Geschichte

Nachkommen verfassen Buch über Kolonisten im ehemaligen Amt Tondern

Nachkommen verfassen Buch über Kolonisten

Nachkommen verfassen Buch über Kolonisten

Renz/Rens
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Die Buchautoren Ruth Christensen, Kitta und Sven Petersen (v. l.) Foto: Privat

Ein lokalhistorisches Dreigestirn hat das Schicksal der einst „hergelockten“ Kartoffeldeutschen zur Urbarmachung der hiesigen Heidelandschaft aufgegriffen. Entstanden ist ein 200-seitiges Werk mit Augenmerk auf die Kolonisten im alten Amt Tondern/Tønder.

Ruth Christensen und das pensionierte Lehrerehepaar Kitta und Sven Petersen aus  Kalundborg sind lokalhistorisch interessiert und bewandert. Sie sind mit dem Heimatmuseum in Renz „Mellem Slesvigs grænser“ eng verbunden.

In diesem Museum ist ein Ausstellungsbereich den Kolonisten gewidmet, die in den 1760ern von Süddeutschland nach Schleswig-Holstein und Jütland „gelockt“ worden waren, um die Heidelandschaft in fruchtbares Ackerland zu verwandeln.

Der dänische König Frederik 5.  hatte die Familien aus dem Frankfurter Raum damals geholt. Sie kannten sich mit der Bestellung von Landwirtschaftsflächen und insbesondere mit dem Anbau von Kartoffeln gut aus, weshalb sie den Spitznamen „Kartoffeldeutsche“ erhielten. Das Versprechen, ein besseres Leben mit vielen Vorzügen genießen zu können, entpuppte sich als fadenscheinig.

Das Buch „Kolonisterne – kartoffeltyskerne i Gl. Tønder Amt" Foto: DN (Archiv)

Kaum Bücher über Kolonisten im Amt Tondern

„Über die Kolonisten im Raum Schleswig und in Jütland ist verhältnismäßig viel geschrieben worden. Zu den Kolonisten im alten Amt Tondern gibt es allerdings nicht viel. Das haben wir zum Anlass genommen, darin zu forschen und Material für ein Buch zusammenzutragen“, so Ruth Christensen zum Gemeinschaftsprojekt von ihr und dem befreundeten Ehepaar Petersen.

Das Trio hat ein 200-seitiges Werk mit Fokus auf die Kolonistenfamilien verfasst, die damals ins Amt Tondern kamen. „Kolonisterne – kartoffeltyskerne i Gl. Tønder Amt“ laut der Titel des Buches mit dem lokalhistorischen Verein Renz als Herausgeber („Rens & Omegns Lokalhistoriske Forening“).

Die Karte mit Bezirken des alten Amtes Tondern, als es die heutige Staatsgrenze noch nicht gab. Foto: DN/„Mellem Slesvigs Grænser"

Dass sich die drei in die Archivarbeit zu den „Kartoffeldeutschen“ hineinknieten, hängt auch mit der eigenen Familiengeschichte zusammen.

„Sven und ich wissen, dass wir von Kolonisten abstammen. Das motivierte natürlich zusätzlich, mehr davon in Erfahrung zu bringen, und es in einem Buch festzuhalten“, so die Renzerin. Sven Petersen stammt aus dem Raum Sotterup/Sottrup.

Auszug aus dem Kolonistenbuch Foto: DN

Vor zwei Jahren begannen Ruth Christensen und ihre Mitstreiter, private und amtliche Archive diesseits und jenseits der Grenze zu durchforsten. Das damalige Amt Tondern verlief über die heutige Staatsgrenze hinaus.

Endspurt in der Corona-Krise

„Wegen der Corona-Krise haben wir besonders viel geschafft und konnten das Buch schließlich fertigstellen. Wir hatten ja viel Zeit“, bemerkt Ruth Christensen.

Ruth Christensen ist lokalhistorisch interessiert und seit Jahren treibende Kraft des Renzer Museums. Foto: DN (Archiv)

Die Verfasser haben von ihrem lokalhistorischen Netzwerk profitieren können. So waren zum Beispiel Wissen und Archivmaterial von den Freunden des Arbeitskreises  „Plaggenhagge“ südlich der Grenze sehr hilfreich, so Ruth Christensen.

Sven und ich wissen, dass wir von Kolonisten abstammen. Das motivierte natürlich zusätzlich, mehr davon in Erfahrung zu bringen, und es in einem Buch festzuhalten.

Ruth Christensen

Bei der Deutung und Übersetzung deutscher Texte hat das Dreigestirn zudem auf die Hilfe des Solderuper Horst Fries zurückgreifen können, der der Deutschen Minderheit angehört.   

Das Buch über die Kolonisten wird demnächst der Öffentlichkeit präsentiert und kann dann natürlich gekauft werden. Es kostet 200 Kronen.

Sven (l.) und Kitta Petersen hatten 2019 bereits ein lokohistorisches Buch herausgegeben. Foto: DN (Archiv)

Für Kitta & Sven Petersen ist es nicht das erste Mal, dass sie ein lokalhistorisches Buch verfasst haben. 2019 hatte sie bereits das Werk „De, der aldrig kom hjem“ veröffentlicht über die Männer aus dem Kirchspiel Buhrkall/Burkall, die im Ersten Weltkrieg eingezogen und umgekommen waren.

Die Präsentation des Kolonistenbuches findet am Sonnabend, 19. September, ab 13 Uhr im Renzer Museum im Pebersmarkvej  4 statt. Der Verkauf des Buches beginnt an diesem Tag, Interessierte können aber bereits jetzt ein Exemplar bei Ruth Christensen reservieren (Tel. 21 32 61 04 oder E-Mail an marurens@gmail.com).

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