Deutsche Minderheit

Aus Kopenhagener Sicht ist die Absicherung enorm

Aus Kopenhagener Sicht ist die Absicherung enorm

Aus Kopenhagener Sicht ist die Absicherung enorm

Paul Sehstedt
Apenrade/Kopenhagen
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Immer unterwegs – Jan Diedrichsen muss in Zukunft allerdings nicht mehr nach Kopenhagen pendeln. Foto: Karin Riggelsen

Entwicklung der Minderheit und der deutschen Sprache keine ganz einfache Aufgabe – Wachwechselgespräch mit Sekretariatsleiter Jan Diedrichsen.

Die Minderheit muss in einer offenen Diskussion Überlegungen anstellen, wo sie sich in 10 oder 15 Jahren befindet“, rät Jan Diedrichsen, der zum Jahreswechsel seinen Posten als Leiter des Sekretariates der Minderheit in Kopenhagen räumen wird. „Das wird keine einfache Aufgabe sein, ist aber notwendig für die Zukunft der Volksgruppe. Der Nordschleswiger  hat da den ersten Schritt gemacht und sich mit der Entwicklung auseinandergesetzt.“

Nach drei Amtsperioden und insgesamt 13 Jahren verlässt der gelernte Journalist das Sekretariat. Der Zeitbegrenzung steht er positiv gegenüber, denn sie zwingt ihn zu einer Veränderung und einer persönlichen Weiterentwicklung. „Ich werde viele Erinnerungen mit mir nehmen und meine, viel erreicht zu haben“, sagt der 40-Jährige. „Ich werde jetzt ein neues Kapitel in meinem Leben aufschlagen, denn zwei Jobs gleichzeitig zu bewältigen, ist anstrengend.“

Keine direkten Gegner

Rückblickend stellt Diedrichsen fest, dass die Minderheit keine direkten Gegner hat, und aus Kopenhagener Sicht ist die Absicherung enorm. Die großen Kämpfe wurden vor seinem Antritt bereits gefochten, und er ist besonders Siegfried Matlok sowie Hans Heinrich Hansen und Peter Iver Johannsen für die tolle Unterstützung vor und nach dem Amtsantritt dankbar. Heute sieht das Bild anders aus als vor 13 Jahren; die Volksgruppe wird allgemein positiv bewertet.

Wachwechsel 2007: Jan Diedrichsen übernahm die Stelle als Sekretariatsleiter in Kopenhagen von Siegfried Matlok. In der Bildmitte BDN-Hauptvorsitzender Hinrich Jürgensen. Foto: Archiv

Seine Tätigkeit als Vertreter des Schleswig-Holsteinischen Landtages bei der EU in Brüssel wird ab dem 1. Januar eine Vollzeitstelle sein, und so wird er oft mit der Eisenbahn zwischen Kiel und Brüssel pendeln. Die Reise dauert fahrplanmäßig acht Stunden und neun Minuten, doch aus seinen jahrelangen Erfahrungen mit DSB und DB kennt er alle Unmöglichkeiten, wie Fahrgäste nicht zu behandeln sind. „Ich bin ein großer Zugfahrer, denn ich kann unterwegs viel arbeiten“, erzählt er. „Die Zeitersparnis mit dem Fliegen ist weit überschätzt, und einen Führerschein habe ich nicht.“

Ehrenamt

Das Ehrenamt des Bundesvorsitzenden der Gesellschaft für bedrohte Völker – International hat Jan Diedrichsen seit November 2017 inne. Mit ihr tritt er für die Menschenrechte bedrohter Völker ein. Neben der Vertretertätigkeit für Schleswig-Holstein will er sich auch weiterhin für die Belange der Minderheiten vor der Europa Kommission einsetzen.

Den Lesern des „Nordschleswigers“ sind Jan Diedrichsens politische Berichte und Analysen bekannt. Zurzeit steht nicht ganz fest, ob künftig ein „Bericht aus Brüssel“ kommen wird. Sollte die Verbindung realisiert werden, können sich die Leser über fundierte Information aus der Europa-Hauptstadt freuen. Das Journalistenhandwerk hat er beim „Norschleswiger“ von 1995 bis 1998 gelernt und war von 2002 bis 2006 Redakteur an der Zeitung.

Wenn Diedrichsen sich nicht beruflich betätigt, dann entspannt er sich mit Lesen oder Fernsehen. Gelesen wird vom Sachbuch alles bis zur Lyrik, und Netflix unterhält ihn mit TV-Serien.

Dieser Artikel erschien in der W!r-Beilage des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) am 25.10.2019.

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Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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