Nachhaltiges Leben

Klima-Demo in Sonderburg: Warum Tim, Viktorie und Sigrid auf die Straße gehen

Klima-Demo in Sonderburg: Warum Tim, Viktorie und Sigrid auf die Straße gehen

Sonderburger Klima-Demo: Tim, Viktorie und Sigrid sind dabei

Sonderburg/Sønderborg
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Die Demo für den Klimaschutz startete an der Ringreiterstatue und führte am Stadthafen vorbei, die Helgolandsgade hinauf und durch die Sonderburger Innenstadt. Foto: Karin Riggelsen

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„Wir können nicht länger so tun, als ob der Klimawandel nicht stattfindet“ – unter diesem Motto laden am Freitag Studierende der Süddänischen Universität (SDU) zur Klima-Demo durch Sonderburg ein. Drei junge Menschen erzählen, was sie mit der Demo bewirken wollen.

„Es gibt keinen Planeten B“, „System-Wandel, statt Klimawandel“ und „Solution, not Pollution“ – der Plakat-Workshop im Jugendzentrum Mejeriet ist in vollem Gang. Mit Filzstiften, Markern und Klebestift erstellen Studierenden Duzende Plakate, die Freitag zum Einsatz kommen.

Anlass ist die Klima-Demonstration, die vier Studentengruppen der SDU für den 3. März geplant haben. Mit dabei sind Tim Neuhaus, Viktorie Nowáková und Sigrid Nyholm Porse.

Warum organisieren sie einen Umzug durch die Stadt, mit dem sie auf den Klimawandel aufmerksam machen wollen?

Tim Neuhaus: Foto: Sara Eskildsen

Student Tim Neuhaus ist Präsident der Europäischen Jugend Süd und einer der Organisatoren der Demo. Warum engagiert er sich? „Wir müssen Druck aufbauen, die Zeit läuft uns davon. Auch hier in Sonderburg. Es muss sich etwas ändern.“

Sonderburg hat mit seinem Ziel, bis 2019 CO₂-neutral zu sein, eine sehr ehrgeizige Klimapolitik. Macht Sonderburg nicht jetzt schon alles richtig?

„Das Problem ist: Das Klima kennt keine Kommunen und keine Grenzen. Sonderburg ist Teil von Dänemark, Teil Europas und Teil dieser Welt. Daher müssen wir auch in Sonderburg Druck auf die dänische Regierung und auf Europa aufbauen. Die Ziele der EU beispielsweise sind nicht genug, um das Ziel von 1,5 Grad* zu erreichen.“

In Sonderburg gehe es den Menschen gut, und die Auswirkungen des Klimawandels seien kaum zu spüren. „Aber im globalen Süden brennt es schon ordentlich, da sterben Menschen wegen des Klimawandels, und deswegen müssen wir jetzt handeln und die Zeit läuft davon!“, sagt der Hamburger, der im 4. Semester European Studies studiert und in Sonderburg lebt.

*Mit dem sogenannten 1,5-Grad-Ziel nennt man das Ziel, den menschengemachten globalen Temperaturanstieg durch den Treibhauseffekt auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, gerechnet vom Beginn der Industrialisierung bis zum Jahr 2100.

Die Studierenden trafen sich am Donnerstagabend in der Mejereiet, um Plakate zu entwerfen. Foto: Sara Eskildsen

Welche Veränderungen fordert Tim Neuhaus von Politik und Gesellschaft?

„Als europäische Jugendorganisation fordern wir: Die Ziele müssen realistisch werden, sie müssen an das 1,5 Grad-Ziel angepasst werden. Es wurden zwar Möglichkeiten ausgebaut, unter anderem das CO₂-Handel-System, aber das reicht nicht aus. Da sind zu viele Lücken drin, da muss nachgebessert werden. Und wir brauchen Kreativität und müssen nachforschen, an welchen weiteren Ecken wir handeln können.“

„Wir brauchen ein europäisches Pfandsystem“

Mit Blick auf das Grenzgebiet und den Umweltschutz sagt Tim Neuhaus: „Wir brauchen ein europäisches Pfandsystem, und der Zugverkehr im Grenzland muss dringend verbessert werden, damit der öffentliche Transport attraktiv wird.“

