Bodybuilderin

Ein langer Weg voller Disziplin

Ein langer Weg voller Disziplin

Ein langer Weg voller Disziplin

Friederike Steemann
Bülderup/Bylderup
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Positiver Nebeneffekt: Sabine Ankert kann dank des Trainings die Kindergartenkinder wie Laurids (2) problemlos herumtragen - ohne am Ende des Tages Rückenschmerzen zu haben. Foto: Steemann

Sabine Ankert machte bei den Nachwuchs-Meisterschaften im Bodybuilding den dritten Platz. Nun folgt die dänische Meisterschaft 2018.

Sabine Ankert machte bei den Nachwuchs-Meisterschaften im Bodybuilding den dritten Platz.  Nun folgt die dänische Meisterschaft 2018.

Sabine Ankert, die von allen nur Bine genannt wird, ist wie sie selbst sagt ein richtiger Workaholic. Die 38-Jährige hatte früher ein Tattoo- und Piercingstudio in der Tonderner  Osterstraße, heute  verschönert sie nur noch vereinzelt ihre Stammkunden. Hauptberuflich  arbeitet Sabine in der Kleinkindgruppe im deutschen Kindergarten in Bülderup-Bau.

Seit dreieinhalb Jahren betreibt Sabine  Bodybuilding als Leistungssport. Dafür trainiert sie sechs Tage die Woche, zweimal täglich.  Am 25. Mai stellte sie sich bei den „DBFF  Debutantstævne newcomers 2017“ in der Kategorie „Womens Physique Master +35 år“  zum ersten Mal der Konkurrenz – und machte den dritten Platz. Damit qualifizierte sie sich für die dänischen Meisterschaften im Bodybuilding im nächsten Jahr.

Passion für Sport

Bis zum Erfolg war es ein langer Weg voller Disziplin. „Ich bin schon immer fit gewesen und habe gern Sport gemacht“, sagt Sabine. Vor dreieinhalb Jahren beschloss sie dann, professionell Bodybuilding zu betreiben. Morgens vor der Arbeit und nach Feierabend findet man Sabine seither im „Tønder Styrketræning“. „Das ist eine alte Bodybuilderbude, mit richtig alten Geräten und so. Dort trainiere ich im Powerperformance Team. Auch wenn man gleichzeitig trainiert, eigentlich macht man das für sich selbst“, erzählt Sabine. Morgens steht Kardiotraining auf dem Plan, also Radfahren oder Laufen. Am Abend geht es dann ans Krafttraining. „Bodybuilding ist ein Lebensstil. Man muss schon eine Passion für den Sport haben, ansonsten geht man nach einem acht-Stunden-Arbeitstag nicht noch zum Training.“

Die dänischen Nachwuchsmeisterschaften Ende Mai waren Sabines erster Wettkampf.  Ein halbes Jahr lang hat sie sich intensiv auf diesen Tag vorbereitet, um in den fünf Minuten auf der Bühne perfekt auszusehen. Vor dem Auftritt war sie nicht nervös, erst als sie auf der Bühne stand kam auch die Nervosität. Doch dann ging alles ganz schnell. „Man zeigt verschiedene Standart-Posen und hat dann nochmal eine halbe Minute Zeit, um eine eigene Performance zu zeigen. Danach ist es schon vorbei“, sagt Sabine. Mit ihrem dritten Platz ist sie sehr glücklich.

Arbeit mit den Kleinsten

Wie passt die muskulöse Powerfrau zu den Kleinkindern im deutschen Kindergarten? „Ganz gut“, findet sie. „Ich war schon immer ein ausgeglichener und geduldiger Mensch. Diese Eigenschaften helfen mir sowohl mit den Kindern, als auch beim Sport.“ Sabine arbeitet gern mit den Kleinsten, „da bekommt man am Meisten zurück. In den ersten drei Jahren passiert so viel und man kann den Kleinen so vieles mitgeben“, sagt Sabine.
Von ihrem Hobby bekommen die Kindergartenkinder nicht viel mit. „Sie sehen, dass ich immer mit meinem Shaker rumlaufe. Aus dem trinke ich mein Wasser. Und ich bringe jeden Tag meine Kühltasche mit meinem Essen mit. Die finden die Kleinen immer spannend weil sie wissen, dass dort etwas zu Essen drin ist“, erzählt Sabine.

