Jubiläum

Ein Verein macht sich stark für Sonderburgs Architektur

Ein Verein macht sich stark für Sonderburgs Architektur

Ein Verein macht sich stark für Sonderburgs Architektur

Sonderburg/Sønderborg
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Das alte Packhaus der Firma Ewers (l.) ist renoviert worden und Teil des Multikulturhauses. Das weiße Wohnhaus am Hafen (r.) war das erste umgesetzte Bauprojekt des Frank-Gehry-Masterplans am Sonderburger Hafen. Foto: Jens Christian Top/Ritzau Scanpix

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Seit 50 Jahren setzt sich der Verein „By & Miljø“ für Architektur und Landschaftsbild in der Kommune Sonderburg ein. Der Vorsitzende erklärt, wie der Verein arbeitet.

Lange bevor Architekt Frank Gehry seinen Masterplan für den Sonderburger Stadthafen zeichnete, setzte sich der Verein „By & Miljø“ für den Erhalt des alten Lagerhauses „Ewers Pakhus“ am Hafen ein.

Immer wieder kontaktierte der Verein die Kommune und machte auf die Besonderheit des alten Lagerhauses aufmerksam, das letzte historische Packhaus Nordschleswigs. Heute, rund 14 Jahre später, ist das Packhaus – eine renovierte architektonische Perle – Teil des Sonderburger Multikulturhauses, in dem die deutsche Bücherei untergebracht ist.

Der Verein gibt Impulse

Es ist sicher nicht allein der Initiative des Vereins geschuldet, dass das Packhaus am Ende in altem Glanz ganz neu erstrahlte. Aber es ist ein gutes Beispiel dafür, wie „By & Miljø“ arbeitet: Es geht darum, Impulse zu geben, wie Architektur und Landschaftsbild in der Kommune Sonderburg sowohl bewahrt als auch gestaltet werden können. 2021 kann der Verein sein 50-jähriges Bestehen feiern.

Mit dem Hotel Alsiik, alten Fischerhäusern, der Kaserne und den Krankenhaustürmen finden sich viele Epochen und Architekturstile in der Sonderburger Siluette wieder. Foto: Morten Langkilde/Ritzau Scanpix

Ebbe Bjørn Andersen ist seit Sommer 2020 zum zweiten Mal Vorsitzender des Vereins. 2009 zog er von Seeland an den Alsensund – der Liebe wegen. Als Architekt war er von der architektonischen Vielfalt Sonderburgs fasziniert – und als 2010 Pläne aufkamen, direkt neben der Alsensundbrücke und an den Düppeler Schanzen Hochhäuser zu errichten, regte sich Widerstand gegen die Pläne namens „Porten til Sønderborg“.

„Immerhin das konnten wir verhindern“

„Ich begann, Briefe zu schreiben und machte darauf aufmerksam, dass man die einzigartige Sicht auf Sonderburg komplett zerstören würde“, erinnert sich der Vorsitzende. Ein Verein namens „Bedre Bymiljo“ – das heutige „By & Miljø“ – nahm den Einsatz des Architekten zur Kenntnis – und Ebbe Bjørn Andersen wurde Mitglied im Verein.

Das Bauprojekt „Porten til Sønderborg“ wurde zwar gebaut – aber in weitaus kleinerer Ausgabe und ohne Hochhäuser. „Immerhin das konnten wir verhindern“, erinnert sich der Vorsitzende.

Ebbe Bjørn Andersen mit der Jubiläumsschrift des Vereins Foto: Sara Wasmund

Dem Verein geht es darum, dass sich die Kommune architektonisch harmonisch weiterentwickelt. „Wir halten ein Auge darauf, was passiert und versuchen, unseren Einfluss geltend zu machen. Was uns nicht immer gelingt“, schmunzelt Ebbe Bjørn Andersen.

So bat die Kommune zwar um die Meinung von „By & Miljø“, was den Neubau an der Perlegade/Jernbanegade angeht, wo ein niedergebranntes Haus neu aufgebaut werden soll.

Manche Kämpfe wurden verloren

„Wir fanden es zu hoch und haben Änderungen an der Fassade vorgeschlagen, aber das Projekt wurde dennoch gutgeheißen. Wir haben manches Mal mit den Politikern zu kämpfen“, stellt Ebbe Bjørn Andersen nüchtern fest. Als verlorenen Kampf bezeichnet er beispielsweise ein Bauprojekt am Ende des Kongevejs, wo drei Häuserblocks mit „jeder Menge Wohnungen“ entstanden sind.

