Deutsches Museum

Wie ist eigentlich das Fahrrad entstanden?

Wie ist eigentlich das Fahrrad entstanden?

Wie ist eigentlich das Fahrrad entstanden?

Sonderburg/Sønderborg
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So hat alles angefangen: Museumsleiter Hauke Grella auf dem Nachbau einer Drais Laufmaschine aus Ungarn. Foto: Sara Eskildsen

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Mit einer spektakulären Sonderausstellung zeigt das Deutsche Museum Nordschleswig die Geschichte des Fahrrads. Wer will, kann sogar eins der ersten Modelle von 1817 ausprobieren.

Lange vor Gangschaltung und Kettenantrieb haben sich Menschen auf ein Fahrrad gesetzt. Aber wie sahen die Modelle von früher aus? Warum gab es zunächst ein Rad ohne Pedalen? Wer kam auf die Idee, Gummireifen zu verwenden, und wie fühlt es sich an, auf einem Hochrad zu sitzen?

Anlässlich der Tour de France, die 2022 durch Sonderburg rollt, hat das Deutsche Museum Nordschleswig eine spektakuläre Ausstellung ins Haus geholt: zu sehen sind Fahrräder – und vor allem Rennräder – aus den vergangenen Jahrhunderten.

Die Ausstellungsgegenstände sind Leihgaben des Deutschen Fahrradmuseums Bad Brückenau. Sie sind im Foyer des Museums sowie im Sonderraum für Ausstellungen im ersten Stock platziert und bis in den Herbst hinein zu sehen.

Wer möchte, kann sich auf das Balancebrett setzen

Wer das Museum betritt, trifft nun auf die Vorfahren der heutigen Rennräder: Auf einen Nachbau der Drais Laufmaschine aus dem Jahr 1817 beispielsweise. Wer möchte, kann sich auf das Balancebrett setzen und nachfühlen, wie sich eine Tour auf dem ersten Rad dieser Welt anfühlte. Damals war das Fahrgestell aus Holz und die Wagenräder eisenbereift.

Daneben stehen mehrere Tretkurbelräder. Das klassische Hochrad, mit dem sogar damals schon – um 1880 – Rennen gefahren wurden. „Wenn man da oben sitzt, kann man sich vorstellen, wie heftig damals ein Sturz vom Rad war“, sagt Hauke Grella, der als Museumsleiter selbst immer mal wieder in den Sattel klettert, um das Hochrad zu demonstrieren. Wer selbst einmal nach oben steigen möchte, darf dies gerne tun.

Der Opel unter den Rennrädern: Der ZR3 Opel aus Rüsselsheim, Baujahr ca. 1927, ein berühmtes Rennrad der 1920er Jahre. Die Kette wurde damals noch mit der Hand umgelegt. Foto: Sara Eskildsen

Man wollte der Schnellste sein, die Räder wurden besser und leichter und die Reifen dünner. Der Schnellste sein zu wollen – das ist typisch für den Menschen. Bringt aber auch den Vorteil, dass sich Dinge entwickeln, dass Fortschritt erzielt wird und Dinge besser werden.

Hauke Grella, Museumsleiter

Die Museumsangestellten haben eine Schulung durchlaufen, um Gäste der Ausstellung bestmöglich begleiten zu können.

An Dutzenden Radmodellen ist die Entwicklung des Fahrrads zu sehen. Vom Renn-Dreirad über das Renn-Tandem, ein Opel-Rennrad aus dem Jahr 1927 ist ebenso dabei wie ein Bahn-Rennrad aus den Bismarck-Werken. Im ersten Geschoss dann die modernste Version eines Rennrads: ein futuristisch geformtes Carbon-Rennrad, das nur noch sehr entfernt an das Holzrad vom Eingang erinnert.

Schneller und besser sein wollen – typisch für den Menschen

Schneller und besser werden – dieser Antrieb liegt dem Menschen offenbar in den Genen, sagt Museumsleiter Hauke Grella. „Das ist ja allein an der Geschichte des Fahrrads zu erkennen. Man wollte der Schnellste sein, die Räder wurden besser und leichter und die Reifen dünner. Der Schnellste sein zu wollen – das ist typisch für den Menschen. Bringt aber auch den Vorteil, dass sich Dinge entwickeln, dass Fortschritt erzielt wird und Dinge besser werden. Das zeigt diese Ausstellung eindrucksvoll.“

Hauke Grella auf einem Tretkurbelrad. „Wenn man da oben sitzt, kann man sich vorstellen, wie heftig damals ein Sturz vom Rad war.“ Foto: Sara Eskildsen

Am Tag der Tour de France hat das Museum im Rahmen der Öffnungszeiten geöffnet – und wird ein Rahmenprogramm anbieten, wenn die Fahrer der dritten Tour-Etappe am 3. Juli direkt am Museum vorbeifahren, weiter zur Helgolandsgade und hinab zum Hafen.

Die Tour de France hat auch das Museum gepackt.

Vortrag mit Tour-Experte Peter Kaadtmann

Am 29. Juni wird Tour-de-France-Experte Peter Kaadtmann einen Vortrag im Deutschen Museum halten. Der Nordschleswiger Kaadtmann hatte als leitender Redakteur viele Jahre lang die Verantwortung für die Übertragung der Tour de France im ZDF. Beginn des Vortags ist um 19 Uhr, ab 17.30 Uhr ist das Museum geöffnet. „Alle sind herzlich willkommen“, sagt Hauke Grella.

Dutzende Räder und Gegenstände aus der Welt des Rennsports sind derzeit im Deutschen Museum Nordschleswig ausgestellt. Foto: Sara Eskildsen

 

Die Ausstellung zum Radsport finanziert das Museum aus dem Topf für Sonderausstellungen. Hauke Grella spricht von einem „sechsstelligen“ Betrag. „Das Museum in Bad Brückenau ist ein Museum, das von vielen Ehrenamtlichen betrieben wird, daher profitieren beide Museen von dieser Absprache. Wir haben für das Geld wirklich sehr viel Ausstellung erhalten und freuen uns, den Besucherinnen und Besuchern die Welt des Radsports zu vermitteln.“

 

 

Heutzutage sind die Rennräder aus Carbon – und nicht mehr aus Holz … Foto: Sara Eskildsen
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