Leitartikel

„Leute von Nordgaard“

Leute von Nordgaard

Leute von Nordgaard

Apenrade/Flensburg
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Der SSW hat bei der Bundestagswahl die 40.000-Stimmen-Marke geknackt. Das kann nicht an dem Wahlwerbespot der Minderheitenpartei liegen, findet Journalistin Kerrin Jens. Ihre Kollegen sehen das anders.

„Leute von Nordgaard“ – so startet nicht nur der Wahlwerbespot des Südschleswigschen Wählerverbandes (SSW), sondern auch die Rede von Spitzenkandidat Stefan Seidler am Sonntag nach den ersten Hochrechnungen.

Erstmals seit rund 70 Jahren zieht die Partei der dänischen und friesischen Minderheit mit einem Abgeordneten wieder in den Bundestag ein. Der SSW erhielt 55.330 Stimmen, was einem Anteil von 3,1 Prozent der ausgezählten Stimmen in Schleswig-Holstein entspricht. Nun kann Stefan Seidler „nach Osten ziehen, um die Gunst der Götter zurückzugewinnen“.

Die Minderheitenpartei hat die Wikinger-Rhetorik gezielt bei ihrem Wahlkampf eingesetzt. Für besonderes Aufsehen sorgte auch der Wahlspot, der in der Wikingerzeit spielt. Während die Verherrlichung der Terroristen des Meeres mit Kettenhemden, erhobener Faust, Schwert und Schild bei den Kolleginnen für Kopfschütteln sorgt, sind die männlichen Mitarbeiter der „Nordschleswiger“-Redaktion (vor allem die Fans der Fernsehserie Vikings) begeistert.

Auch unter dem Video sind nur positive Kommentare zu lesen: „Der mit Abstand beste Wahlwerbespot, den ich je gesehen habe. Eine geniale Kombination aus Inhalten und historischer Herkunft“ oder „Die Wikingeransprache, der hochgestellte Kragen, der fallende SSW-Vorhang und zum Schluss die Konfetti-Kanone – ich hatte großen Spaß“.

Im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ berichtete SSW-Pressesprecher Per Dittrich, dass die Resonanz auf den Spot super gewesen sei. „Wir hatten anfangs etwas Sorge, dass wir mit der Wikingersprache in dem Spot vielleicht etwas anecken würden“, so der Parteisprecher.

Dass der SSW ein historisches Wahlergebnis erzielt hat, liegt mit Sicherheit an vielen Faktoren – möglicherweise hat der gewagte Wahlwerbespot seinen Teil dazu beigetragen. Wer sich etwas traut, kann eben auch gewinnen und das hat der SSW getan.

Auch zur Freude der deutschen Minderheit in Dänemark. Carsten Leth Schmidt, Vorsitzender der Schleswigschen Partei gratuliert Stefan Seidler zum Wahlerfolg. Es sei sehr gut für die deutsch-dänische Zusammenarbeit, dass sich nun ein Kenner der Grenzminderheiten auf den Weg nach Berlin machen kann.

Hoffentlich mit dem Zug und nicht mit dem Wikingerschiff.

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