Deutsche Minderheit

In Sonderburg wird Alt und Neu zusammengeführt

In Sonderburg wird Alt und Neu zusammengeführt

In Sonderburg wird Alt und Neu zusammengeführt

Sonderburg/Sønderborg
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Die Gäste aus Deutschland, Belgien und Südtirol schauten sich unter anderem das Deutsche Museum Nordschleswig an. Foto: Claudia Knauer

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Die Jahrestagung der Bibliotheksfachstellen in Deutschland findet in den kommenden Tagen im Multikulturhaus am Sonderburger Hafen statt.

Die 69. Fachstellenkonferenz der Bibliotheksstellen in Deutschland findet in diesem Jahr auf dänischem Boden statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Schleswig-Holstein, Belgien und Südtirol trafen am Montagvormittag im Multikulturhaus an der Nørre Havnegade 15 in Sonderburg ein.

Für den ersten Tag der Fachstellenkonferenz mit dem Thema „Chance statt (Corona-) Krise“ hätten sich die Teilnehmenden kein besseres Wetter nicht wünschen können. Die Temperaturen Mitten im September waren angenehm warm und die strahlende Sonne ließ das Hafengelände am Alsensund wie ein Foto aus dem Bilderbuch erscheinen.

Die Gäste lauschten den Rednern an der großen Leinwand. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Die angereisten Besucherinnen und Besucher erhielten zuerst Informationen zum historischen Hintergrund des deutsch-dänischen Grenzlands. Und dazu, weshalb in Sonderburg die dänische und die deutsche Bibliothek an der gleichen Adresse liegen.

Kein Randbezirk, sondern Treffpunkt

Die Sonderburger Stadtratspolikerin der Schleswigschen Partei, Christel Leiendecker, informierte die Gäste über die Minderheit, die die Barrieren zwischen der deutschen Minderheit und der dänischen Mehrheit abbauen will. „Das Grenzland ist heute nicht mehr ein Randbezirk, sondern ein Treffpunkt“, wie sie lächelnd feststellte.

Der Leiter des Deutschen Museums Nordschleswig, Hauke Grella, berichtete den Gästen über die Abstimmung von 1920. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Der Vorstandsvorsitzende des Verbandes Deutscher Büchereien in Nordschleswig, Peter Asmussen, erklärte, dass die deutsche Sprache ein Bindeglied zwischen Ländern ist. „Der deutsche Sprachgebrauch schwappt rüber“, wie er feststellte. Der deutsche Büchereiverein hat einen eigenen Vorstand, hat Nutzer und erarbeitet Strategien. Die deutschen Büchereien seien aber nicht zuletzt auch ein Brückenbauer zur dänischen Bevölkerung.

Bunt vermischte Sprachen

Marion Petersen, die Kulturausschussvorsitzende des BDN, präsentierte den Gästen das übergeordnete Ziel: die Förderung der deutschen Sprache und Kultur im südlichen Dänemark. Ob beim deutsch-dänischen Chortag, Theatervorstellungen, den zwei Konzern des Schleswig-Holstein Musikfestivals, Folk Baltica oder einem Skat-Turnier. Überall würden die Sprachen bunt vermischt.

Büchereidirektorin Claudia Knauer (r.) und Eva Nielsen von der Deutschen Bücherei Sonderburg Foto: Ilse Marie Jacobsen

Der Leiter des Deutschen Museums Nordschleswig, Hauke Grella, ließ die Zuhörerinnen und Zuhörer in die Vergangenheit des Landesteils abtauchen. Zurück ins 19. Jahrhundert mit dem Herzogtum Schleswig, den beiden Weltkriegen und der langgehegten Hoffnung auf eine Grenzverschiebung. An der Grenze wird schon seit langem nicht mehr gerüttelt – heute besitzt die deutsche Volksgruppe ihr eigenes modernes Museum am Rønhaveplads.

„Das wollen wir"

Die Büchereidirektorin Claudia Knauer freute sich über die gemeinsame Adresse der dänischen und deutschen Bücherei in Sonderburg. „Von 2007 bis 2017 war es aber ein langer und steiniger Weg“, wie sie zugab. Es waren aber nie Zweifel aufgekommen. Das wollen wir“, stellte sie fest. Ein Foto auf der großen Leinwand hinter ihr zeigte, wie das Lagerhaus am Hafen, das „Ewers Pakhus“,vor dem Umbau einmal aussah: sehr renovierungsbedürftig.

Der Um- und Anbau am Hafen Sonderburg hat 15 Millionen Euro verschlungen. Die Stiftung A. P. Møller Fond hatte zwei Millionen Euro beigesteuert.

Das Multikulturhaus vom Alsensund aus Foto: Karin Riggelsen

„Und es ist ja nicht zuletzt auch ein Zusammenführen von zwei Kulturen. Wir sind hier gut integriert, aber nicht assimiliert“, so Claudia Knauer. In Sonderburg wurde mehrfach demonstriert, wie alt und neu perfekt verbunden werden.

Die Entwicklung ein Vorbild

Wo die deutsche Bücherei auf dem Rønhaveplads 1.200 Quadratmeter hatte, stehen den Nutzern in der Nørre Havnegade 4.300 Quadratmeter ansprechend und gemütlich eingerichtete Quadratmeter zur Verfügung, wie die Direktorin erklärte. Die Leserinnen und Leser können sich in der offenen Bibliothek selbst bedienen. Nur die Artothek bleibt in der unbesetzten Öffnungszeit verschlossen.

„Die Entwicklung im deutsch-dänischen Grenzraum ist ein Vorbild“, meinte Claudia Knauer. Sie hofft, dass eine deutsche und dänische Bibliothek an einer Stelle auch in anderen Orten ermöglicht wird.

„Aber hier in Sonderburg waren sie einfach weit vorausschauend. Hier gibt es zwei Büchereien, eine Kunstschule, Ausstellungsraum und ein Café. Aber das Multikulturhaus könnt ihr euch ja später selber anschauen “, so die Aufforderung der Büchereidirektorin.  

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