Pflegesektor

Sprachbarriere senken? Im Alltag eine Herausforderung

Sprachbarriere senken? Im Alltag eine Herausforderung

Sprachbarriere senken? Im Alltag eine Herausforderung

Sonderburg/Sønderborg
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Im Alltag müssen die Pflegekräfte mit den Pflegebedürftigen kommunizieren können. Foto: Morten Pape/Jysk Fynske Medier/Ritzau Scanpix

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Die Regierung will Sprachanforderungen in der Krankenpflege senken, um offene Stellen zu besetzen. Für die Haus-Kranken-Pflegedienste keine gute Idee, sagt die Distriksleiterin von Nordalsen.

Der Personalnotstand in den dänischen Krankenhäusern und in Pflegediensten ist groß, rund 5.000 Krankenpflegepersonen fehlen allein in den dänischen Krankenhäusern.

Daher schlägt die Regierung vor, die Sprachanforderungen an Angestellte aus dem Nicht-EU-Ausland zu senken, damit mehr Menschen in Arbeit kommen und offene Stellen besetzt werden können.

Mehr Arbeitskräfte von außerhalb Europas

Konkret geht es um die Dänisch-Kompetenzen von Menschen aus Ländern außerhalb Europas, beispielsweise aus Thailand. Zudem sollen die Verfahren bei Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis erleichtert werden.

Ist das eine gute Idee? Für die Heimpflege sind Angestellte mit weniger guten Dänischkenntnissen keine gute Idee, sagt Distriktsleiterin Kirsten Bachmann, die für die Kommune Sonderburg den Haus-Kranken-Pflegedienst auf Nordalsen (Nordals) leitet.

Sie spricht aus Erfahrung. „Ich musste einigen Jobsuchenden absagen, weil die Sprache nicht gut genug war. Die Sprachbarriere ist oft so groß, dass es nicht geht. Obwohl bei den Jobsuchenden der Wunsch nach Arbeit groß ist“, so Bachmann.

Viele Ältere bemühen sich wirklich. Aber wenn es um spezielle Krankengeschichten geht, wird es schwierig.

Kirsten Bachmann, Distriktsleiterin

„Wir haben von einigen Pflegebedürftigen gehört, dass sie sich unsicher und unwohl fühlen, wenn jemand zu ihnen nach Hause kommt, mit denen sie sich nicht wirklich unterhalten können“, beschreibt die Distriktsleiterin ein Problem.

Es hapert an den Nuancen der Sprache

„Viele Ältere bemühen sich wirklich. Aber wenn es um spezielle Krankengeschichten geht, wird es schwierig.“ Dabei hätten die betreffenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits einen Sprachkurs durchlaufen – „das ist ohnehin eine Voraussetzung“ – aber bei den Nuancen der Sprache scheitere es oft.

„Für den Haus-Kranken-Pflegedienst sind Angestellte ohne gute Sprachkenntnisse keine Option“, fasst es Bachmann zusammen. „Ich denke, dass diese potenziellen Arbeitskräfte zunächst in Pflegeheimen besser aufgehoben sind, da sie da den Menschen dort nicht allein begegnen, sondern mal eben einen Kollegen oder eine Kollegin fragen, oder einbeziehen können.“

 

 

 

Die Behandlungen im Sonderburger Krankenhaus sind ambulant, es gibt aber einen Bettenabschnitt für bettlägerige Patienten. Foto: Sara Eskildsen

Im Krankenhausverband für Nordschleswig, „Sygehus Sønderjylland“, begrüßt der ärztliche Direktor das Vorhaben, die Vergabe von Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen zu vereinfachen.

„Gerade wenn wir Ärztinnen und Ärzte aus Deutschland für Stellen gewinnen wollen, auf die sich keine dänischen Ärzte bewerben, wäre ein vereinfachtes Prozedere wünschenswert“, sagt Peter Sørensen.

Kein Unterschied zwischen EU und Nicht-EU-Ausland

Mit Blick auf die Sprachanforderungen sieht er aber keinen großen Unterschied zur jetzigen Praxis. „Wir unterscheiden schon jetzt nicht zwischen Arbeitskraft aus der EU und dem Nicht-EU-Ausland. Wir setzen auf eine fachliche Sprachkompetenzbewertung, die ein Sprachlehrer oder eine Sprachlehrerin durchführt. Wenn die Sprachkenntnisse nach dieser Prüfung ausreichend sind, geben wir unser Okay“, so der ärztliche Direktor.

Auf dieses Prozedere hat man sich in der Region Süddänemark geeinigt. „Die Ankündigung der Regierung wird in diesem Fall also keine weiteren Verbesserungen mit sich bringen, weil wir, wie zuvor erwähnt, schon heute auf die tatsächlichen Sprachkenntnisse setzen. Ungeachtet dessen, woher die Person kommt.“

Sprachanforderungen: Der Wortlaut der Regierungserklärung

„Verstärkte Nutzung ausländischer Arbeitskraft: Die Regierung will die Sprachanforderungen für Krankenpflegende aus Drittländern an die Anforderungen für jene aus dem Europa- und Schengen-Raum anpassen, den Genehmigungsprozess für Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse geschmeidiger gestalten und den Bearbeitungsstau der Behörde für Patientensicherheit abbauen.“

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