Was macht das Zuhause gemütlich?

Zauberer braucht privat keinen Hokuspokus

Zauberer braucht privat keinen Hokuspokus

Zauberer braucht privat keinen Hokuspokus

Rapstedt/Ravsted
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Gemütlich am großen Tisch mit den Kindern spielen – das ist für Henning Nielsen pure Entspannung. Foto: Karin Riggelsen

Künstler Henning Nielsen ist für seine Auftritte viel unterwegs. Zu Hause mag er es übersichtlich und gemütlich.

Zu Hause ist für mich da, wo Ruhe ist“, versichert Henning Nielsen, „und  wenn alles genau so praktisch ist, wie ich es brauche. Übersichtlich, simpel, nicht zu kompliziert – eher spartanisch.“ 

An der Garderobe im Haus des 37-jährigen   Zauberers und Künstlers hängt kein Zaubererumhang, auf dem Tisch liegt kein Zauberstab, auch  kein Wunderstift oder Spielkarten-Set, das kurz davor ist,   mit unbekanntem Ziel zu verschwinden.

Kein Hokuspokus – nirgends. Henning  Nielsens Zuhause in Rapstedt  ist frei von magischen Utensilien. Außerdem: keine Kerzen, kein Schnickschnack und auf dem Boden pflegeleichtes Parkett. 

Was der gelernte Koch zum Wohlfühlen  braucht? „Einen Induktionsherd – und   einen Ofen, der schnell heiß wird. Ich koche gern, aber ich warte nicht gern darauf, dass  das Wasser endlich kocht.“ 

2001 hat der Mann, der in Haustedt aufgewachsen ist – mit einem dänischen Vater  und einer  Mutter aus der deutschen Minderheit – seine Ausbildung in der Gastronomie  abgeschlossen. „Danach wollte ich  eigentlich ein eigenes Lokal eröffnen, habe aber festgestellt, dass das keine gute Idee gewesen wäre. Die  Zauberei wäre dabei einfach zu kurz gekommen.“

Denn die ist  seine große Leidenschaft. Seit der Konfirmation. „Am Blå Mandag entdeckte ich in einem Geschäft im Koldinger Storcenter die VHS-Kassette eines Zauberkünstlers.“ Eine weitere Entdeckung war für den Jugendlichen, dass Zauberei erlernbar ist. „Seit  25 Jahren lerne ich nun und bin seit vier Jahren  selbstständiger Zauberer und Künstler.“  

Wer mehr über Henning Nielsen erfahren möchte, findet Infos auf seiner Homepage unter www.cheffmagic.dk. Foto: Karin Riggelsen

Zauberei ist Handwerk. Aber:   „Wenn man das Handwerk beherrscht, macht es nur 1 Prozent der Tricks aus“, versichert Nielsen.  Tricks,  mit denen er Dinge verschwinden und an unerwarteter Stelle wieder auftauchen lässt, mit denen er erstaunliche Vorhersagen macht und Gedanken liest. Näheres ist  Betriebsgeheimnis. Nur so viel: Zaubertricks und  Horrorfilme bedienen sich Nielsen zufolge  einer ähnlichen Dramaturgie: Spannung erzeugen und die Erwartungen erst dann erfüllen, wenn der Zuschauer schon gar nicht mehr damit rechnet. „Und beim Gedankenlesen lese ich nicht wirklich die Gedanken, sondern die Menschen“, verrät Henning Nielsen. „Die Technik allein bringt es nicht, man muss den Effekt verkaufen.  Erst wenn man über die Technik nicht mehr nachdenken muss, kann man den Raum ausfüllen, die Leute richtig  unterhalten und das gesamte Publikum in die Show einbeziehen.“ 

Der Preis für seine Auftritte:  pro Woche etwa 3.000 bis 4.000 Kilometer im Auto, pro Jahr unterschiedlich viele Flüge und circa 100 Hotelübernachtungen.  „Aber ich mag Hotels. Ich bin da  sehr flexibel.“ Außerdem besucht der Zauberer Messen. „Im britischen Blackpool  wird stets im Februar die größte Magie-Messe der Welt veranstaltet. Dort lasse  ich mich inspirieren  und kaufe manchmal neue Tricks für das Sommerprogramm.“

Bei seinen Darbietungen in aller Welt komme es immer gut an, die Menschen in ihrer eigenen Sprache zu begrüßen.  „Außer fließend  Plattdänisch, Deutsch und Englisch spreche ich zum Beispiel auch einige Brocken Französisch, Türkisch, Chinesisch und Japanisch“, erzählt Henning Nielsen, der in diesem  Metier schon viele Meistertitel eingeheimst hat.

 

Weil Henning Nielsen für seine Zauberkunst viel unterwegs ist, genießt er die Zeit zu Hause umso mehr. Foto: Karin Riggelsen

Wenn er zu Hause ist,  gehört    ein großes Sofa zu einem seiner  Wohlfühlplätze, wo er sich  „am Feierabend hinlümmelt und zum Beispiel eine alte Star-Trek-Episode genießt“.  Was ihm auch ein Zuhause-Gefühl gibt: „Gemütlich  am  Tisch sitzen  und  mit den Kindern Spiele spielen.“

Dabei wollte er nie Kinder haben – und auch nicht heiraten. „Noch mit Ende 20 war es  mein einziger Wunsch, Künstler   zu sein und allein in meinem kleinen Haus zu leben.“ Doch dann lernte er  seine jetzige Frau kennen. Nach dem ersten Kind kaufte er ein etwas größeres Haus. Als das zweite Kind unterwegs war, kaufte er sein drittes Haus, das der nun vierköpfigen Familie Platz bietet  – außerdem gibt es einen Raum, wo zwar   „Zauberzimmer“ draufsteht,  aber     Büro und Hobbyraum drin sind.   Denn geübt    wird  im Haus seiner Mutter.
Zu der kleinen Familie, die er eigentlich gar nicht wollte und die dennoch  nach und nach in sein Leben kam – war es Magie? –, sagt Henning Nielsen:  „Jetzt bin ich sehr froh, dass es so gekommen ist.“ 

Wenn er sich selbst etwas herbeizaubern könnte, was wäre das? „Mehr Zeit für die Familie und für Freunde“, sagt Henning Nielsen, „und wegzaubern würde ich die Bürokratie!“

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