Ortsentwicklung

Kahlschlag spaltet die Gemüter in Bollersleben

Kahlschlag spaltet die Gemüter in Bollersleben

Kahlschlag spaltet die Gemüter in Bollersleben

Bollersleben/Bolderslev
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In Bollersleben wurden zahlreiche Bäume gefällt. Foto: Karin Riggelsen

Die Kommune Apenrade hat etliche Bäume und Sträucher in Bollersleben beseitigt. Ganz normale Landschaftsarbeiten mit Ausdünnen, sagt der Verwaltungschef. Im Ort gibt es Jubel aber auch großes Kopfschütteln.

Haushoch stapeln sich an mehreren Stellen in Bollersleben Stämme von frisch gefällten Bäumen.

Dem einen oder anderen kommt der Eingriff sehr rabiat vor, und es drängt sich bei so manchem der Verdacht auf, die Kommune habe aus wirtschaftlichen Gründen zum Rundumschlag angesetzt.

Dem sei aber nicht so, versichert Jesper Juhl Kristensen, Abteilungsleiter der Verwaltungseinheit „Drift og Anlæg“.

„Es handelt sich um einen normalen Landschaftseinsatz, bei dem Wälle und andere Bereiche ausgedünnt worden sind“, so Kristensen.

Die gefällten Bäume in Bollersleben sind teilweise haushoch zwischengelagert. Foto: Karin Riggelsen

Es mag dem einen oder anderen auf einmal sehr kahl vorkommen, letztendlich sei das Fällen durchgeführt worden, „um Neues entstehen lassen zu können. Es ist nicht immer gut, wenn Abschnitte zu sehr zugewachsen sind“, ergänzt der Abteilungsleiter.

Über die Eingriffe im Bereich Stadionvej, Bøgevænget, Egevænget und an anderen Abschnitten habe man die Anwohner vorher in Kenntnis gesetzt. Einige hätte sich besorgt gezeigt, die großen Proteste habe es laut Kristensen im Vorweg nicht gegeben.

Pro und Kontra

Bei solchen Maßnahmen gebe es immer Fürsprecher und Gegner.

Die einen freuen sich über mehr Licht und mehr Aussicht, andere sind wiederum über das Verschwinden der Bäume und den mangelnden Sicht- und Wetterschutz irritiert.

Es allen gerecht zu machen, sei schwierig.

Ein Großteil der gefällten Bäume werde in Fließ verwandelt „und vor Ort oder an anderen Stellen genutzt. Sollte besonders viel Holz übrig sein, geht es auch schon mal an das Heizwerk“, berichtet Jesper Kristensen.

Der große Gewinn springt ihm zufolge allerdings nicht für die Kommune heraus. Es gehe in erster Linie um Pflegemaßnahmen, bei denen mögliche Erlöse durch das gerodete Holz meist nicht mit dem Aufwand aufzuwiegen ist.

Freude über freie Sicht

Bewohner der Straße Egevænget, die parallel zum Stadionvej verläuft, freuen sich, dass der Wall ausgedünnt worden ist.

„Darauf habe ich schon mehrere Jahre gewartet. Endlich kommt Licht durch. Im Sommer war die Sonne ab 16 Uhr verdeckt“, erzählt Birgit Juhl, die sei 9 Jahren am Egevænget direkt am Stadionvej wohnt.

„Nachbarn von mir begrüßen die Maßnahmen auch“, so Juhl.

Ausgedünnte Abschnitte in Bollersleben Foto: Karin Riggelsen

Nicht so begeistert ist Henning Frisk, Vorsitzender des Bollerslebener Bürgervereins „Bolderslev Lokalråd“. Für ihn hat die Baumbeseitigung ein zu großes Ausmaß gehabt. 

„Bei der Dorfentwicklung, mit der wir im vollen Gange sind, nehmen die umliegende Natur und grüne Bereiche eine zentrale Rolle ein. Das Entfernen der vielen Bäume trägt nicht gerade zu diesem Markenzeichen bei. Meines Erachtens wurde etwas zu drastisch vorgegangen“, so Frisk.

Fehlende Kommunikation

Bedauerlich findet er es, „dass der Bürgerverein nicht miteinbezogen wurde. Man hätte bei einem Rundgang ja besprechen können, wo wie viele Bäume entfernt werden“. 

Diesen Schuh ziehe er sich an, so Arne Leyh Petersen (DF), Vorsitzender des Technischen Ausschusses.

„Man hätte in der Tat die Kommunikation suchen müssen“.

 Die Maßnahmen als Teil des kommunalen Pflegeeinsatzes stünden allerdings nicht im Widerspruch zu der grünen Ausrichtung bei der Bollerslebener Dorfentwicklung.

„Ich habe großen Respekt vor den Bestrebungen des Bürgervereins, in Verbindung mit der Dorfentwicklung mehr Biodiversität zu schaffen. Dünnt man Bereiche mit dem Beseitigen von Bäumen aus, dann wird aber oft Raum für mehr Biodiversität geschaffen. Die Abschnitte in Bollersleben werden schnell wieder nachwachsen“, so Leyh Petersen.

Wartet die Kommune zu lange mit dem Ausdünnen in der Nähe von Wohngebieten wie jüngst in Bollersleben, dann bestehe die Gefahr, dass man nur noch schwer und nur mit großen Maschinen herankommt, führt Petersen ein weiteres Argument für die Maßnahmen an. 

Daraus gelernt

Philip Tietje (V), Vorsitzender des Wachstumsausschusses, der quasi Sparringspartner der Dorfentwicklung in Bollersleben ist, sieht es ähnlich wie sein Kollege Petersen.

„Die Verwaltung und wir haben alle daraus gelernt, dass ein Miteinbeziehen des Bürgervereins in solchen Fällen angebracht ist“, so Tietje.

Man hätte dann eine andere Vorgehensweise wählen und für die Ausdünnung beispielsweise einen bestimmten Zyklus festlegen können, anstatt alles auf einmal vornehmen zu lassen, ergänzt Philip Tietje.

Das Ziel des Bürgervereins, ein natürliches Umfeld mit mehr Biodiversität zu schaffen, sehe er mit dem Entfernen der Bäume aber ebenfalls nicht gefährdet. „Im Gegenteil“, so Tieje.

In einigen Wohngebieten freuen sich die Bollerslebener über die Rodung, da mehr Licht an die Häuser kommt. Foto: Karin Riggelsen
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