Druckerei

„Wir liefern gedruckte Kommunikation“

„Wir liefern gedruckte Kommunikation“

„Wir liefern gedruckte Kommunikation“

Ruth Nielsen
Ruth Nielsen Lokalredakteurin
Rinkenis/Rinkenæs
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Palle Bo Schmidt hat „Toptryk Grafisk“ 1981 gegründet. Foto: K. Riggelsen

Im digitalen Zeitalter schwimmt das Rinkenisser Unternehmen „Toptryk Grafisk“ gegen den Strom – mit Erfolg – 95 Prozent der Aufträge sind Buchdruck. Kein Auftrag ist der Firma zu klein.

In seiner Jugend gab es fünf Druckereien in und um Gravenstein. Als  Palle Bo Schmidt 1981 seine Druckerei Toptryk Grafisk gründete, waren noch vier da, heute  ist seine Druckerei die einzige. Im Laufe der Jahre ist er  häufig  umgezogen, weil die Räume zu knapp wurden.    „Es war ein Geschenk des Himmels“, sagte er zum Kauf des Gebäudes im Buskmosevej 4, seit 2001 die Adresse der Druckerei.   Das Haus ist groß genug, um den mittlerweile  35 Mitarbeitern  Platz zu geben. 2012 wurde Lasse Frausig Mitinhaber.

Die Zukunft seines Unternehmens  sieht laut Schmidt vielversprechend aus. Auch daher bildet der Betrieb Grafiker und Drucker aus. Denn das „Medium Papier“ ist nicht tot. Im Gegenteil, Toptryk spürt  eine Belebung  des Marktes. Er  schwimmt praktisch gegen den Strom.  Die kostenlose Herausgabe der Malbücher  2017 war ein Renner: „Computer sind nichts für kleine Kinder. Ich merke, dass  in der Gesellschaft der Wunsch da ist, weniger  digital zu sein, zurück zur Basis.   Computer sollen da genutzt werden, wo es  Sinn macht“, ist seine Philosophie.
Die kostenlosen Malbücher sind mit einem Teil  des Jahresgewinns   finanziert.  TopTryk unterstützt   seit Jahren die Organisation  der Krankenhausclowns. „Warum Kinder?  Tja, Mitarbeiter und Kunden haben  dazu eine Beziehung. Es macht  unsere Mitarbeiter froh, und frohe Mitarbeiter sind gute Mitarbeiter. Es ist ein guter Zweck,  mit dem  sich alle identifizieren können“, hält er fest.

8.000 registrierte und potenzielle  Kunden

Nicht nur Malbücher werden  in der digitalisierten Welt fast schon als Anachronismus betrachtet, auch  Briefe. Via E-Mail geht es schneller   und kostengünstiger. Was hat Toptryk getan?   „Der Wettbewerb ist hart, warum das tun, was andere auch tun, du musst das Gegenteil machen“, sagt er zur jüngsten  geglückten Aktion, die auch noch Geld sparte.   8.000 registrierte und potenzielle  Kunden hatten einen Brief erhalten: „So kriegst   du mehr Aufmerksamkeit. Die unterschwellige Botschaft ist, gedruckte Medien  sind gar nicht so schlecht.   Über E-Mails darfst du Kunden  nicht unaufgefordert  anschreiben. Das kostet Bußgelder.“

Das Gute an dieser Aktion: Jeder zehnte Empfänger hat reagiert (üblich sind 1,5 Prozent), zwei Prozent sind heute Kunden. Das ansonsten genutzte  System „Google AdWords“ kostet  3.000, der Brief nur 350 Kronen pro Kunde, eine wahrhaft lohnenswerte Alternative. 

Und Palle Bo Schmidt kann einen weiteren Trend ausmachen, der dem Betrieb  entgegenkommt: „Es mag verwundern, Ältere lesen E-Bücher,  aber bei Jugendlichen  ist es wieder in, sich mit einem Buch zurückzuziehen. Auf diese Weise unterscheiden sie sich von  anderen“,  weiß er, und das passt gut, denn   95 Prozent der Aufgaben  sind das Drucken von  Büchern. „Wir sagen nie Nein, wir helfen gern. Kein Auftrag ist zu klein. Es kann ja sein,  dass dieser Kunde    später mal einen größeren Auftrag hat.“

Lisbeth Rasmussen ist gelernte Autolackiererin, nun achtet sie auf den korrekten Buchdruck. Foto: K. Riggelsen

Alle Aufträge zählen

Und sollte Toptryk keine Möglichkeit haben, gibt sie den Auftrag ab, an   die Tochtergesellschaft  „scandinavian print group“, der  zehn Druckereien angehören. Seit 2014 ist Toptryk dabei: „Es stand nicht gut um Druckereien. Entweder zumachen oder mitmachen.   Da waren die Krise 2008 und die technische Entwicklung. Wir haben uns der Gruppe angeschlossen, um wettbewerbsfähig   zu bleiben.  Das hat so seine Vorteile“, nennt er den zentralen Einkauf von Papier, der diese Ausgabe um  20 Prozent senkt. 

Der Inhaber schlägt eine Bresche für Papier:   „Viele  finden, es ist schade um die Bäume, die dafür gefällt werden.   Das ist  ein unausrottbares Ammenmärchen.   Es gibt eigens dafür Plantagen. Wird ein Baum gefällt, werden fünf neue gepflanzt.   Es sind ja keine Bäume aus dem Regenwald. In Europa ist die Waldfläche so groß wie  1,5 Millionen Fußballfelder.“ 

TopTryk hat darüber hinaus  etwas, was Kunden mehr und mehr zu schätzen wissen: das „Svane-Umweltabzeichen“.  In den Hallen riecht es weder nach Druckerfarbe, noch fliegen  Staubpartikel durch die Luft.          
Davon sind die Mitarbeiter am Computer frei, die Bücher wiederauflegen. Am Rechner wird   Seite um Seite eingespeist, die dann eingescannt werden.

Schilder und großformatige  Papiere

In einer anderen Abteilung   werden Schilder und großformatige  Papiere bedruckt, in einer anderen flutschen  Bücher über das Fließband, 500  Stück sind in 15 Minuten fertig. Die überschüssigen Papierstrimel werden  übrigens wiederverwertet. 

Toptryk arbeitet natürlich mit hoch technologischen Anlagen, zu denen auch   digitale   Druckmaschinen gehören,  aber   3D-Drucker wird es  bei Palle   Bo Schmidt nicht geben: „Das hat nichts mit der grafischen   Branche  zu tun. Wir liefern gedruckte Kommunikation, unsere  Branche ist so vielfältig.   Bei 3-FD hast du nur Unikate. Ich denke aber, dass sich  daraus eine neue  Branche entwickeln könnte“, ist Palle Bo Schmidt Neuem gegenüber trotz allem aufgeschlossen. 

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