Apropos Essen: Alle drei bis vier Stunden isst Sabine. Was, das kommt darauf an, ob sie gerade in der Aufbauphase, oder der Diät-Phase ist. Sollen Muskeln aufgebaut werden, muss  sie darauf achten, viele Proteine und Fett zu sich zu nehmen. Zum Frühstück gibt es so zum Beispiel drei Eiweiß und ein ganzes Ei. Zum Mittag Hühnchen, Reis und viel Gemüse wie Brokkoli oder Sabines Favorit: Süßkartoffeln. Ihr  Essen wird jeden Sonntag für die ganze Woche vorgekocht und dann portioniert. „Ich versuche so wenig wie möglich Vitamintabletten und ähnliches schlucken zu müssen und achte darauf,  gute Rohwaren zu verwenden. Meine Eier kaufe ich  direkt beim Bio-Bauern.“

Überall nur Muskeln: Sabine nach dem Auftritt. Foto: Privat

Wettkampfvorbereitung

Vor dem Wettkampf musste Sabine streng Diät halten. „Der Körper kämpft um jedes Gramm Fett. Man selbst möchte sich am Wettkampftag jedoch in bestmöglicher Form präsentieren, mit so wenig Fett wie irgendwie möglich. Das ist eine mentale Herausforderung. Im Kindergarten gibt es zum Beispiel etwas total leckeres zu Essen, man selbst sitzt aber mit seiner Tupperdose da und isst, was auf dem Plan steht. Hinzu kommen gerade am Ende der Diätphase, wenn man so wenig isst, auch Stimmungsschwankungen. Andere  mussten in dieser Zeit sehr geduldig mit mir sein“, erzählt Sabine.
Die letzten Tage vor dem Wettkampf sind die härtesten, denn der Körper muss entwässert werden, damit die Muskeln besser zur Geltung kommen.  

Für die  24 Stunden vor dem Auftritt hatte Sabine  nur 250 Milliliter Wasser zur Verfügung. Sonst trinkt sie rund vier Liter. „In dieser Zeit habe ich nochmal viel Fett und Kohlenhydrate für die Muskeln gegessen, auch Nüsse und Schokolade, worauf ich mich total gefreut hatte. Wenn man dazu nichts trinken kann, ist alles sehr trocken und gar nicht so lecker.“ Zur Vorbereitung gehört ebenso der Besuch im Kosmetikstudio, um mit Spray-Tan besprüht zu werden. Durch die tiefbraune Haut kommen die Muskeln beim Auftritt  optimal zur Geltung. Ihre Tätowierungen hat sie nicht abdecken lassen. „Das wäre dann nicht mehr ich, die gehören zu mir.“

Sowohl das Training, als auch die intensive Wettkampfvorbereitung, geht nicht ohne professionelle Aufsicht. Diese bekommt Sabine von Rikke Mensel aus Tondern, die selbst schon an Bodybuilding-Weltmeisterschaften teilgenommen hat.  

Keine Zeit für Hobbys

Sabine ist Mutter von drei Kindern: Ihr  Sohn Tristan ist 18, Hendrik 13 und ihre Tochter Finja sieben Jahre alt. Alle sind stolz auf ihre Power-Mutti. Tristan begleitet sie gelegentlich zum Krafttraining, Finja ist eher für Gymnastik zu haben. Ihr Mann Torben kann gut mit seiner starken Frau leben – noch hat sie trotz soviel Training auch nicht mehr Kraft, als er. Außerdem lebt  bei ihr ihre deutsche Dogge „Lupo“, „Mit ihm gehe ich viel Laufen.  In der Natur komme ich zur Ruhe und kann Kraft tanken. Das ist mein Ausgleich. Zeit für andere Hobbys bleibt nicht.“ Sabines nächstes Ziel sind die dänischen Meisterschaften im September 2018. „Ich nehme mir  jetzt Zeit, meinen Körper optimal vorzubereiten“, sagt Sabine.

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