Kommunalpolitik

Tondern: Kinderbetreuung eingehend durchleuchtet

Tondern: Kinderbetreuung eingehend durchleuchtet

Tondern: Kinderbetreuung eingehend durchleuchtet

Tondern/Tønder
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In Sachen kommunale Kinderbetreuung liegt eine neue Bestandsaufnahme vor (Symbolfoto). Foto: Tønder Kommune

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Die Kommune Tondern sucht händeringend ausgebildete pädagogische Kräfte. Zu den weiteren Herausforderungen gehört die rückläufige Kinderzahl.

Was vom „alten“ kommunalen Ausschuss für Kinder und Schulen im Kielwasser der Haushaltsberatungen im September 2021 in Auftrag gegeben wurde, liegt nun dem seit Januar im Zuge der Kommunalwahl neu besetzten Gremium vor.

Beim Haushaltsseminar im Kleinformat am Donnerstag konnten sich die Politikerinnen und Politiker im Stadtrat einen Eindruck von der Analyse im Bereich der Kinderbetreuung bilden.

Positiv überrascht

„Ich bin sehr erfreut über das hohe Maß an Zufriedenheit unter dem pädagogischen Personal. Das war schön zu lesen“, beantwortet der Vorsitzende des Ausschusses Kim Printz Ringbæk (Sozialdemokratie) die Frage, ob das Ergebnis Überraschungen bereitgehalten hat.

Nicht nur die Pädagoginnen und Pädagogen sind zufrieden, das trifft auch auf die Elternschaft zu.

Tondern auf den zweiten Platz

„Im landesweiten Vergleich landen wir nach der kleinen Kommune Ærø auf Platz zwei“, berichtet die für das Ressort Kinder, Jugendliche sowie Soziales, zuständige Direktorin, Grethe H. Nielsen.

Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Umfrage der Wohnungsbaubehörde und des Innenministeriums hervor. In der Kommune Tondern haben 665 Personen geantwortet und 92 Prozent zeigen sich zufrieden.

Bekannte Herausforderungen schwarz auf weiß

„Zu den drei Brennpunkten gehören die rückläufige Kinderzahl, die fehlende Rekrutierung von Fachpersonal sowie die Herausforderungen mit den physischen Rahmen“, so Kim Printz Ringbæk mit Blick auf die Analyse.

Insbesondere Pädagoginnen und Pädagogen sucht die Kommune Tondern händeringend.

„Das ist kein zukunftsorientiertes Problem, sondern da stehen wir mittendrin“, sagt Grethe Nielsen. Per Hansen, Chef für die Schulen und Kindertagesstätten, fügt hinzu, dass es sich dabei um ein landesweites Problem handele.

Kim Printz Ringbæk beim Richtfest der neuen Schule in Scherrebek. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Baulich nicht alles optimal

Bei den baulichen Herausforderungen seien für Renovierungen Gelder zur Verfügung gestellt worden. Als Beispiel unter den 20 kommunalen Kindertagesstätten nennt Kim Printz Ringbæk Hoyer (Højer), wo die kommunale Kindertagesstätte in die Schule verlagert werden soll.

„Wir würden gerne generell mehr machen können, das ist aber gegenwärtig nicht machbar“, so der Vorsitzende mit Blick auf die finanziellen Möglichkeiten und die hohen Kosten in der Baubranche.

Freie Plätze in den Kitas

Die Kitas sind nicht voll ausgelastet. Insgesamt gibt es eine freie Kapazität von 22 Prozent. Besonders in den ländlichen Gebieten sind die Einrichtungen nicht voll belegt. Dort hapert es auch am stärksten mit dem Anwerben neuer Mitarbeitender.

„Wegen der kleinen Größe kann das pädagogische Umfeld unter Kolleginnen und Kollegen dort einen schweren Stand haben“, sagt der Kommunalratspolitiker.

Kleinere Jahrgänge

In den kommunalen und privaten Kindertagesstätten gibt es derzeit 387 freie Plätze. Es wird erwartet, dass diese Zahl bis 2026 auf 550 steigt.

Seit Mitte der 1990er Jahre sind die Jahrgänge von 650 auf 300 Kinder geschrumpft. An der Struktur der Kindertagesstätten ist seit 2012 nicht wesentlich gerüttelt worden.