Generell sei die Zusammenarbeit mit den jetzigen Stadtratspolitikern und der Vorsitzenden des Ausschusses für Technik und Umwelt, Aase Nyegaard, aber gut, so Ebbe Bjørn Andersen.

In der Jubiläumsschrift zeigt ein altes Foto, wie es früher am Sonderburger Hafen aussah. Deutlich wiederzuerkennen ist das Packhaus. Foto: By & Miljø

Die Aufmerksam für das Thema Architektur ist größer geworden.

Ebbe Bjørn Andersen, Vorsitzender

Der mittlerweile pensionierte 81-Jährige hat als Architekt unter anderem das neue Rathaus in Randers und die Esbjerger Bibliothek entworfen. Für Sonderburgs Architektur setzt er sich nun in seiner Freizeit ein.

Die rund 100 Mitglieder des Vereins haben es sich zur Aufgabe gemacht, aufzuklären und ein Verständnis für die Architektur der Stadt zu fördern.

Eine lesenswerte Jubiläumsschrift

Der Verein sitzt im Gebäudebewahrungsausschuss, nimmt an Treffen des Gebäuderenovierungsausschusses teil und hat anlässlich des 50. Geburtstags des Vereins eine lesenswerte Jubiläumsschrift herausgegeben, in der unter anderem Historiker Peter Dragsbo ein Kapitel über Sonderburgs Baumasse aus historischer Sicht beigesteuert hat.

In den vergangenen zehn Jahren habe sich Sonderburg architektonisch „wesentlich verbessert“, so der Vorsitzende, die Zusammenarbeit mit der Stadtratspolitik laufe ganz gut. „Die Aufmerksam für das Thema Architektur ist größer geworden“ und mittlerweile gebe es auch eine ausgearbeitete Politik für Architektur und Denkmalschutz, eine Arbeitsgruppe (Komissorium) unter der Regie des Technik- und Umweltausschusses.

Ein kleiner Ausschnitt aus der Sonderburger Hafen-Architektur Foto: Jens Christian Top/Ritzau Scanpix

Den Vorschlag der Schleswigschen Partei, einen Architekturrat zu gründen, findet Ebbe Bjørn Andersen interessant, anderseits sei „By & Miljø“ bereits als Instanz vorhanden. „Aber alles, was Architektur Aufmerksamkeit verschafft und dazu führt, dass verschiedene Instanzen einbezogen werden, ist gut“, sagt Ebbe Bjørn Andersen. „Wir würden an einem solchen Rat bestimmt gerne mitwirken.“

Eine durchdachte Entwicklung der Kommune Sonderburg

Die Treffen des Vereins sind wegen der Corona-Restriktionen in den vergangenen Monaten ausgesetzt gewesen, nun kann es langsam wieder losgehen. Die Berufspalette der Mitglieder des Vereins reicht vom Architekten, Handwerker, Wirtschaftsexperten und Augenarzt über Mathelehrer, Tischler und Bänker. Allen Mitgliedern ist gemein, dass sie sich für Architektur und Landschaftsbild interessieren und ihnen eine durchdachte Entwicklung der Kommune Sonderburg am Herzen liegt.

Sonderburgs damaliger Bürgermeister Edmund Nielsen lud einst zur Gründungsversammlung ein. Foto: Sara Wasmund

 

Der mittlerweile nahezu umgesetzte Masterplan von Frank Gehry erhält hauptsächlich Lob, „auch wenn nicht alle Bauprojekte aus dem Masterplan gleich gut geglückt sind, aber sie haben Qualität und sind durchdacht“, so Ebbe Bjørn Andersen.

 

Für die Zukunft wünscht er sich, dass architektonische Qualität auch in der Weiterentwicklung von Städten auf Nordalsen eine größere Rolle spielt. Für seine Heimatstadt Norburg (Nordborg) wünscht sich Ebbe Bjørn Andersen beispielsweise ein Infrastrukturprojekt, das der Naturschönheit vor Ort gerecht wird.

Weitere Informationen zum Verein unter byogmiljoe.dk.

 

Für die Norburger Innenstadt wünschr sich Ebbe Bjørn Andersen einen durchdachten Plan. Foto: Jens Christian Top/Ritzau Scanpix
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