Der 21-Jährige fordert strukturelle Veränderungen. „Die aber nur funktionieren, wenn sie von der Mehrheit mitgetragen werden. Der erste wichtige Schritt ist also, dass wir uns als Bevölkerung dahinterstellen und die Politik auffordern und beim Handeln unterstützen.“

 

Los ging die Demo am Freitag um 12.30 Uhr an der Sonderburger Ringreiterstatue. Foto: Karin Riggelsen

Die Studierenden haben Schülerinnen und Schüler zum Mitmachen eingeladen. Die Demo ist offen für alle, die auf den Klimawandel aufmerksam und zum Umdenken auffordern wollen.

Während Klima-Demonstrationen in Deutschland immer wieder mit Protestaktionen und Störungen des öffentlichen Lebens einhergehen, setzen die Studierenden in Sonderburg auf Dialog und Aufmerksamkeit.

„Wir bauen Druck auf und suchen nach Lösungen“

„Wir wollen nicht das öffentliche Leben stören, wir wollen friedlich demonstrieren und auf unsere Sache aufmerksam machen. Wir werden laut sein, auf jeden Fall. Aber wir werden uns nirgends festkleben. Unsere Botschaft ist: Sonderburg ist jetzt auch dabei. Wenn weltweit für das Klima demonstriert wird, ist Sonderburg kein schwarzer Fleck auf der Landkarte. Wir bauen Druck auf und suchen nach Lösungen.“

Es gibt keine Ersatzwelt, wenn dieser Planet kaputtgeht – mit Plakaten wie diesem machen die Studierenden der SDU auf die Bedrohung des Klimawandels aufmerksam. Foto: Sara Eskildsen

Sigrid Nyholm Porse ist zum Studium der europäischen Politikwissenschaften von Kopenhagen nach Sonderburg gezogen. Die 23-Jährige will zeigen, dass Klimademonstrationen und Klimaengagement im ganzen Land vor sich gehen. „Für mich ist es wichtig, dass die Klimademonstrationen kein Großstadtphänomen sind, sondern sich im ganzen Land verteilen. Auch hier im Landesteil, der oft als Randgebiet bezeichnet wird.“

Auch der soziale Aspekt liegt ihr am Herzen. „Klimafragen hängen mit sozialen Fragen und Problemen zusammen. Um die Klimaprobleme zu lösen, müssen wir soziale Herausforderungen lösen. Klimagerechtigkeit ist soziale Gerechtigkeit.“ Außerdem fordert sie von der Landwirtschaft und der Agrar-Lobby mehr Nachhaltigkeit.
 

Sigrid Nyholm Porse: „Klimagerechtigkeit ist soziale Gerechtigkeit.“ Foto: Sara Eskildsen

Viktorie Nowáková studiert ebenso Politikwissenschaften im vierten Semester. Sie wünscht sich unter anderem ein Umdenken beim Thema Lebensmittelverschwendung. „Für mich sind Klima und Klimaschutz wichtige Themen. Ich habe an mehreren Demonstrationen teilgenommen. Es ist wichtig zu zeigen, dass unsere Generation die Klimafrage ernstnimmt.“

Was fordert sie von der Politik?

„Ein Problem in Dänemark ist die Verschwendung von Lebensmitteln. Da muss etwas passieren. Ich bin mir sicher, dass die Politik da mehr machen kann. Generell sollte die Politik mehr über das Klima sprechen und noch mehr tun. Das Thema muss noch viel mehr in den Mittelpunkt rücken“, so die 20-Jährige.  

Viktorie Nowáková: „Ein Problem in Dänemark ist die Verschwendung von Lebensmitteln.“ Foto: Sara Eskildsen

Organisiert wird die Sonderburger Klima-Demonstration von vier Studierenden-Organisiationen der Süddänischen Universität (SDU): Europäische Jugend Süd, Volt Sonderburg, Silba Sonderburg und Student Spoken Feminism Sønderborg.

Am 3. März finden weltweit Klimastreiks statt, die als globale Streiks von der Organisation Fridays for Future organisiert werden.

 

 

Tim Neuhaus hielt zu Beginn der Demo eine Rede. Foto: Karin Riggelsen
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