Kommunalpolitik

Abwasserplan wandert retour

Abwasserplan wandert retour

Abwasserplan wandert retour

Tondern/Tønder
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Auf höhere Niederschlagsmengen hat man sich in Hoyer vorbereitet. Dort wird Regenwasser in das künstlich angelegte Überlaufbecken geleitet. Foto: Archiv: Jane Rahbek Ohlsen

Die Versorgungsgesellschaft möchte in Hoyer beim Klärwerk am Überlauf festhalten. War sich der Technische Ausschuss in dieser Sache einig, kam es jetzt bei zwei Politikern zu einem Umschwung.

Der kommunale Technische Ausschuss in Tondern muss sich noch mal den Vorschlag für den Abwasserplan für 2018-2027 vorknöpfen.

Das steht fest, nachdem der Kommunalrat den Punkt wieder an den Ausschuss zurückgeleitet hat.

Haltungsänderung im Doppelpack

Ausschlaggebend war die Haltungsänderung der beiden Ausschussmitglieder Poul Erik Kjær (Venstre) und Harry Sørensen (Dänische Volkspartei).

Knackpunkt war der Wunsch der kommunalen Versorgungsgesellschaft „Tønder Forsyning“, beim Klärwerk in Hoyer/Højer das Überlaufbauwerk beizubehalten.

Die Versorgungsgesellschaft stuft es als unverhältnismäßig teuer ein, sollte der Überlauf aus dem Verkehr gezogen und eine alternative Lösung gefunden werden.

Im Ausschuss hatten die beiden Politiker für diese Ausnahmegenehmigung gestimmt, nun setzten sie sich aber im Stadtrat dafür ein, dass dort ausnahmelos alles, was abgeleitet wird, gereinigt wird. 

Bei Starkregen aktuell

Das Überlaufbauwerk spielt bei starken Regengüssen eine Rolle, wie der Vorsitzende der Versorgungsgesellschaft, Preben Linnet, dem „Nordschleswiger“ erläutert.

Bei Starkregen kann das Wasser aufgrund der Menge nicht komplett die Rohre des Klärwerks passieren. Dann läuft es über und durch ein Rohr in einen Kanal. Bei weit dem größten Teil, der ausgeleitet wird, handelt es sich jedoch um Wasser.

Preben Linnet, Vorsitzender der Versorgungsgesellschaft

„Bei Starkregen kann das Wasser aufgrund der Menge nicht komplett die Rohre des Klärwerks passieren. Dann läuft es über und durch ein Rohr in einen Kanal.

Bei weit dem größten Teil, der ausgeleitet wird, handelt es sich jedoch um Wasser“, so Linnet mit Blick auf das Gemisch, das letztendlich, wie auch das gereinigte Abwasser, in der Wiedau landet.

Zwischen 2,7 bis 7 Millionen

Sollte sich der Kommunalrat gegen den Überlauf am Slusevej entscheiden, würden abhängig vom Zeithorizont für die Umsetzung Kosten in der Größenordnung zwischen 2,7 und 7 Millionen Kronen entstehen.

„Dann müssten die Rohre anders dimensioniert werden, um Platz für ein größeres Volumen zu schaffen, um das Regenwasser zurückzuhalten“, erläutert der Vorsitzende der Versorgungsgesellschaft die Alternative.

„Aus meiner Sicht ist es zu teuer, die letzte Menge komplett gereinigt zu bekommen. Dieses Geld könnte anderswo besser eingesetzt werden“, sagt Linnet dem „Nordschleswiger“.

Abwasser und Regen getrennt

In Hoyer steht die Trennung von Hausabwässern und Regenwasser bevor, die gegenwärtig gemeinsam durch die Abwasserkanalisation zum Klärwerk an der Wiedau südlich des Marschenorts geleitet werden.

Die Vorrunde für die Ausschreibung steht in Kürze bevor, wie Linnet berichtet.

Für die Zwischenlagerung des Regenwassers ist im Rahmen der Initiative Tonderner Marsch ein Auffangbecken entstanden, das das Klärwerk entlastet.

 

In einem kleineren Teil des Ortes ist es nicht möglich, das Regenwasser und das Abwasser zu trennen.

Die Versorgungsgesellschaft investiert um die 40 Millionen Kronen im Marschenort.

 „Berechnungen zeigen, dass allein durch die Trennung des Abwassers und des Regenwassers eine Stickstoffreduzierung um 98,4 Prozent erzielt wird“, berichtet Linnet.

„Anderswo mehr für die Umwelt herausholen"

Auch der Vorsitzende des Technischen Ausschusses, Bo Jessen (V), setzte sich im Stadtrat dafür ein, dass der Stickstoff um 98,4 Prozent anstatt 100 Prozent reduziert wird, wie es der Fall wäre, wenn der Überlauf nicht beibehalten würde.

Er meinte ebenfalls, dass man für dieses Geld an anderen Stellen mehr für die Umwelt herausholen könnte und nannte das Klärwerk in Osterhoist/Østerhøjst als Beispiel, wo es Probleme gegeben hat.

Im Klärwerk in Osterhoist hatte es im Oktober bei einem Wolkenbruch Probleme gegeben. Ungereinigets Abwasser war in die Arnau gelangt. Foto: Monika Thomsen

Poul Erik Kjær, stellvertretender Ausschussvorsitzender, bereute auf der Stadtratssitzung, dass er dafür gestimmt hatte, dass in Hoyer 375 Kubikmeter ungereinigtes Abwasser ausgeleitet werden dürfen.

„Hoyer ist ganz klar der Ort in der Kommune Tondern, der die größte Menge an ungereinigten Abwässern ausgeleitet hat“, so Kjær.

Aus meiner Sicht geraten wir auf die schiefe Bahn, wenn wir zustimmen, dass Kot, Urin, Schwermetalle und Medikamentenreste ausgeleitet werden dürfen.

Poul Erik Kjær, stellvertretender Ausschussvorsitzender

„Aus meiner Sicht geraten wir auf die schiefe Bahn, wenn wir zustimmen, dass Kot, Urin, Schwermetalle und Medikamentenreste ausgeleitet werden dürfen“, so Poul Erik Kjær, bei dem bezüglich des Zahlenmaterials Zweifel entstanden waren.

„Landwirte haben auch kein Notventil"

„Wir Landwirte mussten diesen Winter auch unsere Gülle neun Monate lagern und hatten trotz viel Regens kein Notventil. Ich meine, dass es bei der Versorgungsgesellschaft entsprechend sein soll.

Erst wenn es keine Überlaufmöglichkeit gibt, wird man es richtig lernen. Nun ist die Kommune in dieser Sache an der Reihe, und wir dürfen gerne mit gutem Beispiel vorangehen“, so Kjær.

Ausschuss muss wieder ran

Auf der Grundlage des Rückziehers der zwei Ausschusskollegen setzten sich alle Stadtratspoltiker dafür ein, dass der Punkt Abwasserplanung an den Ausschuss zurückwandert.

Der Technische Ausschuss
• Bo Jessen (Venstre), Vorsitzender
• Poul Erik Kjær (Venstre), stellvertretender Vorsitzender
• Daisy Dahl (Venstre)
• Harry Sørensen (Dänische Volkspartei)
• Harald Christensen (Sozialdemokratie)

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