Energieversorgung

So setzen zwei Dörfer ihren Fernwärme-Wunsch um

So setzen zwei Dörfer ihren Fernwärme-Wunsch um

So setzen zwei Dörfer ihren Fernwärme-Wunsch um

Auenbüll/Avnbøl
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Das Wärmewerk in Sonderburg produziert Wärme für mehr und mehr Ortschaften in der Kommune. Derzeit versorgt Sønderborg Fjernvarme rund 13.000 Haushalte. Foto: Birgitte Carol Heiberg/Jysk Fynske Medier/Ritzau Scanpix

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Bezahlbare und zuverlässige Wärme: Diesen Wunsch haben die Dörfer Ulderup und Auenbüll zum Anlass genommen, eine eigene Fernwärmeversorgung in die Wege zu leiten. Jetzt steht fest, wie die Dörfer ans Netz gehen. Ist das ein Modell für ganz Dänemark?

Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg für die Wärme – mit diesem Satz als Antrieb haben sich zwei Ortschaften in der Kommune Sonderburg darangemacht, eine Fernwärmelösung für die Haushalte vor Ort zu finden. Zwei Dörfer, die bislang nicht im Einzugsgebiet des bestehenden Fernwärmenetzes der Gesellschaft Sønderborg Varme liegen.

Statt neuem Wärmewerk wird eine Leitung verlegt

Doch die Anschlussbereitschaft in Auenbüll und Ulderup (Ullerup) ist so groß, dass sich Sønderborg Varme nun zusammen mit der lokalen Initiativgruppe entschieden hat, das Leitungsnetz entsprechend zu erweitern.

Zusammen mit dem Unternehmen „&GreenProject“ analysierte die neue Organisation „Avnbøl Ullerup Varme“ (AUV) mehrere Möglichkeiten. Auch der Bau eines eigenen Wärmewerks stand zur Wahl.

Rund 15 Millionen Kronen hätte das gekostet, verrät Anders Bondo Christensen. Statt den Bau eines neuen Kraftwerks finanziert AUV eine Leitung, die an das bestehende Netz von Sønderborg Forsyning andockt.

Die Verbraucher zahlen diesen Kredit sozusagen über ihre monatlichen Heizkosten ab.

Anders Bondo Christensen, Vorsitzender von AUV

„Dass wir durch das Netz von Sønderborg Varme versorgt werden, hat mehrere Vorteile“, erklärt der Vorsitzende von AUV, Anders Bondo Christensen. „Die Versorgungssicherheit der Verbraucher ist höher, wir müssen nicht selbst für den Betrieb der Produktionsanlage sorgen und sind nicht abhängig von einer Wärmequelle“, sagt der Vorsitzende.

Bereits über 200 Zusagen von Haushalten

Sønderborg Varme baut derzeit sein Wärmenetz zwischen Rinkenis (Rinkenæs) im Westen und Augustenburg (Augustenborg) im Osten aus. In diesem Zuge wird zwischen Gravenstein (Gråsten) und Düppel (Dybbøl) eine Transmissionsleitung installiert. Diese Leitung verläuft rund zwei Kilometer südlich von Auenbüll.

Die Unterstützung vor Ort ist groß, nachdem eine Initiativgruppe im Laufe von 2022 die Möglichkeit von Fernwärmeanschlüssen untersucht hat.

Am 4. Oktober 2022 wurde AUV gegründet. Kurz darauf lagen weit mehr als jene 130 Anschlusszusagen vor, die für die Umsetzung des Projektes erforderlich sind.

„Wir liegen jetzt schon bei weit über 200“, sagt der Vorsitzende. Das Attraktive für Haushalte: Wer sich in der Planungsphase verbindlich anmeldet, zahlt keinerlei Anschlussgebühr.

Fernwärme in der Kommune Sonderburg

Derzeit liefern drei Anbieter Fernwärme in der Kommune Sonderburg:

  • Broager Fjernvarmeselskab

         Die Fernwärmegesellschaft Broager betreibt ein Wärmewerk an der Østergade 21 in Broacker (Broager).

