Willkommensveranstaltung
Zugewanderte: Nicht alle können Deutsch oder Dänisch
Zugewanderte: Nicht alle können Deutsch oder Dänisch
Zugewanderte: Nicht alle können Deutsch oder Dänisch

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Mit einem gemeinsamen Brunch, der Möglichkeit zum Netzwerken und deutsch-dänischen Redebeiträgen sollen Zugewanderte an die Kommune Tondern gebunden werden. Bei Deutschen scheint das gut anzukommen, Menschen aus Drittländern verstehen wenig.
Umrahmt von einer kleinen Bühne und einem Brunch-Buffet, füllt ein Aufbau von Tischen und Stühlen die Sporthalle im Bredebro Idrætscenter. Mit einem Angebot für das leibliche Wohl, der Möglichkeit zum Netzwerken und einem theoretischen Input begrüßt die Kommune Tondern neue Zugewanderte in der Region.
Input, Brunch und Netzwerken
Etwa 250 neue Einwohnerinnen und Einwohner sind laut Marianne Okholm, Zuzugskonsulentin der Kommune Tondern, der Einladung gefolgt. Die meisten davon kämen aus Deutschland und Dänemark, doch auch einige andere Menschen, aus Osteuropa oder den Niederlanden etwa, hätten sich angemeldet.
Bevor es ans Schlemmen und Netzwerken geht, werden die Neuangekommenen in einem Vortrag ermutigt, sich neugierig und interessiert zu zeigen und in der Gesellschaft zu engagieren. Das wirke sich auch positiv auf das persönliche Glück aus. Gesprochen wurde auf Dänisch mit einer eingeschobenen deutschen Übersetzung.

Für das anschließende Netzwerken sind die Zugewanderten gemeinsam mit anderen, die in ihrer Region wohnen, und den jeweiligen Lokalräten und Sozialdiensten platziert.
Ein besseres Miteinander und bezahlbare Immobilien
Knut Suessdorf ist vor einem Dreivierteljahr aus Husum nach Röm (Rømø) gezogen und war auf der Suche nach dem Lebensgefühl seiner Kindheit. „Nordfriesland hat sich in den letzten 40 Jahren stark verändert“, meint er.
Auf Röm sei es dagegen ruhig, die Leute hätten Zeit und seien freundlich. Und die Immobilien seien bezahlbar. „Ein Haus in Alleinlage war mein großer Wunsch“, erzählt der Zugewanderte. Auch seiner Leidenschaft, dem Kitesurfen, sei das Inselleben zuträglich.
Wenn der Staat etwas für die Bürger macht, vertrauen die Bürger dem Staat auch mehr.
Knut Suessdorf, zugewandert aus Husum, Deutschland
Darüber hinaus sei der Staat hier besser organisiert und näher an der Bevölkerung. „Wenn der Staat etwas für die Bürger macht, vertrauen die Bürger dem Staat auch mehr“, meint er.
Mehr Zeit für die Familie
Yvonne Klemm ist mit ihrer Familie aus Chemnitz nach Lügumkloster (Løgumkloster) gezogen. Mit ihren Eltern sei sie 1991 das erste Mal in Dänemark gewesen. „Ich war sofort verliebt und das Virus ist geblieben“, sagt sie.
Irgendwann „hatte sie ihren Mann und die Kinder dann so weit“. Die Familie packte ihre Sachen und verkaufte das Haus – dann kam Corona. Dänemark schloss seine Grenzen, und die Pläne der Klemms platzten vorerst. Jetzt hat es geklappt.
Wir können jetzt zum Beispiel morgens zusammen frühstücken, das ging vorher nicht.
Yvonne Klemm, zugewandert aus Chemnitz, Deutschland
Auffallend sei besonders, dass sie jetzt mehr Zeit für die Familie hätten. „Wir können jetzt zum Beispiel morgens zusammen frühstücken, das ging vorher nicht“, erzählt sie. Das Leben hier sei einfach „gechillter“.
Gutes Leben und Sprachbarriere
Joni Tyahyadi und seine Familie kommen ursprünglich aus Indonesien und sind für einen Job bei Ecco vor zweieinhalb Jahren nach Tondern gezogen.
Auch ihnen gefällt es hier. „Besonders die Luft ist hier sauberer als in Indonesien“, erzählt er. Des Weiteren schätzen sie die höhere öffentliche Sicherheit und beschreiben das Leben in Tondern als deutlich „menschenfreundlicher“ und „gut für die Kinder“.

Joni Tyahyadis Frau lernt seit eineinhalb Jahren Dänisch, hat allerdings noch Schwierigkeiten, schnelles Sprechen zu verstehen. Da die Redebeiträge jedoch nur auf Dänisch und Deutsch stattfanden, hat die Familie nur sehr wenig verstanden, was sie schade findet. Das Englisch der beiden hört sich sehr gut an.
Zuwanderung wichtig für die Kommune
„Wir haben ein großes Interesse daran, dass die Zugewanderten sich wohlfühlen und integrieren“, sagt Bürgermeister Jørgen Popp Petersen und erklärt: „Es gibt genug Beispiele, dass Menschen wieder wegziehen, wenn sie sich nicht wohlfühlen. Wir sind darauf angewiesen, dass es aktive Bürger werden.“
Es gibt genug Beispiele, dass Menschen wieder wegziehen, wenn sie sich nicht wohlfühlen.
Jørgen Popp Petersen, Bürgermeister in Tondern
Seit Jahren hat die Kommune mit sinkender Einwohnerzahl zu kämpfen. Der Zuzug neuer Menschen belebe die Region, mache sie attraktiver und führe auch zu wirtschaftlichen Vorteilen, meint Zuzugskonsulentin Okholm.
Unter vielen deutschen Zugewanderten scheint der Versuch, ein warmes Willkommen zu bieten, soweit gefruchtet zu haben. Menschen aus Drittländern haben nicht so viel verstanden und hätten sich die Verwendung der englischen Sprache gewünscht.