In einigen Einrichtungen gibt es freie Plätze (Symbolfoto). Foto: Tønder Kommune

Tagespflege von 100 auf 50

Im Fokus steht auch die Tagespflege. Die Anzahl der Beschäftigten ist während der vergangenen zehn Jahre von 100 auf 50 zurückgegangen.

Es gibt aber im Zuge der Bestandsaufnahme keine Pläne, dieses Betreuungsangebot für die jüngste Altersgruppe aufs Abstellgleis zu schieben.

Ein vorgeschlagener Lösungsansatz sind Fortbildungen, mit denen es im Bereich des Fachpersonals in den Kindertagesstätten gute Erfahrungswerte gibt. Dort ist in den jüngsten Jahren massiv eingesetzt worden.

Es ist nicht angedacht, dass wir die eine oder andere Lösung wählen sollen. Ich denke mal, dass das Material bei den Haushaltsberatungen im September auf den Tisch kommt. Dann sehen wir weiter.

Kim Printz Ringbæk

Als mögliche Lösungsvorschläge, um die Herausforderungen bei der Kinderbetreuung zu meistern, sind fünf Szenarien vorgeschlagen. „Da geht es teils auch um Kulturänderungen“, erwähnt Ringbæk.

Mögliche Lösungsansätze für die 20 Kindertagesstätten

• Szenario 1:  Einige kleine Einrichtungen werden in Abliefer- und Abhol-Stätten umfunktioniert. Während die Kindergartenkinder dort abgeliefert und abgeholt werden könnten, um den Tag in einer größeren und entfernteren Einrichtung zu verbringen, sollten die Null- bis Dreijährigen weiterhin im Lokalbereich betreut werden.
• Szenario 2: 12 bis 16 größere Kindertagesstätten mit 60 bis 80 Plätzen bei einer optimalen geografischen Platzierung.
• Szenario 3: Größere Kindertagesstätten mit drei bis vier Gruppen. Für eine Kindergruppe gibt es in dem Haus keinen Platz. Die Gruppen rotieren im Wechsel zu verschiedenen Themen in Satelliten.
• Szenario 4: Größere Aktivitätshäuser, die themenbasiert sind. Diese sollen von den bestehenden Kindertagesstätten genutzt werden.
• Szenario 5: Langfristig werden acht bis zehn Kindertagesstätten mit 85 bis 110 Kindern mit aufgewerteten physischen Rahmen errichtet, die fachlich und finanziell nachhaltig sind.

Politisch bestimmter Personalschlüssel

Die Kommune Tondern lässt sich im landesweiten Vergleich – Sonderburg (Sønderborg) ausgenommen – die Kinderbetreuung mehr kosten.

Dies hängt unter anderem mit der seit Jahren praktizierten politischen Zielsetzung zusammen, dass in den Einrichtungen 70 Prozent des Personals Pädagoginnen und Pädagogen sein soll.

22 Prozent sind pädagogischen Helferinnen und Helfern vorbehalten und 8 Prozent den pädagogischen Assistenten. Wegen fehlender Fachkräfte hapere es in einigen Fällen damit, das Ziel zu erfüllen.

„Ein gutes Werkzeug“

Kim Prinzt Ringbæk bezeichnet die Analyse, für die 500.000 Kronen lockergemacht wurden, als gutes Werkzeug für die weitere Arbeit.

„Es ist nicht angedacht, dass wir die eine oder andere Lösung wählen sollen. Ich denke mal, dass das Material bei den Haushaltsberatungen im September auf den Tisch kommt. Dann sehen wir weiter“, so der Ausschussvorsitzende.

„Für die neuen Stadtratsmitglieder ist das ein wichtiges Wissen“, so Per Hansen unter Hinweis auf die Bestandsaufnahme.

Vorgesehen sei, dass es dann bei einem Gipfel dem Personal aus den Bereichen Kinderbetreuung und Schulen vorgestellt werde. „Wir haben auch gute Erfahrungen mit Dialogtreffen mit den Vorständen“, so Kim Printz Ringbæk.

Die Einrichtungen der deutschen Minderheit figurieren nicht in dem Material, da sie seit der Gebiets-Neueinteilung vor etwa zehn Jahren ihren eigenen Bezirk bilden.

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