Weihnachten

Weihnachten klopft nun wirklich an

Weihnachten klopft nun wirklich an

Weihnachten klopft nun wirklich an

Lügumkloster/Løgumkloster
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Franziska Hansen Petersen mit ihrem neuen Buch, in das auch Rätsel eingebaut sind. Foto: Monika Thomsen

Franziska Hansen Petersen aus Lügumkloster freut sich auf die Gemütlichkeit und das Zusammensein mit der Familie. Ihr neues Märchen ist fertig.

„Das ist ein schönes Gefühl. Ich bin begeistert und ganz, ganz froh, dass die Ausgabe diesmal so schön ist“, erklärt Franziska Hansen Petersen, während ihr Blick auf ihr neues Märchenbuch fällt. Mit dem Titel „Hilfe,  bald ist wieder Weihnachten“ gibt  sie erstmals ihre Geschichte als gebundenes Buch heraus. An dem Konzept mit dem  deutsch-dänischen Text zum Umdrehen hat sie nicht gerüttelt. Auch hat sie sich in der Vorbereitungsphase wieder mit verschiedenen Schulklassen als Illustratoren verbündet.

„Das Erlebnis ist mit den Kindern jedes Mal gleich schön. Sie sind sehr lieb, und wir haben Spaß zusammen“, berichtet Franziska  Petersen. Hatte ihr Märchen bereits 2016 einen weihnachtlichen Inhalt, so wird dies nach 2017 auch 2018 der Fall sein. Der Titel steht mit „Der Weihnachtsmann ist weg“ auch schon fest.

„Es hat mir kürzlich auch viel Spaß bereitet, das Märchen im Gemeindehaus in Lügumkloster einem älteren Publikum vorzutragen. Ich lese sehr gerne sowohl Erwachsenen als auch Kindern vor“, erzählt Franziska Petersen in ihrer weihnachtlich geschmückten Wohnung bei Kaffee aus Sylt-Bechern und Plätzchen. „Ich habe auch voriges Jahr im Reha-Center in Ry anderen Erwachsenen vorgelesen“, so Franziska Petersen, die seit jungen Jahren an Multipler Sklerose erkrankt ist. Seit  einigen Jahren ist die 58-Jährige  komplett auf den Rollstuhl angewiesen. In die Einrichtung nach Ry kam sie jedes zweite Jahr zu einem Aufenthalt.

Weihnachten ist Gemütlichkeit

Zur Frage, ob sie sich das ganze Jahr hindurch mit Weihnachten befasst, sagt sie mit einem Lachen: „Mehr oder weniger. Ich beschäftige mich jedenfalls mit Nisser. Vorher war es eine Schildkröte.“ Nachdem sie seit dem Herbst viel aus „Hilfe, bald ist Weihnachten“ vorgelesen hat, steht Weihnachten nun in der realen Welt vor der Tür.   Weihnachten bedeutet für sie Gemütlichkeit; die Familie und der Erhalt von Traditionen spielen dabei eine wichtige Rolle.

„Solche Traditionen sind wichtig für Kinder. Das gibt Geborgenheit, obgleich vieles in Geschenken und Stress untergeht. Alle beeilen sich. Manchmal weiß man nicht mal, warum. Wir leben in einer viel hektischeren Zeit als früher. Und der Computer bestimmt fast alles. Ich schreibe Bücher, obgleich das altmodisch ist. Ich finde es aber wichtig, dass kleine und große Kinder lesen und nicht zu sehr vom Computer ferngesteuert sind“, so die Mutter von Daniel (36 Jahre) und Benjamin (34 Jahre), die mit ihren Familien in Österreich bzw. Kopenhagen leben.  Zugleich räumt sie  ein, dass der Computer auch Vorteile bringt. Ohne ihn könnte sie z. B. nicht ihre Märchen und andere Geschichten schreiben, da ihre Krankheit  ihre handschriftlichen Fähigkeiten geraubt hat. „Zudem habe ich auf diese Weise auch Kontakt zu vielen alten Freunden bekommen. Und ich skype mit meinen zwei kleinen Enkelinnen, die einfach zu süß sind“, sagt sie mit einem Lächeln in Gedanken an die knapp ein Jahr alte Alva in Kopenhagen und die eineinhalbjährige Emilia in Österreich, wo Franziska Petersen in erster Ehe verheiratet war und ihre Söhne zur Welt kamen.

Heiligabend verbringt sie zusammen mit ihrer Kusine Helle und ihrer Familie. „Wir sind fast wie Schwestern aufgewachsen“, erklärt Franziska, die ihre Mutter verlor, als sie nur sieben Jahre alt war. Als ihr Vater zwei Jahre später starb, nahmen ihr Onkel und ihre Tante sie auf, und sie zog von Lügumgaard nach Lügumkloster. Ihre 14 Jahre ältere Schwester Kirsten stand damals schon auf eigenen Beinen. Sie starb als verhältnismäßig junge Frau.

Franziska Hansen Petersen ist sehr froh, dass sie immer noch in ihrer Wohnung am Møllesvinget in Lügumkloster ihr Zuhause haben kann. Dort zogen sie und ihr mittlerweile vor fast sieben Jahren verstorbener Mann Rolf zu  Zeiten, als es noch ein Neubau war, als Erste ein. „Wenn ich daran denke, dass ich mal in ein Altersheim muss, dann bekomme ich Angst“, sagt sie in Gedanken an Freunde, die von der Krankheit so mitgenommen sind, dass sie z. B. keine Sprache mehr haben.

Langeweile ist ein Fremdwort

„Der Tag hat viel zu wenige Stunden“, lächelt sie. Zweimal wöchentlich geht sie  zur Physiotherapie. Seit zehn Jahren reitet sie wöchentlich  im Reitstall von Peter Marcussen vor den Toren Tonderns.  „Ich liebe Pferde“, so Franziska Petersen, während sie putzige Geschichten von „ihrem“ Reitstall-Pferd Oscar berichtet.

Nach einer Umstellung in der Heimpflege im Sommer muss sie weitgehend selbst die praktischen Aufgaben  erledigen. „Das war anfangs ein Schock für mich. Da lernte ich Hilfe zur Selbsthilfe, und inzwischen läuft es ganz gut.“ Für die persönliche Pflege wird sie von der Heimhilfe unterstützt. Jeden Morgen kommt eine in beratender Funktion tätige Mitarbeiterin. „Sie helfen mir, Struktur in den Alltag zu bringen und helfen z. B. mit Rechnungen.  „Das hängt auch mit der blöden Krankheit zusammen, dass mein Gehirn alles durcheinanderbringt“, so Franziska Petersen, die seit Kindesbeinen an schreibt. „Als Kind habe ich ziemlich frech geschrieben“, so die Frau, die ihre Lebensgeschichte veröffentlicht und  viele verschiedene angefangene Geschichten in ihrem Computer gespeichert hat. „Das Schreiben ist sehr wichtig für mich. Ich würde gerne mehr schreiben, wenn ich die Zeit und die Kraft dafür hätte“, erzählt die Klosteranerin.

Nun wird aber erstmal Heiligabend gefeiert, und zu Silvester kommt dann ihr Sohn aus Österreich mit seiner Familie.

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