Abschied

Steen verlässt Düppel – aber nicht ganz

Steen verlässt Düppel – aber nicht ganz

Steen verlässt Düppel – aber nicht ganz

Düppel/Dybbøl
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Steen Jørgensen und die schöne alte Düppeler Mühle. Foto: Karin Riggelsen

Steen Jørgensen nimmt am 1. September nach 21 arbeitsintensiven Jahren vom Historiecenter Dybbøl Banke als fester Mitarbeiter Abschied .

Wer das  Historiecenter Dybbøl Banke oder die Mühle besucht, wird ihn  bestimmt gesehen haben.  Er schlüpft in diverse Rollen. Auf Düppel wird der stets gut gelaunte und fesch in  1864-Look gekleidete  Mann zum Müller, stolzen Offizier oder zum laut mit der Händlerin Gabriele Nissen schimpfenden Kaufmann. Wenn Steen Jørgensen loslegt, wird zugehört. Er weiß genau, wie er sein Publikum erreicht – und nicht zuletzt begeistert.

Aber der Düppel-Krieger, der seit vielen Jahren zusammen mit dem Leiter Bjørn Østergaard und seiner hochgeschätzten Kollegin Angelika Nissen die feste und grundsolide Basis des Historiencenters war, geht bald in Rente.  Am Freitag, 1. September, wird dieser für viele Gäste  so urtypische 1864-Charakter offiziell verabschiedet. Aber nur die Ruhe. Ganz wird er seine geliebte Profession nicht verlassen. Steen Jørgensen wird auch künftig als Guide bei den Freiwilligen des Historiecenters zu finden sein. Zum Historiecenter kam der damalige Schlachter im SuperBrugsen Kløvermarken 1986 durch einen Zeitungsartikel. Der damalige Leiter Hans Ole Hansen suchte nach Guides.

„Und ich war schon immer Feuer und Flamme  für die Geschichte“, wie Steen Jørgensen gerne zugibt. Er wurde sofort angestellt – neben seinem Job als Schlachter. Für sein neues Hobby musste der Legastheniker dann auch noch die 600 Seiten des „Vor sidste kamp for Sønderjylland“ lesen. Seine Frau Kaja kannte ihren Steen – sie gewährte ihm die nötige Freiheit, damit er das machen konnte, was ihm so viel bedeutete: die köstliche Vermittlung  einer Botschaft.
„Eine lebendige Geschichte macht den Unterschied. Kann man den Gästen etwas so lebendig erzählen, dass sie es quasi vor sich sehen,  dann hat man gewonnen“, erklärt der 64-Jährige.

Genoss seine Zeit

Er genoss seine Zeit als Guide in vollen Zügen. Ein Zuckerschlecken  war es aber auch nicht immer.  Das Historiecenter hatte es besonders anfangs schwer.  Experten und Fachleute kritisierten die für einige zu lockere Art, mit der der Krieg zwischen Preußen und  Dänemark an den Mann und die Frau gebracht wurde. Hans Ole Hansen wurde vergrault, der Museumsleiter Thorkild Kjærgaard musste gehen, und  Peter Dragsbo übernahm die Leitung. Bjørn Østergaard wurde der neue Leiter des Historiecenters, das  dem Sonderburger Schloss unterstellt wurde. Steen Jørgensen wurde fest angestellt. Zusammen mit der einen Monat später im Historiecenter beginnenden Angelika Nissen wurde ein Team geschaffen, das bei unzähligen  kreativen Brainstorming-Treffen unglaublich viele neue Ideen hatte.

„Für mich gab es eigentlich nicht den großen Unterschied, ob man nun Karotten oder Geschichte verkaufen sollte. Ist etwas nicht in Ordnung und bekommt man einen schlechten Ruf, dann bleiben die Kunden einfach weg. Aber jedes Mal, wenn Angelika und ich eine fantastische Idee hatten, konnte Bjørn alles mit einer Frage begraben: Was hat das mit der 1864-Geschichte zu tun? Ich behaupte nicht, dass ich diesen Satz hasste. Aber es war nahe dran. Doch die Qualität musste einfach stimmen“, meint Steen Jørgensen. Heute freut er sich, dass Bjørn Østergaard immer so konsequent war. 2005 wurde dem  Historiecenter auch die alte Mühle zugefügt. Steen Jørgensen wurde Mühlenverwalter, und  nun fanden bei den verschiedenen Veranstaltungen noch mehr Schulen  und Kindergärten nach Düppel.

Am 18. April hisste er zum letzten Mal den ganz großen Dannebrog. Foto: Karin Riggelsen

Lebende Vermittlung ein Markenzeichen

Steen Jørgensen freut sich, dass die nicht zuletzt von ihm angestrebte lebende Vermittlung in den vergangenen Jahren zu einem  Markenzeichen des Historiecenters wurde. Das Center war schon immer ein Arbeitsplatz, wo die Mitarbeiter aufeinander aufpassen. Das Historiecenter hat heute ein äußerst engagiertes Team, zu dem unter anderem die Historikerin Ditte Kock und der Lehrer Jens Jacob Beck Refshauge  gehören. „Ich kann ganz getrost aufhören. Der Mitarbeiterstab hier oben ist einfach so gut“, lobt der engagierte Mitarbeiter seine Kollegen.

Hinzu kommen die verschiedenen Gilden – die Fahnen-Gilde, die Handarbeiterinnen der  „nørklelaug“, die Mühlen-Gilde und die Koch-Gilde, die beim Kampf um Alsen die hungrigen Soldaten versorgt. Alle helfen mit, die persönlichen Geschichten von 1864 zu erzählen. In den vergangenen Jahren hat Steen Jørgensen  sich hauptsächlich des Bookings und der Zurechtlegung der Guide-Wachten angenommen. Bei 28 Ausbildungsverläufen an einem Tag ist er Hektik gewohnt. Er freut sich über die rasante Entwicklung im Center und nicht zuletzt auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen im Sonderburger Schloss. Aber er freut sich auf eine andere Art des Arbeitens.

„Ich freue mich auf meine Rückkehr zur guten Geschichte. Auf das Guide-Korps und ein Dasein mit Stundenlohn“, meint Steen Jørgensen. Seine Aufgaben werden künftig mehrere Kollegen übernehmen. Steen Jørgensen  hat schon diverse Personen dargestellt. Aber eine Rolle wurde ihm noch nie zugeteilt. Er würde nur zu gerne  König Christian II. spielen. Sein Rentnerdasein wird   er nicht zuletzt zum Reisen nutzen. Zusammen mit seiner Frau Kaja träumt er von jährlich mindestens zwei Monaten Urlaub in verschiedenen Ländern Europas.

Von Vibøge hinaus in die weite Welt …

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