Erhalt der Artenvielfalt in der Kommune Tondern

Naturnationalpark: Drawitter Wald weiter Kandidat

Naturnationalpark: Drawitter Wald weiter Kandidat

Naturnationalpark: Drawitter Wald weiter Kandidat

Drawitt/Draved
Zuletzt aktualisiert um:
Im Drawitter Wald bleiben die Bäume stehen. In dem als Urwald deklarierten Gebiet südlich von Lügumkloster ist die forstwirtschaftliche Nutzung schon vor Jahrzehnten beendet worden. Foto: Volker Heesch

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Nach Prüfung von Kommentaren und Einsprüchen hat die staatliche Naturbehörde die vorgeschlagenen Gebiete im Bereich Oksbøl nach Einsprüchen des Militärs von der Vorschlagsliste gestrichen. Bei einer Naturwanderung am 12. November ab Parkplatz Drawitt können sich Interessierte zu den Plänen der Behörde im dortigen Wald und im Kongsmoor äußern.

Der Drawitter Wald (Draved Skov) und das Kongsmoor (Kongens Mose) bei Lügumkloster sind weiter im Rennen, als einer von zehn geplanten Naturnationalparks in Dänemark auserkoren zu werden.

Erste Anhörung abgeschlossen

Die staatliche Naturbehörde „Naturstyrelsen“ hat nach Abschluss der Anhörung von  Wissenschaftlern, Behörden und Interessenorganisationen nur zwei der im September vorgeschlagenen 23 möglichen neuen Naturnationalparks von der Liste genommen. Interessierte Bürger können am 12. November, 14.30 Uhr, bei einer Wanderung mit Fachleuten der Naturbehörde eigene Stellungnahmen zu den Naturnationalparkplänen abgeben. Treffpunkt ist der Parkplatz „Draved Skov“ am Dravedvej.

Auf der Karte der Naturbehörde sind die noch aktuellen Vorschläge für neue Naturnationalparks abgebildet. Foto: Naturstyrelsen

 

Nach Einsprüchen des Militärs, das den Verlust von Übungsgelände befürchtet, wurden Gebiete im Raum Oksbøl bei Varde von der Liste genommen. Betroffen sind Wälder bei Blåbjerg und Nyminde sowie Aufforstungen in den Dünenlandschaften bei Skallingen. Auch die Wälder Hellebek Skov und Teglstrup Hegn bei Helsingør flogen von der Liste, weil es dort gilt, Kulturerbe zu schützen.

Die Karte zeigt, wo in den vergangenen Jahren der Drawitter Wald durch Flächenzukauf (blau gekennzeichnet) vergrößert worden ist. Foto: Naturstyrelsen

 

Somit bleiben die im staatlichen Besitz der Naturbehörde befindlichen Gebiete Kongsmoor und Drawitter Wald im Rennen, Naturnationalpark zu werden. Einen solchen Status haben bereits fünf Gebiete, zehn sollen bis Jahresende nominiert werden. Auf Kritik ist teilweise gestoßen, dass die Naturnationalparks, für deren gesetzlichen Rahmen das Folketing mit großer Mehrheit gegen die Stimmen von Venstre, Dänischer Volkspartei und Nye Borgerlige im Juni gestimmt hat, mithilfe von Weidetieren offene Naturlandschaften werden sollen. Es gab Proteste, dass die Weidetiere nicht genug Nahrung finden, und es wurde kritisiert, es könnte für Besucherinnen und Besucher durch Einzäunungen Einschränkungen geben. Gegen Einzäunungen hatte auch die Kommune Tondern Bedenken geäußert. Es gab auch kritische Leserbriefe.

Drawitter Wald für Forschung genutzt

Das Kongsmoor ist bereits seit Jahrzehnten Gegenstand von Renaturierungsmaßnahmen. Ziel ist die Wiederbelebung des durch Entwässerung und Torfabbau weitgehend zerstörten Hochmoorbereiches. Umweltministerin Lea Wermelin (Sozialdemokraten) verteidigt das Konzept der Naturnationalparks mit deren Bedeutung, landesweit ein Mosaik von Naturtypen zu schaffen, in denen sich gefährdete Tier- und Pflanzenarten behaupten können, denen in der Agrarlandschaft kein Platz mehr geblieben ist.

Der Drawitter Wald ist seit über 100 Jahren Gegenstand wissenschaftlicher Forschung, denn er umfasst Gebiete, die seit dem Ende der Eiszeit vor über 10.000 Jahren immer von Wald bedeckt gewesen sind. Der aus Sonderburg (Sønderborg) stammende Botaniker Johannes Iversen (1904-1971) hat anhand von Untersuchungen vor allem im Drawitter Wald die heute weltweit zur Erkundung der Landschafts- und Siedlungsgeschichte genutzte Pollenanalyse entwickelt. Er veröffentlichte 1936 eine wegweisende wissenschaftliche Arbeit zu dem Thema unter dem Titel „Biologische Pflanzentypen als Hilfsmittel der Vegetationsforschung“. Der Drawitter Wald ist heute bereits streng geschützt.

 

Die Weiße Waldhyazinthe ist eine im Drawitter Wald heimische Orchideenart. Foto: Archiv Der Nordschleswiger

 

Die staatliche Naturbehörde hat die wirtschaftliche Nutzung eingestellt. Der Wald ist Ziel vieler naturkundlicher Wanderungen, denn es sind dort jede Menge seltene Pflanzen von der Orchidee Weiße Waldhyazinthe bis zur heimischen Wildform der Linde zu finden. Die Altholzbestände sorgen für eine artenreiche Vogel- und Insektenwelt. Im Kongsmoor zählen Kraniche zu den auffälligen Tieren.     

 

Mehr lesen