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Raus aus Deutschland: Kindercampus wächst von 15 auf rund 40 Kinder

Raus aus Deutschland: Kindercampus wächst von 15 auf rund 40 Kinder

Raus aus Deutschland: Kindercampus wächst auf rund 40 Kinder

Lunden
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Schulleiterin Marion Petersen kann sich über viele neue Schülerinnen und Schüler freuen. Foto: Sara Eskildsen

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Die deutsche Schule in Lunden erlebt einen nie da gewesenen Zustrom an Schülerinnen und Schülern. Woher die Kinder kommen, und weshalb manche Eltern für einen Platz im Kindercampus Lunden aus Deutschland nach Dänemark ziehen, darüber informiert Schulleiterin Marion Petersen im Gespräch.

Mit 15 Kindern startete die deutsche Schule auf dem Kindercampus Lunden im September 2021 ins neue Schuljahr, nach den Sommerferien 2022 werden es rund 40 Mädchen und Jungen sein. Derzeit sucht die Schule drei neue Lehrkräfte, Schulleiterin Marion Petersen hat alle Hände voll zu tun.

Die Schulleiterin erläutert die Entwicklung. „Aktuell haben wir 20 Kinder, bis zu den Sommerferien kommen noch einige hinzu. Und für das neue Schuljahr haben wir 39 angemeldete Kinder und sieben, bei denen die Entscheidung noch aussteht. In der Vorklasse beginnen wir mit sieben Kindern, eventuell kommen noch drei hinzu.“

Eltern, die mit dem deutschen Schulsystem hadern

Die neuen Kinder kommen aus Familien, die von Deutschland nach Dänemark gezogen sind – oder gerade dabei sind, ihre Auswanderung zu planen. „Es sind meistens Eltern, die mit dem deutschen Schulsystem hadern. Mit der Aufteilung nach der vierten Klasse, aber auch mit den hohen Schülerzahlen pro Klasse. Viele der Familien haben schon länger über eine Auswanderung nachgedacht. Die Corona-Situation war nun der ausschlaggebende Punkt“, so Marion Petersen.

Auf dem Kindercampus Lunden gibt es eine Schule sowie einen Kindergarten und eine Schulfreizeitordnung. Foto: Sara Eskildsen

In den meisten Fällen sei die Entscheidung reiflich überlegt. „Viele Eltern wählen erst die Schule – und dann den Wohnort. Ihnen ist die Entwicklung ihrer Kinder am allerwichtigsten, und das ist ja auch sehr gut nachvollziehbar“, sagt die Schulleiterin. Die neuen Kindercampus-Familien kommen aus ganz Deutschland, von Schleswig-Holstein bis Stuttgart.

„Vor zehn bis zwölf Jahren gab es schon einmal eine Welle von Auswanderern. Das hat man beispielsweise an der Deutschen Schule Sonderburg gemerkt“, erinnert sich Petersen, die vor ihrem Amt in Lunden als Lehrerin an der DSS gearbeitet hat. „Davon sind aber einige nicht lange geblieben. Diesmal scheint es mir, dass die Auswanderungen Hand und Fuß haben und wohldurchdacht sind.“

Außen-Klassenzimmer und Barfußpark

Am Kindercampus wird der Unterricht in klassenübergreifenden Lerngruppen durchgeführt. „Auch das war für einige Eltern ein Argument, ihre Kinder an der Schule anzumelden. Ebenso unser Schwerpunkt Natur und der Unterricht, der im Freien abgehalten wird, haben die Eltern überzeugt“, so Petersen.

An Grünflächen mangelt es der Schule nicht. Derzeit wird in einer Hütte am Waldesrand ein Außen-Klassenzimmer instand gesetzt, eine Streuobstwiese ist im Entstehen, und der neue Naturspielplatz kurz vor der Einweihung. Die Kinder bauen sich einen eigenen Barfußpark, und der Werkunterricht wird oft ganz praktisch in Zusammenarbeit mit dem Hausmeister ausgeführt.

