Firmenrudern
Rudern mit Hand und Herz
Rudern mit Hand und Herz
Rudern mit Hand und Herz
Das erste Mal startete ein Team des Nordschleswigers beim Firmenrudern. Ein Erfahrungsbericht.
Es ist ein Sport, der die Menschen bereits seit Jahrtausenden begeistert. War es früher in Zeiten der alten Ägypter noch eine militärische Pflicht, das Rudern zu erlernen, ist es heute in Zeiten von Motorbooten eher ein Sport. Für manche Nachfahren der ebenfalls rudernden Wikinger ist es jedoch nur ein Hobby. Ein schöner Ausgleich zum tagtäglichen Sitzen in den Büros. So auch in Nordschleswig.
Beim Firmenrudern des deutschen Rudervereins Germania Sonderburg und des dänischen Ruderklubs konnten gut 200 Teilnehmer für einen Samstag dem Büroleben entfliehen und sich in verschiedenen Ruderdisziplinen messen. Mit dabei war auch ein Team des Nordschleswigers. Ein Team, das sich vor der Anmeldung und bereits danach nie ausführlicher mit dem Rudersport beschäftigt hatte. Angetrieben von Neugier und dem Ehrgeiz der Trainerin Susanne Klages von Germania Sonderburg begann das Nordschleswiger-Team sein erstes Training in Apenrade.
Zu wenig Zeit
Mit im Team Nina. Die Mitarbeiterin aus der Setzerei des Nordschleswigers war die einzige Frau, die bei den Männerläufen im Vierer-Riemenrudern mit Steuermann startete. Doch das spielte für das Vierer-Team vom Nordschleswiger keine Rolle. Man wollte keine Geschichte beim dänischen Firmenrudern schreiben. Ihnen ging es von Anfang an nur um ein Ziel. Nicht um das Prestige, nicht um die Ehre oder den Ruhm.
Es ging ihnen um ein Frühstück vom Chefredakteur Gwyn Nissen, das das Team spendiert bekommen würde, falls sie nicht den letzten Platz belegen würden. Dem Hohn in der Redaktion zum Trotz, wahrscheinlich war dieser eine Neid-Reaktion, begründet darauf, dass vier Mitarbeiter während der Arbeitszeit zum Rudertraining bei strahlendem Sonnenschein freigestellt wurden, arbeitete sich das Team bei jedem Training ein Stück voran. Anfängliche Probleme wurden gekonnt durch Humor und dem Willen, nicht als Letzter über die Ziellinie zu rudern, überdeckt.
Am Ende wird alles gut
Rudern ist anders, als die meisten anderen Sportarten, die bei Firmenwettkämpfen ausgetragen werden, sehr teamorientiert. Der Einzelne, der sich im krampfhaften Wahn die letzten Reserven aus den müden Büroknochen zieht, kann bei einem Firmenlauf Gold wert sein. Beim Rudern würde er wahrscheinlich das komplette Ruderboot ins Schwanken bringen.
Es ist ein Sport, der seinen Teilnehmern ein hohes Maß an Teamfähigkeit abverlangt. Das musste auch das Team von Nordschleswiger in den drei Trainingseinheiten vor dem Rennen mühsam lernen. Schlagmann André war oft bemüht, die zwei jungen wilden Ruderfreunde auf Sitzplätzen zwei und drei im Rhythmus zu halten. Denn beim Rudern spielt die Synchronität der Schläge eine wesentliche Rolle, ob man sich vorwärts bewegt oder nicht.
Die Spannung steigt
Nach dem letzten Training in Apenrade mit freundlicher Unterstützung des deutschen Rudervereins Apenrade war sich das Team gewiss: Der am Samstag darauf folgende Wettkampf würde kein leichter sein. Doch die Trainingsergebnisse, motiviert von der stets engagierten Trainerin, ließen eine Spur von Optimismus bei den vier Zeitungsangestellten zu.
Im letzten Training vor dem großen Wettkampf zeigten sich neben den Stärken auch die technischen Schwächen deutlich. Die ersten Bedenken im Team kamen auf. Manch einer dachte an Abbruch oder Aufgabe. Jon versuchte die Nerven seiner Mitruderer mit motivierenden Worten zu beruhigen. Er verkörpert den Gedanken hinter dem Firmenrudern: Den Teamgeist.
Schwache Nerven
Es ist Samstag und in Sonderburg tummeln sich bereits seit 8 Uhr die treuen Ruderfans am Ende der Welt (Ved Verdens Ende) am Alsensund. Auch eine kleine Fandelegation des Nordschleswigers ist vor Ort. Die Stimmung vor dem ersten Lauf um 13 Uhr ist vorsichtig optimistisch. 50 Teams nehmen dieses Jahr am Firmenrudern teil. Dabei treten jeweils 4 Ruderer in einem Boot mit Steuermann an.
Der Steuermann wird von einem der beiden Rudervereine gestellt. Unterschieden wird zwischen Männer-Mannschaften (mindestens 3 Männer), Frauen-Mannschaften (mindestens 4 Frauen) und Mixed-Mannschaften (jeweils 2 Männer und 2 Frauen). Pro Team darf nur ein Rudervereinsmitglied teilnehmen. Das Team vom Nordschleswiger besteht aus ambitionierten Amateuren. In den dunkelblauen Nordschleswiger T-Shirts warten sie auf ihren Start. Sie beobachten andere Teams, die teils in interessanten Verkleidungen auftreten. Ipnordic zum Beispiel fallen dank schriller Piratenkostüme auf. Doch trotz dieser Kostümierung rudern die IP Piraten erstaunlich gut. Das Team des Nordschleswigers ist kurz vor dem Rennen ruhig. Die letzten Taktikworte vom Schlagmann verhallen im Jubel an der Ziellinie.
Alles oder Nichts
Das Wetter ist ideal. Der Wind weht schwach, die Wellen harmlos. Das perfekte Ruderwetter halt. Doch der Start des Teams „Der Nordschleswiger“ ist chaotisch. Im Nachhinein beklagt man sich, über ein Nichtvorhandensein eines Startsignals. Nichtsdestotrotz holt das Boot Stück für Stück auf. Die Kraft reicht aus und das Team erkämpft sich einen guten dritten Platz. Der Abstand nach vorne, wie nach hinten ist gleich groß.
Es war eine Teamarbeit, die auf diesem Niveau wohl keiner erwartet hätte. Statt der ersten Bratwurst und einem kühlen Bier heißt das für die vier Ruderer Wasser und Proteinriegel. Denn sie müssen noch einmal an den Start für das Viertelfinale. Mit müden Beinen und mit Blasen übersäten Händen geht es für das Ruderteam des Nordschleswigers in den nächsten Lauf. Doch die Konkurrenz im Viertelfinale ist stärker, als im Vorlauf. Kurz nach dem Start bemerkt Schlagmann André, dass sein Sitz nicht richtig eingestellt ist.
Auch bei den anderen Mitruderern tun sich Probleme mit dem neuen Boot auf. Doch genau diese kleinen Probleme entscheiden auf einer Strecke von 500 Metern über Sieg und Niederlage. Es ist knapp, doch das Team des Nordschleswigers muss sich geschlagen geben. Die Stimmung bleibt trotzdem gut. Es war ein Erlebnis, von dem das Team noch einige Zeit zehren wird. Vielleicht beim Verzehr des gewonnenen Frühstücks. Schlagmann André verspricht, nächstes Jahr noch stärker wiederzukommen. Wohl der Beginn einer schönen Tradition.