Naturerlebnis
Seehunde vor Blans: Das sagt der Biologe
Seehunde vor Blans: Das sagt der Biologe
Seehunde vor Blans: Das sagt der Biologe
Diesen Artikel vorlesen lassen.
Vor Blans Nørremark konnten Spaziergänger in den vergangenen Wochen immer wieder eine Gruppe Seehunde beobachten. Steigt die Population hierzulande? Biologe Bo Mammen Kruse kennt die Antwort.
Wer in den vergangenen Wochen bei Blans Nørremark einen Spaziergang machte, konnte immer wieder einigen Seehunden beim Dösen zuschauen, während sie in Ufernähe ein Sonnenbad auf Steinen nahmen.
Sind die Tiere gekommen, um zu bleiben? Der Biologe Bo Mammen Kruse von der Kommune Sonderburg gibt im Interview Auskunft.
Ist die Gruppe bei Blans Zeichen für eine gestiegene Population?
„Es gibt schon länger einige Seehunde in Nordschleswig. Die Tiere wandern und folgen den Fischen, es ist schwer zu sagen, ob die Population tatsächlich steigt. Bei Schelde vor Broackerland liegen regelmäßig Tiere. Auch im Sonderburger Hafen ist eine große Kegelrobbe unterwegs und an Verdens Ende wird immer wieder ein Seehund gesehen. Generell gilt: Die Tiere folgen den Fischen, und davon gibt es vor Blans offenbar genug im flachen Wasser.“
Werden diese Tiere sich vor Ort vermehren?
„Das ist schwer zu sagen. Ich glaube, eher nicht. Eine Kegelrobbe bringt ihre Jungen an Land zur Welt und bleibt dort 14 Tage, bevor es ins Wasser geht. Sie brauchen ungestörte Orte. Seehunde können ihre Jungen auch im Wasser aufziehen, aber auch sie brauchen völlige Ruhe. Ein Seehund-Junges nimmt in den ersten Wochen ein Kilo pro Tag zu, wenn sie in Ruhe wachsen können. Dafür brauchen sie aber abgeschiedene Orte ohne Menschen. Das ist hier eher nicht der Fall.“
Warum legen sich die Tiere in Ufernähe auf Steine?
„Sie ruhen sich aus, tanken Sonne und Wärme und verdauen. Im August wechseln sie ihren Pelz, und da liegen sie auf Steinen oder auf Sandinseln, um nicht nass zu werden.“
Warum sieht man immer mehr Seehunde und auch Kegelrobben in Nordschleswig?
„Im Grunde ist es ein Zeichen dafür, dass sie in den tieferen Gewässern nicht mehr ausreichend Nahrung finden. Der Sauerstoffschwund im Kleinen Belt und in der Sonderburger Bucht ist eine Tatsache. Die Fische ziehen in niedrigeres Gewässer – und die Seehunde folgen ihnen dahin, wo das Ökosystem noch in Ordnung ist. Einigen Fischern ist das natürlich ein Ärgernis, da die Tiere die Reusen kaputt machen, um an die Fische zu kommen. Tiere und Menschen sind Konkurrenten, was Fische angeht. In Dänemark sind die Dorsch-Quoten um 88 Prozent reduziert worden. Es gibt kaum noch Dorsch – und das spüren auch die Seehunde. Daher suchen sie sich neue Orte, wo sie satt werden.“