Dienstjubiläum

Neue Leiterin ist seit 25 Jahren beim DSSV

Neue Leiterin ist seit 25 Jahren beim DSSV

Neue Leiterin ist seit 25 Jahren beim DSSV

Broacker/Broager
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Bei der morgendlichen Betreuung: Melanie Krumbügel auf der „Rennbahn“ des Kindergartens Foto: Karin Riggelsen

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Seit 25 Jahren arbeitet Melanie Krumbügel für den Deutschen Schul- und Sprachverein für Nordschleswig. Im Sommer hat die 47-Jährige die Leitung im Deutschen Kindergarten Broacker übernommen.

Melanie Krumbügel erkennt Trennungsschmerz auf mehrere Meter Abstand. Ein kleiner Junge will seine Mutter nicht so recht loslassen. „Sollen wir mal schauen, wo Peter ist?“ Der Vorschlag der Leiterin des Deutschen Kindergartens Broacker kommt augenblicklich gut an. Der Junge nickt, geht mit, folgt dem herbeigerufenen Pädagogen  - und spielt Minuten später fröhlich in einer Gruppe Kinder mit.

Neue Abteilungsleiterin seit Juni

Auf dem Spielplatz am Deutschen Kindergarten Broacker ist an diesem Dienstag jede Menge los. Die meisten der 55 Kinder sind eingetroffen, einzelne Sprösslinge werden am Gartentörchen von den Eltern abgegeben.  Melanie Krumbügel ist seit Juni Abteilungsleiterin im Deutschen Kindergarten Broacker – und seit 25 Jahren Mitarbeiterin des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig (DSSV).

Melanie Krumbügel an ihrem neuen Arbeitsplatz. Gemeinsames Lesen gehört im Krippenalltag dazu. Foto: Karin Riggelsen

Ihre Karriere beim DSSV begann geradezu rasant. Mit 22 Jahren und gerade fertig mit der Ausbildung zur Erzieherin in Flensburg, trat sie ihren ersten Arbeitsplatz im Kindergarten Arnkilgade an ­– als Souschefin.

„Das war damals die Entscheidung von Kindergartenleiterin Helene Iwersen. Helene hat mir die Aufgabe zugetraut, und so war ich 14 Jahre lang im Kindergarten an der Arnkilstraße“, erzählt Melanie Krumbügel.

Deutsche Minderheit über den DSSV kennengelernt

Die deutsche Minderheit in Nordschleswig kannte sie bis dahin nicht. „Das kam erst über die Arbeit. Und ein Jahr später sind wir nach Krusau gezogen.“ Melanie Krumbügels Mann arbeitet im Qualitätsmanagment in der Papierfabrik in Flensburg, sodass eine zentrale Platzierung in Grenznähe wichtig war. Das Haus in Krusau (Kruså) ist noch heute das Zuhause der Familie. Die älteste Tochter ist bereits ausgezogen und lebt in Esbjerg, die beiden Jungs wohnen noch zu Hause.

Melanie Krumbügel ist seit Juni Abteilungsleiterin in Broacker. Foto: Karin Riggelsen

Nach 14 Jahren wechselte Melanie Krumbügel aus Sonderburg nach Wilsbek, als dort die Stelle der Leitung im deutschen Kindergarten frei wurde.

„Es war nicht leicht, aus Sonderburg wegzugehen. Aber ich wollte gerne eine Leitung übernehmen“, so Melanie Krumbügel, die zum 1. Dezember 2010 nach Wilsbek wechselte. „Das war wieder etwas ganz anderes. Ein sehr kleiner Kindergarten, bei dem der Kontakt zu Eltern und Mitarbeitern dadurch besonders eng war.“

Starke Zusammenarbeit mit der Kommune

Nun wollte sie mit der Leitung in Broacker die Herausforderung annehmen, einen größeren Kindergarten zu leiten.

