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Warum Mary aus Abu Dhabi zum Studium nach Sonderburg zog

Warum Mary aus Abu Dhabi zum Studium nach Sonderburg zog

Warum Mary aus Abu Dhabi zum Studium nach Sonderburg zog

Sonderburg/Sønderborg
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Mary Dannia Raju in einem Unterrichtsraum im Zentrum für Mechatronik – sie studiert mit Blick auf den Alsensund. Foto: Sara Eskildsen

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Die 21-jährige Mary Dannia Raju ist zum Studium aus Abu Dhabi nach Sonderburg gezogen. Mittlerweile arbeitet sie bei Danfoss und macht ihren Master in Mechatronik. Wie war es für sie, in einem völlig unbekannten Land anzukommen?

Aus den Vereinigten Arabischen Emiraten zum Studium nach Sonderburg – Mary Dannia Raju hat in den vergangenen drei Jahren die Reise ihres Lebens gemacht. Als 18-Jährige entschied sie sich für ein Studium der Mechatronik – am Alsensund.

„Ich hatte meine High School in Abu Dhabi abgeschlossen und suchte nach einer Universität. Ich wollte gerne etwas mit Ingenieurswesen machen. Mir machte es Spaß, mit Software und Codierungen zu arbeiten. Mechatronik schien mir genau das Richtige zu sein, mit den drei Standbeinen Elektronik, Software und Mechanik.“

Per Internetsuche auf Sonderburg gestoßen

Bereits in der Schule machte es ihr Spaß, mit Codierungen und Software zu arbeiten. „Ich habe mich aber vor allem zu Hause damit beschäftigt und ein wenig programmiert. Spiele zum Beispiel. Aber alles sehr simpel. Ich entschied mich also für Mechatronik und begann, nach Studienangeboten Ausschau zu halten. Und so kam ich irgendwann bei der Internetsuche auf Sonderburg“, erzählt Mary Dannia Raju.

Die Studentin in einem Unterrichtsraum, in dem die Studierenden praktische Aufgaben im Umgang mit der Mechatronik lernen Foto: Sara Eskildsen

Mary Dannia Raju ist in Abu Dhabi geboren und besitzt die indische Staatsbürgerschaft. Wo Dänemark oder gar Sonderburg liegen, wusste sie bis zu ihrer Internetrecherche nicht.

„Der Studiengang in Sonderburg war einer der wenigen in Europa, und er war bezahlbar. Als internationale Studentin bezahle ich eine Studiengebühr, etwa 10.700 Euro für zwei Semester. Außerdem wusste ich, dass Englisch gesprochen wird. Ich bin zwar offen, Dänisch zu lernen, aber das Studium auf Englisch war doch ein wesentliches Argument für Sonderburg. Und natürlich das anschließende Masterprogramm und Job-Angebote, die Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen. Der wichtigste Punkt war aber, dass das Studium hier so praktisch angelegt ist. Das hat mich überzeugt.“

Die junge Frau bewirbt sich im Februar 2018 – und erhält nach Online-Bewerbungsgesprächen und Tests eine Studienzulassung. Im Juni bekommt sie die Zulassung, und im September tritt sie zusammen mit ihrem Vater ihre Reise an – kurz nach ihrem 18. Geburtstag.

„Das hatte ich nicht erwartet“

„Wir sind nach Kopenhagen geflogen und dann weiter mit dem Zug nach Sonderburg. Das meiste, was ich online über Dänemark gelesen hatte, war über Kopenhagen. Ich habe mir also so etwas wie das Kopenhagener Stadtleben vorgestellt. Und dann kam ich hierher – und es war so ruhig!“, lacht Mary Dannia Raju, die eine Millionenstadt wie Abu Dhabi gewohnt ist, wo rund 1,5 Millionen Menschen leben. In Sonderburg sind es gerade einmal rund 28.000.

„Das hatte ich nicht erwartet – aber ich habe mich daran gewöhnt. Abu Dhabi ist eine Stadt mit viel Nachtleben. Sonderburg ist sowas wie das komplette Gegenteil – hier hat nach 16 Uhr kaum noch was auf.“

Mary Dannia Raju hat am Center für Industrielle Elektronik einen Bachelor erworben – und macht nun ihren Master. Foto: Sara Eskildsen

Was ist der größte Unterschied zwischen dem Leben in Abu Dhabi und dem in Sonderburg? „Die Menschen sind offener. Wenn man auf der Straße etwas Komisches macht, interessiert das niemanden. Alle gehen einfach weiter und denken: Okay. Es ist leichter, seinen Platz zu finden, die Menschen sind entgegenkommender. Das gefällt mir sehr gut.“

Das Leben sei generell entspannter hier. „In der Großstadt haben es die Leute meistens eilig und haben Stress. Hier essen alle einfach nur Eis“, lacht Mary Dannia Raju.

Die kurzen Tage im Winter seien gewöhnungsbedürftig gewesen. „Es wird hier dann so schnell dunkel! In Abu Dhabi gibt es keine großen Zeitunterschiede, wann die Sonne untergeht. Ich bin oft nach Hause gekommen und bin ins Bett gegangen, um 17 oder 18 Uhr, weil es ja schon dunkel war“, lacht die Studentin. „Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, aber am Anfang war es merkwürdig.“

Hilfe bei der Wohnungssuche

Die SDU garantiert allen internationalen Studierenden eine Unterkunft in einem Kollegium, und so musste sich Mary Dannia Raju keine Gedanken über eine Wohnung machen. Sie lebt in einem möblierten Raum im Jugend-Kollegium am Sonderburger Skovvej.

