Wirtschaftswelt

Selbstständige Frisörin: Jubiläum in Corona-Zeiten

Selbstständige Frisörin: Jubiläum in Corona-Zeiten

Selbstständige Frisörin: Jubiläum in Corona-Zeiten

Sonderburg/Sønderborg
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Else Hansen hat in dem Salon im Kløver-Center ihre Ausbildung beendet – und den Frisörbetrieb vor 20 Jahren übernommen. Foto: Sara Wasmund

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Am 1. März kann Frisörin Else Hansen ihre 20-jährige Selbstständigkeit mit ihrem „Kløver Salonen“ feiern. Durch die Corona-Restriktionen war die Unternehmerin zum ersten Mal in ihrer Laufbahn gezwungen, ihren Salon geschlossen zu halten.

Alles ist bereit im „Kløver Salonen“. In einer Vase stehen rosa Rosen, die Spiegel sind blitzblank geputzt und der Kalender auf dem Empfangstresen füllt sich täglich. Doch die Kunden fehlen. Und Frisörin Else Hansen geht wegen der Corona-Restriktionen durch eine harte Zeit.

Seit Ende Dezember muss die Frisörin ihre Scheren und Farben ruhen lassen. Sie hat keine Kunden und keine Einnahmen, dafür aber jeden Monat eine Ladenmiete und den Lohn ihrer Mitarbeiterin zu bezahlen. Von den sogenannten Hilfspaketen der Regierung hat und hält die Unternehmerin nichts.

Leben von den Ersparnissen

„Die meisten Frisöre sind derzeit auf sich selbst gestellt und leben von ihren Ersparnissen. Wir haben im vergangenen Jahr zu hart gearbeitet, und da sagen die Bestimmungen der Hilfspakete, dass man dann nichts oder so gut wie nichts erhält“, verrät die 55-Jährige.

Der Antrag auf Hilfsgelder muss mit einem staatlich autorisierten Buchhalter gestellt werden, „alleine die Kosten dafür sind oft höher, als die Hilfsgelder, die dann eventuell ausgezahlt werden.“

Täglichen rufen Kunden bei Else Hansen an und fragen, wann sie endlich wieder zu Besuch kommen können. Foto: Sara Wasmund

Für die fünf Wochen Zwangsschließung im März und April 2020 hat Else Hansen rein gar nichts an Erstattung erhalten, für die derzeitige Stilllegung des Betriebes hat sie einen Antrag auf Hilfsgelder gestellt. „Ich gehe aber nicht davon aus, dass dabei etwas herauskommt, was mir weiterhilft“, so die Unternehmerin. Die Einnahmen sind von einem Tag auf den anderen weggebrochen, die Ausgaben gehen weiter. Allen voran die Ladenmiete im Kløver Center.

In einer absoluten Notsituation

„Es wird immer so dargestellt, als ob wir Selbstständige durch die Hilfspakete reich werden oder wenigstens gut über die Runden kommen. Doch die allermeisten befinden sich in einer absoluten Notsituation. Wenn sich nicht bald etwas ändert, wird es viele geben, die den Schlüssel umdrehen und schließen müssen.“

Else Hansen setzte ihre Hoffnungen bis zuletzt auf den 1. März, hoffte auf Lockerungen. Doch ihre Frisör-Stube darf weiterhin nicht öffnen, das steht seit Mittwoch fest.

„Das ist richtig, richtig übel“, sagt Else Hansen. Ob sie am 15. März oder gar erst nach Ostern wieder öffnen darf – niemand weiß es. „Jetzt muss ich einmal wieder die Kunden umbuchen“, sagt Else Hansen. Sie glaubt, dass einige ihrer Kollegen nun aufgeben. „Vier Monate ohne Einnahmen – das hält also auch nicht jeder aus“, sagt die Geschäftsfrau. Sie selbst werde die Situation „wohl überleben, aber gut ist das nicht“.

 

Else Hansen bedient ihre Kunden seit 20 Jahren – wegen der Corona-Restriktionen musste sie erstmals in der Geschichte ihres Frisörsalons ungeplant schließen. Foto: Sara Wasmund

Der 1. März ist in diesem Jahr trotzdem von Bedeutung. Es ist der Tag, an dem Else Hansen das Jubiläum zur 20-jährigen Selbstständigkeit als Betreiberin des Salons feiern kann.

Kurz vor Ende ihrer Lehre bei „Malou“ in der Sonderburger Kastanie Allé wechselte Else Hansen ins Kløver Center zu Egon Hansen. Mit 35 Jahren und als Mutter von zwei Töchtern übernahm sie den Salon am 1. März 2001. Den Kunden richtet die 55-Jährige die Haare mit Unterstützung ihrer Teilzeitmitarbeiterin.

Einige Kunden kommen seit 20 Jahren

„In all den 20 Jahren hatte ich nicht einen einzigen Tag außerplanmäßig geschlossen. Ich habe mit gebrochenem Bein und gebrochenem Arm meine Kunden bedient. Und dann kam Corona und ich musste schließen und konnte nichts dagegen tun“, sagt Else Hansen. 

Einige ihrer Kunden kommen seit 20 Jahren zu Else Hansen, um sich die Haare schneiden, dauerwellen, färben oder frisieren zu lassen. „Mit manchen hat man eine wirklich gute Beziehung aufgebaut, und man nimmt am Leben der Kunden teil. Das kommt aber auch sehr auf den Kunden an, manche wollen gerne reden, andere weniger“, so Else Hansen.

Die ersten fünf Wochen des Lockdowns hat Else Hansen genutzt, um den Frisörsalon zu renovieren, auch ein neues Regal erhielt Einzug. Foto: Sara Wasmund

Da ihre Kinder deutsche Einrichtungen besucht haben – und nun auch ihre Enkelkinder – nimmt so mancher aus der deutschen Minderheit Platz im Frisörstuhl von Else Hansen. „Die Kontakte sind mit der Zeit einfach so entstanden, und man hat sich über Kindergarten und Schule kennengelernt“, erzählt Else Hansen.

Etwas Besonderes zur Wiedereröffnung

Ihr größter Wunsch zum 20. Jubiläum? „Endlich wieder Kunden begrüßen zu können!“ Und die können sich darauf einstellen, dass es in der ersten Woche nach dem Shutdown „etwas Besonderes für jeden Kunden geben wird“, so Else Hansen.

 

Am ersten Tag nach der Zwangsschließung werden die Kunden in ihrem Salon besonders willkommen geheißen, verspricht Else Hansen. Foto: Sara Wasmund
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