„Es ist ein unglaublich toller Rahmen hier. Ein großes, volles Haus und die Institution ist an die Kommune Sonderburg gebunden, das ist ein großer Unterschied. In Wilsbek war der Kindergarten eine private Institution. Hier ist die die Zusammenarbeit mit der Kommune durch die andere Betriebsform viel stärker. Das ist im Alltag eine große Unterstützung. Gerade auch, wenn es um digitale Angelegenheiten geht.“

Der Deutsche Kindergarten Broacker ist eine Abteilung der Deutschen Kindergärten Sonderburg (DKS), zu denen die beiden Sonderburger Kindergärten Arnkilgade, Ringreiterweg sowie Gravenstein gehören. Der DKS ist Teil des DSSV, aber auch eine in die Kommune Sonderburg integrierte Institution.

Der Deutsche Kindergarten Broacker hat einen großen, überdachten Terrassenbereich. Foto: Karin Riggelsen

Melanie Krumbügel kam in unruhigen Zeiten nach Broacker. Die langjährige Leiterin des Kindergartens, Elke Sievertsen, hatte die Institution nach über zehn Jahren verlassen und die Zusammenarbeit mit dem DSSV „in gegenseitigem Einvernehmen“ beendet.

Die Situation in Broacker hat sich entspannt

Der Kindergarten ist mittlerweile wieder zur Ruhe gekommen, stellt Melanie Krumbügel fest. „Vor den Sommerferien gab es einen großen Elternabend, der gutgetan hat. Am Ende der Sitzung konnte man merken, dass sich die Situation etwas entspannt und die Sommerferien taten auch gut. Ich behandle das was war mit Respekt, und nun machen wir weiter“, so Melanie Krumbügel.

Das Kennenlernen der Eltern und Kinder ist derzeit ein großes Thema für die neue Leiterin, wie auch die Arbeit mit den neuen Lehrplänen, die vor zwei Jahren eingeführt wurden. „Daran arbeiten wir ganz intensiv, das umfasst ja die gesamte pädagogische Arbeit.“

14 Krippenkinder betreut der Kindergarten in Broacker. Foto: Karin Riggelsen

Ankommen im neuen Netzwerk – Melanie Krumbügel hält Kontakt mit der Förde-Schule und Pastorin Cornelia Simon und lernt die Mitarbeitenden des Kindergartens immer besser kennen. „Ich habe auch Kinderbetreuungsstunden, aber ich konnte mich in den ersten Wochen sehr gut einarbeiten. Es ist schon ein großer Unterschied, wenn man einen Arbeitsplan für zwölf, anstatt für fünf Angestellte erstellt.“

Das Team in Broacker habe sie als sehr selbstständig kennen und schätzen gelernt. „Das Team war eine Zeitlang alleine selbstständig hier im Haus, das merkt man. Alle arbeiten sehr eigenverantwortlich und souverän und es macht wirklich großen Spaß, in dieser Gruppe zu arbeiten“, stellt Melanie Krumbügel fest.

Melanie Krumbügel im Krippenbereich des Deutschen Kindergartens Broacker Foto: Karin Riggelsen

55 Kinder besuchen den Deutschen Kindergarten in Broacker, 14 gehen in die Krippe und 41 in den Kindergarten. Betreut wird von 6.30 bis 16.40 Uhr, freitags bis 16 Uhr.

 

„In den vergangenen 25 Jahren hat definitiv ein Wandel in der Betreuung stattgefunden. Früher waren wir familienbegleitend, heute sich wir zum Teil familienersetzend. Wir haben einige Kinder, die fast die gesamte mögliche Betreuungszeit hier sind.“

Den Kindern zeigen, wie man sich ausruht

Wichtig seien da Ruhezeiten. In Broacker ist beispielsweise von 12.30 bis 13 Uhr Ruherunde, bei der sich die Kinder hinlegen und ausruhen. „Ruhepausen sind ganz entscheidend in so einer großen Einrichtung. Wir müssen den Kindern auch zeigen, wie man sich ausruht.“

Die 47-Jährige lebt mit ihrer Familie in Krusau. Foto: Karin Riggelsen

Indem täglich Gruppen auf Ausflüge gehen, haben andere Kinder mehr Raum im Kindergarten. Einmal die Woche geht jede Gruppe auf große Tour, nach Sonderburg in die Bücherei, zum Strand, ins Moor oder zur Schwebebahn. „Die Kinder dürfen mitbestimmen, wohin es geht. Mitspracherecht und Partizipation können so im Alltag erlernt werden“, sagt Melanie Krumbügel.