Über ihre Studienklassen hat sie Freunde und Anschluss gefunden. „Ich kam eine Woche vor dem Studienbeginn, da hat man über seine Arbeitsgruppen neue Leute kennengelernt. Das war toll.“

 

Die Unterrichtsräume im Center für Industrielle Elektronik sind durch und durch auf den Erwerb praktischer Fähigkeiten ausgerichtet. So soll es auch im Center für Industrielle Software sein, das hier am Alsensund entsteht. Foto: Sara Eskildsen

Am Anfang hat die Studentin Zeitungen ausgetragen, um sich Geld zu verdienen. „Es war so kalt – und ich habe für die Strecken wirklich lange gebraucht, weil ich mich zwischendurch aufwärmen musste“, erinnert sich Mary Dannia Raju lachend.

Es folgte eine Aufgabe als Botschafterin für die Uni, ein Labor-Job an der SDU, und von dort aus knüpfte sie Kontakte zu Danfoss, wo sie im Sommer 2021 Vollzeit arbeitete und nun, während des Studiums, in Teilzeit.

Historische Dimension an der SDU Sonderburg

Ende Januar hat Mary Dannia Raju ihren Bachelor in Mechatroniks erhalten – sie ist unter den ersten Studierenden an der SDU in Sonderburg überhaupt, die einen solchen Abschluss gemacht haben. Auch in den Studiengängen Ingenieurswesen, Innovation und Business sind ersmals Bachelor-Diplome verteilt worden.

Mary Dannia Raju arbeitet neben ihrem Studium bei Danfoss in Norburg. Foto: Sara Eskildsen

Mary Dannia Raju fliegt in dieser Woche in die Heimat nach Abu Dhabi. Wenn sie zurückkommt, wird sie im September ihr Masterstudium aufzunehmen. Schon im Bachelor-Studium hat sie begonnen, als Werksstudentin für Danfoss in Norburg (Nordborg) zu arbeiten. „Ich arbeite dort in Teilzeit. Es ist eine tolle Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln.“

Sie kann sich gut vorstellen, nach ihrem Master-Abschluss in der Kommune Sonderburg zu leben und zu arbeiten. „Ja, auf jeden Fall. Ich habe mich sehr an den Lebensstil hier gewöhnt, und ich mag das Leben hier. Die Sommerabende hier sind so wunderschön, es ist hell bis nach 22 Uhr! Da tankt man dann Licht für den Winter.“

Labore und Klassenzimmer sind durch und durch praktisch

Sie kann das Studium in Sonderburg nur wärmstens empfehlen. „Es ist ein großartiger Studiengang. Studierende haben viel Freiheiten, man kann neue Sachen und Wissensgebiete ausprobieren. Die Labore und Klassenzimmer sind durch und durch praktisch. Und wenn man an Nano-Technologie interessiert ist, kann es besser gar nicht sein.“

Ich denke, man kann sich durchaus an zwei Orten heimisch fühlen. Familie und Gemeinschaft – das ist definitiv in Abu Dhabi. Aber ich als eigenständige Person, dann würde ich Sonderburg als meine Heimat bezeichnen.

Mary Dannia Raju, Studentin der Mechatronik
Studieren im Alsion – Mary Dannia Raju genießt den Mix aus Universität, Forscherpark, Konzerthaus und Cafébereich. Foto: Sara Eskildsen

Sie ist eine der wenigen Frauen, die am Center für Industrielle Elektronik studieren. „Ich bin nicht die Einzige, zum Glück. Ich denke, die Kindheitsinteressen beeinflussen unseren Lebensweg. Jungs kriegen oft Spielzeug zum Bauen und Erforschen, Mädchen kriegen Puppen und sowas. Ich fand das Spielzeug zum Bauen immer cooler. Aber warum das bei mir so war, weiß ich auch nicht. Ich denke, das Ganze ändert sich langsam. Seit ich angefangen habe, beginnen mehr und mehr Studentinnen hier am Center.“

„Ich konnte mich hier entfalten, unabhängig werden“

Sind ihre Eltern stolz auf sie? „Das hoffe ich“, lacht sie, „meine Eltern haben mich auf jeden Fall sehr unterstützt.“ Sehnsucht nach der Heimat in Abu Dhabi hat sie ab und zu. „Ich vermisse das Essen! Es ist so viel stärker gewürzt. Meine Schärfe-Toleranz ist in Dänemark übrigens weniger geworden. Ich kann nicht mehr so scharf essen wie früher“, lacht sie.

Was bezeichnet sie als ihre Heimat? „Ich denke, man kann sich durchaus an zwei Orten heimisch fühlen. Familie und Gemeinschaft – das ist definitiv in Abu Dhabi. Aber ich als eigenständige Person, dann würde ich Sonderburg als meine Heimat bezeichnen. Ich konnte mich hier entfalten, unabhängig werden. Das fühlt sich sehr bestärkend an.“

 

 

 

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