Marion Petersen hat als Schulleiterin Obstbäume mit den neuen Vorklassen gepflanzt. Foto: Sara Eskildsen

Schulleiterin Petersen will in absehbarer Zeit einen Schulgarten einrichten – mit Hochbeeten und Treibhaus. „Und langfristig möchte ich gerne einen Naturlehrpfad schaffen, aber eines nach dem anderen.“ Für die Projekte will die Schule Stiftungsgelder beantragen.

Durch den starken Zuwachs an Kindern kann der Kindercampus ab dem kommenden Jahr neue Lerngruppen bilden. Insgesamt gibt es vier: Die Klasse 0, die Klassen 1 und 2, 3 und 4 sowie 5 und 6 werden fächerübergreifend gemeinsam unterrichtet.

In Klasse 6 freuen sich Siri und Ava Henken auf neue Schülerinnen – bislang sind die Zwillinge die einzigen Mädchen in der Klasse. Sie sind aus Hamburg nach Broacker (Broager) gezogen – und besuchen den Kindercampus Lunden.

6 Kinder statt 28 in einer Klasse

„In Hamburg waren wir mit mehr als 1.000 Kindern an einer Schule – hier sind es nur 20. Das ist ein großer Unterschied“, sagt Siri Henken. „Wir sind sechs Schülerinnen und Schüler in der Klasse, in Hamburg waren wir 28. Hier ist viel weniger los, und das Ankommen war eigentlich sehr einfach“, sagt Ava. Sie war überrascht, „dass so wenig Leute hier sind. Das war am Anfang wirklich sehr komisch, aber ich finde das gut.“

Letizia Witt ist seit dem 1. März Schülerin am Kindercampus. Die Viertklässlerin ist aus Berlin nach Nordschleswig gezogen. „Hier sind weniger Kinder, und die Schüler sind netter. Und der Unterricht ist besser. In Berlin war ich auf einer großen Schule.“

Das Dänische „geht so“, sagt Letizia. „Ich kann es verstehen, aber noch nicht richtig sprechen. Da muss ich noch viel üben.“

Siri und Ava Henken besuchen die 6. Klasse am Kindercampus Lunden. Foto: Sara Eskildsen

Wie kommen die Kinder aus Deutschland generell mit der dänischen Sprache zurecht? „Auch hier kommt uns das Prinzip der Lerngruppe zugute“, sagt Marion Petersen. „Wir haben eine Kollegin, die Dänisch als Fremdsprache unterrichtet, und im Dänischunterricht arbeiten wir sehr gut mit dem Co-Teaching. Das ist ein gutes Prinzip, das der DSSV als Unterrichtsform fördert.“ Den Eltern gibt sie den Tipp, die Kinder auf Dänisch fernsehen zu lassen und sie möglichst viel mit der Sprache in Berührung zu bringen.

In den zwei Jahren, in denen Marion Petersen Schulleiterin in Lunden ist, hat sich viel verändert. Die Corona-Pandemie hat einen normalen Schulalltag bislang kaum möglich gemacht. „Wir hoffen alle, dass es nun ganz normal weitergeht“, sagt Petersen.

Drei Lehrkräfte werden derzeit gesucht

Sie hofft, dass ihre Arbeitstage in Zukunft nicht mehr so häufig von 7 bis 22 Uhr dauern – und die drei neuen Lehrkräfte schnell gefunden werden, damit insgesamt vier Lehrerinnen und Lehrer sowie die Schulleiterin in der Einrichtung auf dem Kindercampus arbeiten. Derzeit sind es drei – inklusive Schulleiterin.

„Wir werden aber ganz fantastisch vom DSSV unterstützt, und die Deutsche Schule Sonderburg hilft, wo sie nur kann. Darüber sind wir hier sehr dankbar, und wir freuen uns auf eine noch engere Zusammenarbeit in Zukunft. Beispielsweise mit einem engen Austausch der Fachschaften – auch das war durch Corona großenteils nicht möglich.“

Nun beginnt ein neuer Alltag am Kindercampus – mit rund doppelt so vielen Kindern wie zuvor und einem Schulablauf ohne Restriktionen. Dafür mit viel Natur und neuen Freundschaften zwischen den Kindern.

Marion Petersen beginnt den Arbeitstag in ihrem Büro um 7 Uhr. Foto: Sara Eskildsen
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