Kronen kostet“, sagte Linnet.

2019 wurden nahezu keine Krabben im Hafen in Havneby angelandet. Foto: Monika Thomsen

„Tragfähiger Betrieb so nicht möglich"

Thomas Ørting Jørgensen (Borgerlisten), meinte, dass der Hafen eine bessere Behandlung verdient hätte, als der Kommunalrat ihm gewähren würde.

Nur mit der Krabbenfischerei und dem Fährverkehr als Standbeine sei ein tragfähiger Betrieb nicht möglich, so Ørting Jørgensen, der früher Vorsitzender des Hafens gewesen ist.

Der Hafen hätte für die Instandhaltungsarbeiten einen Kredit von sechs Millionen Kronen aufnehmen müssen. Die Wartungsarbeiten hätten seines Erachtens vom Betriebshaushalt eingedeckt werden müssen.

Richtung für Entwicklung gefragt

Er monierte, dass die Heliport-Planung eingestellt und Fläche in Hafennähe zu Wohnungs- oder touristischen Zwecken zum Verkauf angeboten wurden.

„Als Besitzer müssen wir uns einig sein, in welche Richtung es für den Hafen gehen soll, damit er nicht zwischen zwei Stühlen landet“, so Jørgensen.

Grünes Licht für abgeänderten Vorschlag

Einer modifizierten Ausgabe seines Vorschlags, einen Ausschuss zu bilden, stimmten seine 30 Stadtratskollegen anschließend zu. Nicht ohne anzumerken, dass sie diesen gerne vorab gesehen, oder erörtert hätten.

Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) warnte davor, dem Vorstand das Gefühl zu geben, in eine Nebenspur bugsiert zu werden.

Bisher hat es seitens der drei Vorstandsmitglieder aus dem Kreis des Kommunalrats keine Meldungen gegeben, dass sie nicht mit unserem Geschäftsplan und dem angestrebten Kurs einverstanden sind.

Henning Schmidt, Hafenvorsitzender

„Bisher hat es seitens der drei Vorstandsmitglieder aus dem Kreis des Kommunalrats keine Meldungen gegeben, dass sie nicht mit unserem Geschäftsplan und dem angestrebten Kurs einverstanden sind“, wundert sich Schmidt etwas, der die Entscheidung mit der Arbeitsgruppe jedoch für fair genug hält.

Der Hafenvorstand
• Henning Schmidt, Vorsitzender, Unternehmer
• Preben Linnet, zweiter Vorsitzender, Stadtratsmitglied (Venstre)
• Bent Aabling Paulsen, Stadtratsmitglied (DF)
• Harald Christensen, Stadtratsmitglied (Soz.)
• Henrik Kleis, Anwalt
• Niels Johannesen, Projektchef
• Peter Winter Johnsen, technischer Direktor

Begründung stößt auf

Die Begründung Ørting Jørgensens, dass die Kreditaufnahme erfolgt sei, um Instandhaltungsarbeiten durchzuführen, findet Schmidt hingegen nicht besonders prickelnd.

„Im Prinzip handelt es sich um die Fertigstellung des Nordkais. Das sind Arbeiten, die damals nie abgeschlossen wurden“, schickt der Vorsitzende eine Spitze in Richtung Ørting Jørgensen.

Sein Vorgänger sei ein Befürworter des Heliports und des großen Ausbauplans gewesen.

Vorsichtigere Linie

„Ich habe da einen anderen Ansatz. Wir investieren kein Geld, wenn dabei kein Geschäft herausspringt.

Wir investieren erst, wenn wir einen Vertrag haben, während man das früher allein in der Hoffnung auf einen Vertrag tat“, erläutert Schmidt seine vorsichtigere Linie, die man gerne als konservativ bezeichnen dürfe.

„Darüber ist sich wohl niemand im Zweifel gewesen, als ich Vorsitzender wurde“, so Schmidt.

Der Hafenvorsitzende Henning Schmidt (r.) aus seiner Zeit als Poltiker in Gesellschaft mit Jørgen Popp Petersen (SP). Foto: Archiv Monika Thomsen

Die Lage im Hafen sehe gar nicht mal so schlecht aus und er könne das düstere Bild nicht wiedererkennen.

Mit der Fischerei, dem Fährverkehr und dem Gütertransport gebe es drei gute Standbeine.

„Es sind mehr Schiffe als früher da. Natürlich gab es mal mehr Betrieb, als die Meereswindparks gebaut wurden. Aber das ist während der Bauphase für eine Übergangszeit immer so“, sagt Schmidt.

Corona-Krise bemerkbar

Ein großer Rückschlag für den Fährbetrieb sei zurzeit die Corona-Krise, so Schmidt.Die zwei Fähren der Syltlinie haben durchgehend ihren Ankerplatz im Havnebyer Hafen, wenn sie nicht auf der Nordsee zwischen Havneby und Sylt unterwegs sind.

Dei zwei Fähren übernachten stets im Hafen in Havneby. Der Nordkai (l.) bleibt in finanzieller Hinsicht hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück. Foto: Monika Thomsen
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