Wasserversorgung

225 Meter tief gebohrt, doch kein neues Trinkwasser aufgespürt

225 Meter tief gebohrt: kein neues Trinkwasser aufgespürt

225 Meter tief gebohrt: kein neues Trinkwasser aufgespürt

Hoyer/Højer
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Das Unternehmen Poul Christiansen hat in Hoyer mit modernem Gerät nach neuen Trinkwasservorkommen im Bereich östlich des Ballumvej gebohrt. Es wurde kein nutzbares Wasser aufgespürt. Es folgen neue Versuche. Foto: Volker Heesch

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In Hoyer bereitet „Tønder Forsyning“ nach einem vergeblichen Versuch östlich des Ballumvej weitere Bohrungen zur Sicherung der Versorgung des Ortes mit pestizidfreiem Wasser vor. In der gesamten Kommune Tondern werden spritzmittelfreie Zonen um Brunnen angelegt.

In der Kommune Tondern beliefert das Unternehmen „Tønder Forsyning“ die Einwohnerschaft von Hoyer, Tondern (Tønder) und Lügumkloster (Løgumkloster) und einigen weiteren Bereichen mit Trinkwasser. In den übrigen Bereichen sind es vor allem Wasserwerke in Privatregie.

Suche nach neuem Trinkwasser

In Hoyer ist in diesen Tagen gerade eine Tiefbohrung bei 225 Meter Tiefe abgebrochen worden, ohne dass „Tønder Forsyning“ auf ein neues, brauchbares Trinkwasserreservoir gestoßen ist. „Wir stehen alle vor dem Problem, dass bei den erweiterten Untersuchungen des Trinkwassers in immer mehr Brunnen Reste von Spritzmitteln gefunden werden“, so John Pies Christiansen, der Chef des Bereichs Trinkwasser im eigenwirtschaftlich tätigen Unternehmen „Tønder Forsyning“.

John Pies Christiansen ist Direktor bei „Tønder Forsyning“, zuständig für die Bereiche Wasserversorgung und Abwasser. Foto: Tønder Forsyning

 

„In Hoyer liegen die festgestellten Pestizidwerte weiter unter den zulässigen Grenzwerten. Doch aus Vorsorgegründen wollen wir anstelle der heutigen Brunnen, die nur Wasser aus 25 bis 28 Meter Tiefe liefern, neue Tiefbrunnen anlegen, um nicht eines Tages doch zu hohe Pestizidwerte zu bekommen“, so Pies Christiansen.

 

Das Wasserwerk in Hoyer ist vor einigen Jahren neu gebaut worden. Es wird aber weiter aus Brunnen gespeist, die teilweise bereits in den 1930er Jahren gebohrt worden sind. Die abgebildeten Rohre wurden verlegt, um das Marschendorf Ruttebüll (Rudbøl) mit Trinkwasser zu versorgen. Foto: Volker Heesch

 

Bei den in den 1930er Jahren angelegten Brunnen des Hoyeraner Wasserwerks war vor einigen Jahren eine ortsnahe Bohrung durch Pestizide verunreinigt worden, die im angrenzenden Ortsbereich ausgebracht worden waren. „Leider können im Rahmen der neuen Vorschriften zur Schaffung brunnennaher Schutzbereiche („Boringsnære beskyttelsesområder“) (BNBO) nur Verträge mit gewerblichen Nutzern von Flächen um die Trinkwasserbrunnen über einen Verzicht auf Pestizideinsatz abgeschlossen werden“, berichtet John Pies Christiansen.

Appell an Private: Keine Pestizide ausbringen

„Bei privaten Grund- und Gartenbesitzern können wir nur appellieren, dass sie keine Stoffe ausbringen, die dem Trinkwasser schaden“, fügt er erläuternd hinzu. Der Leiter der Trinkwasserversorgung berichtet, dass in Hoyer ein neuer Versuch gestartet wird, um neue Trinkwasservorkommen für das örtliche Wasserwerk zu erschließen, die langfristig gegen Pestizide gesichert sind. „Wir beraten uns zunächst mit Geologen. Wahrscheinlich wird etwas nördlicher oder östlicher vom Ortsbereich Hoyer gebohrt“, so Pies Christiansen, der unterstreicht, dass sich in Hoyer niemand veranlasst sehen sollte, statt das Wasser aus dem Wasserhahn jetzt Wasser aus Plastikflaschen vom Supermarkt zu trinken.

 

In Hoyer hat das Bohrteam seine Geräte nach der vergeblichen Suche nach nutzbarem Trinkwasser bei Erreichen einer Tiefe von 225 Metern abgebaut. Foto: Volker Heesch

 

Im Zuge der Ausweisung von Schutzzonen um Trinkwasserbrunnen erhalten Landwirte Entschädigungszahlungen bei Verzicht auf die Giftspritze. Das ist ein komplizierter Prozess, denn es sind Grundbucheintragungen erforderlich. Der Chef der Wasserversorgung berichtet, dass auch in Lügumkloster neue Trinkwasserbrunnen angelegt werden müssen, obwohl die derzeit genutzten Bohrungen im Wald liegen. „Selbst dort ist das Wasser nicht frei von Spritzmittelresten, aber die Grenzwerte werden weit unterschritten“, erläutert der Wasserfachmann, der auch bei früherer Gelegenheit daran erinnert hat, dass die Ausgaben für die immer umfangreicheren Untersuchungen auf Pestizide ebenso wie die Bohrung neuer Brunnen über die Wassergebühren finanziert werden. Ein Verursacherprinzip kommt nicht zur Anwendung.

Neuer Trinkwasserfonds stellt Mittel bereit

Zum Schutz des Trinkwassers ist auf Initiative des Umweltministeriums in Kopenhagen ein neuer Trinkwasserfonds („Drikkevandsfonden“) geschaffen worden. Daraus können Mittel zum Aufkauf von Flächen um Trinkwasserbrunnen beantragt werden, um diese vor Schadstoffen sichern zu können. Auch werden Mittel zur sicheren Abdeckung von alten, stillgelegten Brunnen zur Verfügung gestellt.

Diese können beim Einströmen von Schadstoffen tiefer liegendes Grundwasser vergiften. In Hoyer sind auch viele Brunnen, aus denen die Einwohnerinnen und Einwohner bis zur Schaffung der zentralen Wasserversorgung ihr kühles Nass geschöpft haben, zugeschüttet worden. „Insgesamt haben wir aber das Problem alte Brunnen im Griff“, so Pies Christiansen. Er berichtet, dass auch die Trockenheit im zurückliegenden Sommer kein Problem für die Wasserwerke in der Kommune ergeben hat.

Grundwasser in Geestgebieten

In Hoyer, das ebenso wie Emmerleff (Emmerlev) und Seiersleff (Sejerslev) auf Geesthügeln liegt, die in der vorletzten Eiszeit entstanden sind, liegt, gibt es viel Grundwasser. Anders sieht es in den aus Meeresablagerungen entstandenen angrenzenden Marschen aus. Dort können keine Brunnen angelegt werden, weil das Grundwasser salzig ist. Seit Jahrzehnten werden die Siedlungen dort mit Wasser durch Leitungen von der Geest versorgt. Zuvor wurde dort Grabenwasser oder Wasser aus Zisternen genutzt. Nach Überlieferungen aus Hoyer soll Bäckermeister Emil Petersen, bekannt auch als Wünschelrutengänger, die Position der Trinkwasserbrunnen des Hoyeraner Wasserwerks „geortet“ haben.

 

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