Deutsche Minderheit

Emotionaler Abschied von einer einzigartigen Nachschulzeit

Emotionaler Abschied von einer einzigartigen Nachschulzeit

Emotionaler Abschied von einer einzigartigen Nachschulzeit

Tingleff/Tinglev
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Verabschiedung an der Deutschen Nachschule Tingleff am 29. Juni 2019 Foto: Karin Riggelsen

Eltern und Schüler konnten sich bei der Entlassungsfeier der Deutschen Nachschule Tingleff am Sonnabend in der Sporthalle über die Zeugnisse freuen. Es flossen aber auch ganz viele Tränen.

Leichter gesagt als getan: „Auch wenn wir wissen, dass wir in dieser Form nicht wieder zusammen sein werden, besteht kein Grund zum Traurigsein.“

Dieser Satz in der Rede von Lehrerin Ingrid Berndsen zur Entlassungsfeier der Deutschen Nachschule Tingleff am Sonnabend in der deutschen Sporthalle mit rund 400 Gästen  bekam  nicht gerade Gültigkeit.

Die Zeit an der Nachschule prägte, hatte Spuren hinterlassen und hat Freundschaften schließen lassen.

Da kam dann doch Traurigkeit auf und es kam zu herzergreifenden Abschiedsszenen. Die Tränen kullerten nur so aus den Augen der Schüler und vereinzelt auch aus denen der Lehrer heraus.

Bei solch einer intensiven, lehrreichen und verbindenden Zeit eigentlich auch kein Wunder, wie letztendlich auch aus den Worten von Berndsen hervorging. Schulleiter Jørn Warm hatte es der dienstältesten Lehrerin überlassen, die Ansprache zur diesjährigen Abschiedsfeier in der prall gefüllten Sporthallenhälfte zu halten.

 

„200 Tage Action“

Ergänzt wurde das abschließende Beisammensein mit Musik. Sophie Birkmose sang unter anderem ein Stück aus dem Musical „Lucky Luke“, das im vergangenen Schuljahr aufwendig inszeniert worden war.

 

Das Schuljahr bestand aus „annähernd 200 Tage Action – man ist eigentlich nie so richtig allein – es ist eigentlich immer etwas los und dazwischen liegen Schule und Prüfungen, Musical, Kreativwoche, Skitour und super viele Erinnerungen. Es war schnelllebig und spannend ,dieses Nachschuljahr, aber auch anstrengend, fordernd und lehrreich“, sagte Ingrid Berndsen.

 

Die Schüler haben an der Schule einen  Lern- und Reifeprozess durchlebt. „Eure Eltern werden heute, ziemlich stolz, recht erwachsene junge Menschen wieder mit nach Hause nehmen können, die einen Abschluss erarbeitet haben, die gewachsen sind, die voneinander gelernt haben und die vor allem selbstständig oder selbstständiger geworden sind“.

 

Das betreffe auch die praktischen Dinge des Alltags, wie Ingrid Berndsen humorvoll ergänzte. „Manche Schüler wissen jetzt, wie eine Waschmaschine und/oder ein Trockner funktionieren, da ja die Wäsche auch gewaschen und getrocknet werden muss, wenn man nicht jedes Wochenende mit einem Berg dreckiger Wäsche im Gepäck nach Hause gefahren ist“.

 

Neue Freundschaften, Toleranz und Teamgeist

Deutsche Schüler lernten dänische Schüler und die Sprache des anderen kennen und auch zu schätzen.

„Toleranz, Akzeptanz, Kompromissbereitschaft, Teamgeist und eine gewisse Selbstständigkeit sind nun keine leeren Worthülsen mehr. Freundschaften sind geschlossen worden mit Menschen, mit denen man vielleicht vor nur knapp einem Jahr nicht einmal im Traum hätte sprechen wollen. Gemeinsame Erlebnisse sind vorhanden, die man sich vorher nicht hatte vorstellen können“, so Berndsen, die nicht unerwähnt ließ, dass vereinzelt   auch mal egoistische Züge   vorherrschten und nicht immer  alle Regeln der  Gemeinschaft eingehalten wurden. Insgesamt war es aber ein Jahr mit ganz vielen positiven Aspekten.

 

„Ein Jahr Nachschul-Erfahrung ist etwas, das unbezahlbar ist und vor allen Dingen einmalig und unwiederholbar, denn Zeit ist etwas, was sich nicht zurückfordern lässt“. Also doch ein Grund, traurig zu sein! Die Taschentücher mussten herausgekramt werden und es gab kein Halten mehr.

Viele Momente bleiben in Erinnerung

Was es heißt, an der Tingleffer Nachschule zu sein und was den Aufenthalt so einprägsam macht, versuchte Ingrid Berndsen anhand der Initialen des Ortes T-i-n-g-l-e-f-f zu verdeutlichen:

„T wie Toleranz, I wie Integration, N wie Neugierde auf das Leben, G wie Gleichgültigkeit – nein Danke, L wie Lebhaftigkeit, E wie Engagement, wenn es um die Vertretung der eigenen Meinung und Interessen geht, F wie froh sein, wenn nach der Arbeit die Entspannung bzw. das Wochenende kam und noch ein F für – na ganz sicher auch ein wenig frech im Rahmen der abgesteckten Regeln, wenn ausprobiert werden musste, wie weit man als Schüler wohl gehen konnte“.

 

Dass im Nachschuljahr ganz viel los war, untermauerte zu Beginn der Feier bereits die Fotogalerie auf der großen Leinwand. Hunderte von Fotos zeigten tagebuchartig Momente aus der ereignisreichen Zeit, die nun leider zu Ende ist. Einfach zum Weinen.

 

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