Soziales

„Wir sind damit aufgewachsen, dass man dem Schwächeren hilft“

„Wir sind damit aufgewachsen, dass man dem Schwächeren hilft“

Wir sind damit aufgewachsen, dass man dem Schwächeren hilft

Bettina P. Oesten
Sonderburg/Sønderborg
Zuletzt aktualisiert um:
Bjarke und Elsebeth Schmidt mit dem „Brobygger“-Preis. Foto: Bettina P. Oesten

Bjarke und Elsebeth Schmidt sind Vertreter einer Willkommenskultur, für die sie kürzlich mit dem „Brobygger“-Preis geehrt wurden.

Im August erhielt Bjarke Schmidt von KITS („Kirkernes Integrations Team Sønderborg“) als einer von zwei Preisempfängern den „Brobyggerpris“ 2019, und wenn einer der Bezeichnung Brückenbauer alle Ehre macht, dann er.  Zusammen mit seiner Frau Elsebeth arbeitet er seit vielen Jahren dafür, dass Menschen, die aus der großen weiten Welt nach Sonderburg kommen, sei es als Flüchtlinge, Arbeitnehmer, Au-Pair-Mädchen u. Ä., sich hier willkommen und angenommen fühlen und sich gut in ihre neue Umgebung einleben.

Angefangen habe alles mit den Quotenflüchtlingen aus dem Kongo, erzählen Bjarke und Elsebeth. „Wir waren dabei, als sie am Flughafen abgeholt wurden und haben auch mitgeholfen, ihre Wohnungen einigermaßen gemütlich einzurichten, denn viel mehr als einen Tisch, ein paar Stühle und Betten  hatten sie anfangs nicht. Wir sind davon überzeugt, dass wenn ein Mensch sich wohlfühlt, dann klappt es auch mit der Integration viel besser.“

Viele kongolesische Familien von damals haben inzwischen in der Stadt bzw. Region Fuß gefasst, sind oftmals im Dienstleistungsgewerbe tätig und kommen allgemein gut zurecht. Heute betreuen die Schmidts u. a  viele Syrer, begleiten sie anfangs bei Behördengängen oder in den Supermarkt und leisten somit wichtige Einstiegshilfe in den dänischen Alltag.

Ausflüge wie diese schaffen neue Gemeinschaften. Foto: Bjarke Schmidt

Die Sonderburger Freikirche, der das engagierte Ehepaar seit vielen angehört, lädt darüber hinaus regelmäßig zu Gemeinschaftsessen, Ausflügen und internationalen Abenden ein, an denen neben Syrern, Iranern, Afrikanern, Burmesen und Nepalesen viele Sonderburger teilnehmen. 

Multinationale Begegnungen wichtig

Auch solche multinationalen Begegnungen sind für eine gelungene Integration wichtig, meint das Paar, denn die kirchlichen Veranstaltungen dienen neben der sozialen Komponente auch anderen Zwecken: der Vernetzung der Flüchtlinge und Einwanderer unter einander, dem Austausch nützlicher Informationen und der Kommunikation in Dänisch.

Über die Jahre sind die Schmidts zu einem festen Anlaufpunkt für viele Flüchtlinge und Asylsuchende geworden, zu vielen wurden freundschaftliche Bande geknüpft. Auch bei Hochzeiten, die z. B. zwischen syrischen Ehepaaren neu geschlossen werden müssen, weil die ausländischen Heiratsurkunden hier nicht anerkannt werden, sind sie gern gesehene, und oftmals auch die einzigen Gäste.

„Für viele sind wir so etwas wie Eltern- oder Familienersatz geworden. Das freut uns natürlich sehr. Überhaupt fällt es uns leicht, anderen zu helfen. Wir sind beide so erzogen, dass man dem Schwächeren hilft. Wir sind nicht der Meinung, dass jeder, der als Flüchtling nach Dänemark kommt, hier auf Dauer auch bleiben soll. In vielen Fragen der Flüchtlingspolitik gehen wir mit der dänischen Regierung ja konform. Wir möchten nur, dass es den Menschen, so lange wie sie sich in unserem Land aufhalten, gut geht. Und wir sind natürlich strikt dagegen, dass man Asylsuchende in ihre Ursprungsländer, z. B. Syrien, zurückschickt, wenn sie dort etwa aufgrund ihres christlichen Glaubens hochgradig gefährdet sind. Das geht gar nicht“, meinen Bjarke und Elsebeth, die für viele Menschen genau das geworden sind, was der  „Brobygger“-Preis würdigen möchte  - Brückenbauer im besten und wahrsten Sinne des Wortes.

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