Unterrichtsbesuch

Vom gesunden Teenager zum Querschnittsgelähmten

Vom gesunden Teenager zum Querschnittsgelähmten

Vom gesunden Teenager zum Querschnittsgelähmten

Mira Berbig, Tobias Mahler
Sonderburg/Sønderborg
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Der Referent erzählte den Schülern in der Aula, weshalb er im Rollstuhl sitzt. Foto: DSS

Kürzlich hatte die Deutsche Schule Sonderburg Besuch von Jonas Mahler, der als Mitarbeiter des Verkehrssicherheitsrates Kindern und Jugendlichen von seiner Geschichte erzählt. Nach einem Autounfall sitzt er im Rollstuhl. Ein Besuch, der die Jugendlichen bewegt hat.

Die Klassen 9a, 9b und 10 der Deutschen Schule Sonderburg erhielten vor Kurzem Besuch von Jonas Mahler vom Rat für Verkehrssicherheit, „Rådet for Sikker Trafik“. Jonas Mahler sitzt seit einem Autounfall im Rollstuhl. Im Rahmen des Gesellschaftskundeunterrichts erzählte er den Schülerinnen und Schülern von seinem Schicksal. An dieser Stelle erzählen Mira Berbig und Tobias Mahler aus der 10. Klasse von dem besonderen Besuch.

Er selbst war auch mal ein Junge mit Träumen und Zukunftsplänen. Jonas besuchte das HTX, absolvierte seine staatliche Wehrpflicht und war dabei, im Berufsleben Fuß zu fassen. Bis er zu einer Party mit seinen Freunden fuhr. Natürlich gab es dort Alkohol, und Jonas hatte getrunken. Seine zwei Freunde und er fassten den Entschluss, den am wenigsten Alkoholisierten zur nah gelegenen Disco fahren zu lassen. Keine gute Idee!

Diese leichtsinnige Entscheidung bereute er innerhalb weniger Augenblicke, denn als sie mit weitaus über 100 km/h die Straße entlangfuhren, überschlug sich das Auto mehrfach. Jonas Mahler war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 20 Jahre alt, und sein Leben wendete sich um 180 Grad.

Er und die beiden anderen Insassen wurden direkt ins Krankenhaus gebracht, und seine Diagnose war schnell klar: Blutungen im Gehirn, Nackenbruch, eine Milzruptur, ein gebrochener Arm und eine gebrochene Schulter waren das Resultat dieses dummen Plans. Der Herzstillstand war dann noch die Krönung, und er starb eigentlich schon am Unfallort, wurde aber wiederbelebt.

Aus dem Koma in die Depression

 Nachdem er drei Wochen im Koma lag, wurde ihm vom Stationsarzt mitgeteilt, dass er fortan querschnittsgelähmt ist. Er wollte nicht essen und hatte stark abgenommen, weshalb er einen Betreuer gestellt bekam. Jonas stellte sich oft die Frage, warum es genau ihm passieren musste, und warum er die Idee hatte, betrunken in ein Auto zu steigen.

Zum Glück stand ihm seine Familie zur Seite und besuchte ihn oft. „Es war furchtbar für meine Familie, und es tut mir so verdammt leid, dass sie sich dieses Bild machen mussten.“ Er musste zur Physiotherapie und lernen, wieder normal zu essen.

Außerdem fühlte er sich oft allein, weil er über ein Jahr im Krankenhaus liegen musste, weshalb er in tiefe Depressionen versank. Ein paar Jahre nach seinem Unfall ging es aber steil bergauf. Er lernte seine spätere Frau kennen und bekam drei Kinder mit ihr. Zwar trennten sich ihre Wege nach geraumer Zeit. Dennoch ist er glücklich, seine Kinder sehen zu dürfen, auf welche er sehr stolz ist.

Das Beste daraus machen

Sein heutiges Leben ist zwar eingeschränkt, doch Jonas versucht, stets das Beste daraus zu machen, indem er es zu seinem Job gemacht hat, seine Geschichte vor Gruppen und Schulklassen zu erzählen. Wie er es auch bei uns tat.

Er hinterließ dabei einen sehr sympathischen Eindruck und konnte seine Botschaft gut rüberbringen. Agnes Liv Glöckner meint: „Als Jonas Mahler von dem Geschehen erzählte, konnte man nicht anders als mitgerissen werden. Ich war sehr beeindruckt, als er von alldem erzählt hat und auch wie er durch seinen Unfall nicht mehr die Möglichkeit hat, Dinge zu erledigen, die für uns selbstverständlich sind.“

Ich persönlich fand seinen Vortrag sehr interessant und es war beeindruckend, dass Jonas trotz seines Schicksals noch so humorvoll und voller Freude war, denn er baute lustige Aussagen in seine Erzählung ein, die verhinderten, dass die Stimmung zu traurig wurde.

Darüber hinaus war ich sehr beeindruckt davon, mit welcher Offenheit er unsere Fragen beantwortet hat, und es schien unwahrscheinlich, dass er eine unbeantwortet gelassen hätte. Während seiner Erzählung teilte er viele Details mit uns und war großzügig, was das Ausgeben von Informationen angeht.

Konzentration im Straßenverkehr!

Sicher bleibt er allen in guter Erinnerung erhalten, und viele hat seine Geschichte nachdenklich gemacht. Ich fand es sehr wichtig, dass er am Ende darauf aufmerksam gemacht hat, dass wir uns im Straßenverkehr konzentrieren müssen und uns schützen sollen, allein schon mit einem Fahrradhelm. Es war anders als das sonst so gewohnte und langweilige Auflisten der Regeln, und man konnte sehen, was es für Folgen hat, wenn man sich nicht um die eigene Sicherheit kümmert, geschweige denn die von den anderen.

Laerke Brandt Teichert sagte: „Nach seinem Besuch sehe ich den Verkehr anders, und wie man sich im Verkehr richtig bzw. anders verhält. Man konnte sehen, wie schwere Schäden und Folgen durch einen Unfall entstehen können.“

Wir alle haben Vorstellungen und Träume für die Zukunft, genauso wie Jonas Mahler sie hatte. Doch es kann leider so schnell gehen, dass sich das Blatt wendet und wir sie nicht mehr erfüllen können. Wir sollten auf uns aufpassen und uns glücklich schätzen, mit dem, was wir haben, solange es uns erhalten bleibt.

Also, bitte Augen auf im Straßenverkehr!

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