Gesellschaft

Odyssee eines alten Autos

Odyssee eines alten Autos

Odyssee eines alten Autos

Tingleff/Tinglev
Zuletzt aktualisiert um:
Der traurige Rest des alten Kleinwagens Foto: Privat

Erst wurden nur die Kennzeichen geklaut. Am Ende war der ganz Wagen schrott. Ein Autohalter erzählt von der ungewöhnlichen Leidensgeschichte seines Pkw.

Der Wagen war nicht mehr viel wert. Ärgerlich ist die Sache dennoch, zumal der Kleinwagen doch einer Bekannten aus Bayern geschenkt werden sollte.

Der aus Deutschland stammende und mittlerweile in Stade bei Jündewatt/Jyndevad wohnende Rentner Ernst Schröder hatte vor einigen Wochen einen alten Twingo am Tingleffer Bahnhof abgestellt.

Die Kennzeichen aus dem Ostallgäu in Deutschland, wo Schröder bis 2019 wohnte, wurden dann gestohlen. Er meldete es der Polizei in Apenrade/Aabenraa.

Kurz darauf eine Rückmeldung der Polizei, allerdings nicht von der dänischen, sondern von der deutschen aus Buchloe im Allgäu: Der Dieb samt geklauter Kennzeichen sei ausfindig gemacht worden. Die Kennzeichen liegen in Tondern/Tønder.

Na, dann ist ja alles klar, dachte sich Ernst Schröder.

Kennzeichen nach Deutschland geschickt

Inzwischen war aber die Grenze wegen der Corona-Krise gesperrt. Die Kennzeichen hatte die Polizei nach Deutschland zurückgeschickt. Die wollte Ernst Schröder dann holen, und er durfte trotz Wohnsitzes in Dänemark und trotz Einreisesperre passieren.

„Der Grenzbeamte akzeptierte die Schilderung des Vorganges und die Vorlage der deutschen Kfz-Papiere als wichtigen Einreisegrund“, so Ernst Schröder.

Mit den Kennzeichen im Gepäck kehrte er später nach Tingleff zurück. Nur noch festmachen, und dann ist alles wieder im Lot. Dachte er!

Spurlos verschwunden

Das Fahrzeug stand nicht mehr auf dem Parkplatz. Entweder wurde es gestohlen oder von der Polizei entfernt. Die Polizei hatte es nicht abgeschleppt, bekam Ernst Schröder nach einem Anruf bei den Ordnungshütern zu wissen.

Es stellte sich schließlich heraus, dass die Kommune Apenrade den Wagen abschleppen ließ und dass er sich bei einem Schrottplatz in Riesjarup/Rise-Hjarup befand.

Ernst Schröder begab sich mit den Kennzeichen dorthin. Bald könnte die Bekannte den alten Twingo endlich bekommen. Dachte er!

Das Auto parkte er auf einem nahe gelegenen Autobahnrastplatz, und er legte die Kennzeichen lieber hinein in den abgeschlossenen Wagen.

Total ramponiert

Ihm fehlte noch ein zweiter Fahrer, um den Wagen wegzuschaffen. Den hatte er nach einiger Zeit ausfindig machen können. Bevor er den Fahrer aber zum Abtransport abholte, wollte Ernst Schröder sicherheitshalber nachschauen, ob der Wagen noch auf dem Parkplatz steht. Das tat er. Allerdings völlig ramponiert!

„Alle Scheiben beschädigt, Dellen an einer Seitentür und auf der Motorhaube. Und die Kennzeichen fehlten erneut“, so der leidgeprüfte Kfz-Halter, der sich erneut an die Polizei wandte.

Nach massiver Sachbeschädigung hatte der Twingo nur noch Schrottwert. Foto: Privat

Nach einigem Hin und Her kam eine Streife auf dem Parkplatz an, und zwei junge Beamte nahmen den Sachverhalt auf mit dem Hinweis, dass das Auto ohne Kennzeichen binnen 48 Stunden entfernt werden müsse.

„Ich rief dann die Abschlepp- und Schrottfirma an, die den Wagen schon einmal weggeschafft hatte. Das Unternehmen brachte das Auto weg und sagte mir, dass der Wagen nur noch schrott ist“, so Schröder, der den alten Kleinwagen vor einiger Zeit für 2.000 Euro in Deutschland erstanden hatte.

Den zweiten Kennzeichendieb habe die Polizei ebenfalls ausfindig gemacht, so Schröder. Ob er nur ein Fenster eingeschlagen oder den gesamten Wagen so zugerichtet hatte, sei unklar. „Den Namen durfte ich nicht erfahren. Ich habe die Sache an meine Versicherung weitergeleitet“, so Schröder.

Komplizierter Weg

Er hätte sich in der vertrackten Sache einen unkomplizierteren Verfahrensweg gewünscht. „Ich möchte aber betonen, dass alle Polizeibeamten in Tondern und Apenrade freundlich, höflich und bemüht waren“, so Ernst Schröder.

Es sei mitunter allerdings schwierig gewesen, an die richtige Stelle zu gelangen. Und da er noch nicht so gut Dänisch spricht, habe es auch Kommunikationsprobleme gegeben. Einige Beamte sprachen kein Deutsch, und telefonische Ansagen waren ausschließlich auf Dänisch.

Für Ernst Schröder ist das Kapitel Twingo nichtsdestotrotz beendet. Die Bekannte aus Bayern muss sich leider einen anderen Wagen besorgen.

Mehr lesen