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Mit Pauken und Trompeten auf dem Knivsberg
Mit Pauken und Trompeten auf dem Knivsberg
Mit Pauken und Trompeten auf dem Knivsberg
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Fast wie eine zweite Familie scheint das Blasorchester für viele zu sein. Kürzlich traf man sich gemeinsam mit der „Concert Band“ des Gymnasiums Rhauderfehn (Ostfriesland) auf dem Knivsberg zum Probenwochenende.
„Das war schon mal sehr schön. Und ab Takt 24 würde ich jetzt gerne noch mal die Flügelhörner hören.“ Dieter Søndergaard hebt den Taktstock. Der Pädagoge ist Dirigent des Jugendblasorchesters. Amtlich müsste es eigentlich „Blaskapelle des deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig“ heißen, aber so nennt das hier niemand.
„Hier“ – das ist der Knivsberg nördlich von Apenrade (Aabenraa), oder besser gesagt, die Jugendbildungsstätte auf dem Hügel. Fast 90 Bläserinnen und Bläser haben sich für ein ganzes Wochenende eingefunden, um miteinander Musikstücke auf ihren Instrumenten zu proben. Allerdings gehören nur knapp 50 von ihnen zum Orchester des Jugendverbandes, die restlichen kommen von der „Concert Band" aus Rhauderfehn (Ostfriesland).
„Durch unsere Gäste ist der Knivsberg diesmal bis zum letzten Bett belegt“, bestätigt Søndergaard. Der Dirigent ist im Hauptberuf Leiter der SFO der Deutschen Schule Tingleff. Die Schule hat ihm als Musiklehrer Stunden für Trompetenunterricht eingeräumt, worüber Søndergaard sehr froh ist: „Bis vor einigen Jahren konnte man in zahlreichen Schulen Nordschleswigs Trompete lernen – jetzt nur noch in Tingleff.“
Nachwuchssorgen
Denn auch wenn es auf dem Knivsberg gerade gar nicht danach aussieht, eint beide Orchester das gleiche Problem: Sie könnten Nachwuchs gebrauchen. „Egal ob Horn, Trompete, Posaune, Tuba oder Saxofon: Wir nehmen alles“, meint der Musiklehrer. Selbst Schlagzeug sei gefragt. Man spiele „moderne Blasmusik“, also Stücke aus Pop, Musicals oder Filmen, gelegentlich auch Märsche. „Doch auch alte konzertante Stücke sind bei den Kids teilweise sehr gefragt“, fügt Søndergaard hinzu.
Zweite Familie
Und er verrät, weshalb man sich viermal pro Jahr auf dem Knivsberg trifft, und dieses Mal sogar noch gemeinsam mit einem deutschen Orchester: „Das stiftet Gemeinschaft, auch über die Grenzen hinweg. Und es ist cool, mit anderen gemeinsam Musik zu machen.“
Das bestätigt auch Sandra Prigge aus Flensburg (Flensborg): „Im Orchester geht es herzlich und entspannt zu. Das ist wie eine zweite Familie für mich. Und hier auf dem Knivsberg ist es immer eine regelrechte Wohlfühlzone.“ Die Saxofonistin fing im Alter von zehn Jahren beim Jugendverbandsorchester an und hielt ihm selbst dann die Treue, als sie weit weg in Bonn wohnte. Hier spielt sie ihr Instrument gemeinsam mit 15 anderen und freut sich jedes Mal schon vorher auf das traditionelle Konzert am Sonntag: „Da spielen wir vor den Familien und können zeigen, was wir drauf haben.“ Auch ihre Tochter Leonie höre schon mit Begeisterung zu.
Mit eine der Jüngsten bei den Saxofonen dürfte Clara Andresen aus Uk (Uge) sein. Die Elfjährige begann vor einem Jahr beim Orchester, zunächst mit Trompete, wechselte jedoch bald: „Das Saxofon ist mein Trauminstrument“, gesteht sie strahlend. Auf dem Knivsberg war sie schon mehrere Male: „Ich find’s lustig hier, denn man muss nicht perfekt sein.“
Zwei Orchester auf dem Hügel
Und wie finden ein Orchester aus Nordschleswig, und eins aus Ostfriesland zusammen? „Ganz einfach: Dieter und ich stammen beide aus Husby“, verrät Björn Andresen. Er und Søndergaard spielten jahrelang im dortigen Jugendblasorchester der Kirchengemeinde unter Leitung von Hans Jensen. Und der wiederum leitete auch mehrere Jahrzehnte das Jugendverbandsorchester des BDN.
Björn Andresen hat Husby irgendwann ebenso verlassen wie Dieter Søndergaard, doch Freunde sind die beiden dennoch geblieben. Inzwischen unterrichtet Andresen am Gymnasium Rhauderfehn (bei Oldenburg) Mathematik und Musik und leitet dort das Bläserensemble. Ostern diesen Jahres haben beide Dirigenten das Treffen auf dem Knivsberg ausgemacht. „Und jetzt verzahnen sich schon erste Kontakte in beiden Orchestern, das finde ich toll“, freut sich Andresen. Bei den Proben sind er und Søndergaard ein eingespieltes Team: Während der eine dirigiert, hilft der andere einzelnen Musikerinnen und Musikern beim Spielen, falls nötig.
Finanzielles
Doch was kostet so ein Wochenende? Dank großzügiger finanzieller Unterstützung ist der Teilnahmebeitrag überschaubar: Auf dänischer Seite fördert der BDN, und die Teilnehmenden zahlen unter 18 Jahren nur 400, danach 500 Kronen. Auf deutscher Seite greift das EU-Programm „Erasmus+“, so dass hier 50 Euro für das ganze Wochenende fällig werden. Durch die verschiedenen Fördertöpfe kommen auch die geringfügig abweichenden Beträge zustande. Und der Begriff „Jugendblasorchester“ sei nicht wörtlich zu nehmen, verrät Dieter Søndergaard zum Schluss schmunzelnd: „Der Älteste bei uns ist 58 Jahre alt; wir nehmen jedes Alter.“
Interessentinnen und Interessenten für die Blaskapelle des deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig wenden sich an:
Dieter Søndergaard
(Musikalische Leitung)
Mobil: +4522294095
Mail: ds@ds-tingleff.dk