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Seehunde vor Blans: Das sagt der Biologe

Seehunde vor Blans: Das sagt der Biologe

Seehunde vor Blans: Das sagt der Biologe

Blans
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Rund 15.000 Seehunde leben in dänischen Gewässern. Foto: Johnny Madsen/Biofoto/Ritzau Scanpix

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Vor Blans Nørremark konnten Spaziergänger in den vergangenen Wochen immer wieder eine Gruppe Seehunde beobachten. Steigt die Population hierzulande? Biologe Bo Mammen Kruse kennt die Antwort.

Wer in den vergangenen Wochen bei Blans Nørremark einen Spaziergang machte, konnte immer wieder einigen Seehunden beim Dösen zuschauen, während sie in Ufernähe ein Sonnenbad auf Steinen nahmen.

Sind die Tiere gekommen, um zu bleiben? Der Biologe Bo Mammen Kruse von der Kommune Sonderburg gibt im Interview Auskunft.

Ist die Gruppe bei Blans Zeichen für eine gestiegene Population?
„Es gibt schon länger einige Seehunde in Nordschleswig. Die Tiere wandern und folgen den Fischen, es ist schwer zu sagen, ob die Population tatsächlich steigt. Bei Schelde vor Broackerland liegen regelmäßig Tiere. Auch im Sonderburger Hafen ist eine große Kegelrobbe unterwegs und an Verdens Ende wird immer wieder ein Seehund gesehen. Generell gilt: Die Tiere folgen den Fischen, und davon gibt es vor Blans offenbar genug im flachen Wasser.“

Die vier Seehunde vor Blans Nørremark am Wochenende Foto: Privat
Vor einigen Jahren fotografierte Biologe Bo Mammen Kruse dieses Seehund-Jungtier bei Fünenshaff (Fynshav) am Lillebælt Camping. Foto: Bo Mammen Kruse

Werden diese Tiere sich vor Ort vermehren?
„Das ist schwer zu sagen. Ich glaube, eher nicht. Eine Kegelrobbe bringt ihre Jungen an Land zur Welt und bleibt dort 14 Tage, bevor es ins Wasser geht. Sie brauchen ungestörte Orte. Seehunde können ihre Jungen auch im Wasser aufziehen, aber auch sie brauchen völlige Ruhe. Ein Seehund-Junges nimmt in den ersten Wochen ein Kilo pro Tag zu, wenn sie in Ruhe wachsen können. Dafür brauchen sie aber abgeschiedene Orte ohne Menschen. Das ist hier eher nicht der Fall.“

Warum legen sich die Tiere in Ufernähe auf Steine?
„Sie ruhen sich aus, tanken Sonne und Wärme und verdauen. Im August wechseln sie ihren Pelz, und da liegen sie auf Steinen oder auf Sandinseln, um nicht nass zu werden.“

Ein Seehund auf Nordalsen, nördlich des Himmarker Strandes Foto: Bo Mammen Kruse

Warum sieht man immer mehr Seehunde und auch Kegelrobben in Nordschleswig?
„Im Grunde ist es ein Zeichen dafür, dass sie in den tieferen Gewässern nicht mehr ausreichend Nahrung finden. Der Sauerstoffschwund im Kleinen Belt und in der Sonderburger Bucht ist eine Tatsache. Die Fische ziehen in niedrigeres Gewässer – und die Seehunde folgen ihnen dahin, wo das Ökosystem noch in Ordnung ist. Einigen Fischern ist das natürlich ein Ärgernis, da die Tiere die Reusen kaputt machen, um an die Fische zu kommen. Tiere und Menschen sind Konkurrenten, was Fische angeht. In Dänemark sind die Dorsch-Quoten um 88 Prozent reduziert worden. Es gibt kaum noch Dorsch – und das spüren auch die Seehunde. Daher suchen sie sich neue Orte, wo sie satt werden.“

 

Bo Mammen Kruse ist für die Kommune Sonderburg als Biologe tätig. Er steht unter anderem für die Errichtung von Steinriffen (Foto), um bessere Lebensbedingungen für die Tierwelt unter Wasser zu schaffen. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Der Seehund

Der Seehund („Spættet sæl“) gehört zur Familie der Robben. Seehunde sind zwischen 1,20 Meter und 1,70 Meter lang und wiegen 100 bis 150 Kilo. Im Unterschied zur Kegelrobbe („Gråsæl“) haben sie einen rundlichen Kopf.

Seehunde können bis zu 200 Meter tief tauchen und bis zu 30 Minuten unter Wasser bleiben. Von Juli bis September findet die Paarung statt – im Wasser. Die Tragezeit dauert elf Monate. Die Seehund-Mutter zieht das von Anfang an schwimmfähige Jungtier alleine auf. Es wird ungefähr fünf Wochen gesäugt und dann allein gelassen.

Die Kegelrobbe

Die Kegelrobbe („Gråsæl“): Mit bis zu 300 Kilogramm Gewicht ist die Kegelrobbe Dänemarks größtes Raubtier. Der kegelförmige Kopf gab der Robbe ihren Namen. Die Kegelrobbe macht Jagd auf Heringe, Dorsche und Plattfische. Tauchgänge bis zu zwanzig Minuten sind keine Seltenheit.

Kegelrobben gebären ihren Nachwuchs im Winter an verlassenen Stränden - in der Ostsee von Februar bis März. Sie bringen nach einer Tragzeit von elf Monaten fast jedes Jahr ein Junges zur Welt.

 

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