Wie benimmt man sich, wenn man ein Freund ist?

Respekt im Umgang miteinander lernen die Kinder auch beim Spielen. Wer wegnimmt oder wehtut, wird nicht ausgeschimpft, sondern mit den Tränen und den Gefühlen des Gegenübers konfrontiert. „Es ist wichtig zu lernen, wie wichtig Freundschaft ist. Und wie man sich benimmt, wenn man ein Freund ist.“

Jetzt wird jedes Kind oft nur noch einzeln betrachtet und die Gruppenfähigkeit geht verloren. Und Kinder müssen in Gruppen arbeiten können, das wird spätestens in der Schule sichtbar. Kinder müssen lernen, dass es Dinge gibt, die man tun muss, auch wenn man keine Lust darauf hat.

Melanie Krumbügel, Abteilungsleiterin

Vor 25 Jahren wurden Kinder bei Weitem noch nicht so vollständig individualisiert, wie heute, stellt Melanie Krumbügel.

„Als ich damals zu arbeiten angefangen habe, hat sich alles um die Gruppe gedreht. Jetzt wird jedes Kind oft nur noch einzeln betrachtet und die Gruppenfähigkeit geht verloren. Und Kinder müssen in Gruppen arbeiten können, das wird spätestens in der Schule sichtbar. Kinder müssen lernen, dass es Dinge gibt, die man tun muss, auch wenn man keine Lust darauf hat.“

Die Eltern bei diesem Prozess mit einzubeziehen, sei von großer Bedeutung.

Spielzeit auf der Terrasse des Kindergartens Foto: Karin Riggelsen

Auch innerhalb des DSSV sei in ihren Augen viel passiert in den vergangenen 25 Jahren. „Ich erlebe eine große Bereitschaft, die Minderheit positiv zu diskutieren. Als ich anfing, war im Kindergarten kein dänisches Wort erlaubt. Heute kann ich in Elterngesprächen auch mal auf Dänisch antworten, wenn es um vertrauensvolle Gespräche geht und mein gegenüber nicht ausreichend Deutsch spricht. Die Kinder hier sprechen beim Spielen miteinander meistens Dänisch. Unsere Aufgabe ist es, ihnen auf Deutsch zu begegnen und sie zum Deutschsprechen einzuladen, ebenso wie die Eltern.“

„Ich empfinde das deutsche System als Geschenk“

Wichtig sei schließlich, dass die Kinder das bekämen, was draufsteht, stellt Melanie Krumbügel fest: „Deutscher Kindergarten Broacker. Kindergärten gibt es schließlich viele. Hier bei uns kriegen Kinder und Eltern die deutsche Sprache und Kultur mit ins Leben.“

Ihre eigenen Kinder haben ebenfalls die deutschen Institutionen besucht, vom Kindergarten über Schulen bis hin zum Gymnasium. „Ich empfinde das deutsche System als Geschenk. Ich war ja damals auch ein Greenhorn, und kannte die Minderheit nicht. Heute schätze ich sehr, was man hier in Nordschleswig an deutscher Sprache und Kultur anbietet.“

„Ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit!“

Ein Grund, warum Melanie Krumbügel in mehreren Ausschüssen der deutschen Minderheit aktiv ist, im Personalrat und im Kirchenvorstand. „Es ist wichtig, dass in den Gremien diskutiert wird. Und die Sprache ist dabei ein Dauerbrenner“, stellt sie fest.

An ihrem 25-jährigen Dienstjubiläum hat Melanie Krumbügel mit alten Kollegen bei einem gemeinsamen Essen angestoßen. „Helene war auch mit dabei. Sie war ja quasi schuld daran, dass ich beim DSSV angefangen habe“, lacht Melanie Krumbügel. „Und für diese Chance bin ich ihr heute noch dankbar. Ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit!“

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