  • Sønderborg Varme

    Die Fernwärmegesellschaft „Sønderborg Fjernvarme“ besteht aus den Gesellschaften „Sønderborg Fjernvarme“ sowie den Tochtergesellschaften „Sønderborg Varme A/S“ und „Sønderborg Kraftvarme A/S.

    Die vorrangige Wärmequelle ist die Verbrennung von Abfall, es gibt verschiedene Produktionsstandorte.

  • Nordals Fjernvarme (unter Sønderborg Forsyning)

    Das Fernwärme-Werk von Nordals Fjernvarme A/S steht am Lundenvej bei Hagenberg (Havnbjerg). Es versorgt seit 2021 erste Haushalte auf Nordalsen mit Fernwärme, unter anderem Lavensby und Norburg (Nordborg). Im Laufe von 2022 wurden Norburg, Guderup und Hagenberg komplett erschlossen und angeschlossen.

    Das Fernwärme-Werk wird mit Stroh betrieben und kann 2.500 Haushalte versorgen.

Und wer bezahlt den Bau der Leitung und die Beratung von „&GreenProject“?

„Wir als AUV legen einen Projektvorschlag vor, den die Kommune Sonderburg gutheißen muss. Sobald das der Fall ist, stellt die Kommune uns eine Kreditgarantie aus, sodass wir einen Kredit aufnehmen können. Daher kommt das Geld, und die Verbraucher zahlen diesen Kredit sozusagen über ihre monatlichen Heizkosten ab“, erläutert der Vorsitzende.

Ziel: Fernwärme ab 2024

Am 5. Januar findet ab 18 Uhr ein Bürgertreffen im Aktivitätscenter in Ullerup statt, bei dem Sønderborg Varme und „&GreenProject“ über das Projekt informieren und eine erste Schätzung abgeben, wo der monatliche Durchschnittspreis pro Haushalt liegen wird. 

Und wann soll die Fernwärme fließen? Das Ziel von AUV ist, dass die Dörfer ab Herbst 2024 mit Fernwärme versorgt werden.

Sønderborg Varme hat Kraftwerke in Gravenstein und Sonderburg und produziert unter anderem Wärme durch das Verbrennen von Hausmüll. Ziel des Versorgers ist es, in Zukunft vermehrt überschüssige Wärme aus Industriebetrieben zu nutzen.

Auf der Insel Alsen gibt es ebenfalls ein Fernwärmeprojekt, das in Eigenregie vorangetrieben wird: Hier wollen die Dörfer Tandslet, Mummark (Mommark), Schauby (Skovby) und Lysabel (Lysabild) ein eigenes Fernwärmewerk im Süden der Insel bauen. Die Dorfgilden haben ebenfalls das Unternehmen „&GreenProject“ damit beauftragt, die Fernwärme vor Ort auszurollen.

Wenn man außerhalb der kollektiven Wärmeversorgung wohnt, hat man lediglich eine Lösung: eine individuelle Wärmepumpe. Daher ist eine Gemeinschaft so wichtig, die berät und auf individuellem Niveau begleitet und verschiedene Lösungen und Modelle untersucht.

 Stig Caspersen, Geschäftsführer von „&GreenProject“

 Stig Caspersen ist Geschäftsführer und Besitzer von „&GreenProject“. Er sieht in der Zusammenarbeit mit Dörfern eine Möglichkeit, die Fernwärme in ganz Dänemark auszurollen.

„Wenn man außerhalb der kollektiven Wärmeversorgung wohnt, hat man lediglich eine Lösung: eine individuelle Wärmepumpe. Daher ist eine Gemeinschaft so wichtig, die berät und auf individuellem Niveau begleitet und verschiedene Lösungen und Modelle untersucht“, sagt Caspersen. 

Unterstützung für die Drahtzieher

„Das Projekt in Daugård hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, dass Dörfer eine gemeinsame Wärmelösung entwickeln, und dass die lokalen Initiatoren, die sich in das Projekt begeben, die Unterstützung der Bürger haben“, sagt Caspersen.

„&GreenProject“ hat unter andem dem Dorf Daugård dabei geholfen, einen Fernwärmeanschluss zu erhalten – ebenfalls mit einer Transmissionsleitung zum kommunalen Wärmewerk von „Hedensted Fjernvarme“.

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