Ausstellung

Hans Horn und der ewige Krieg

Hans Horn und der ewige Krieg

Hans Horn und der ewige Krieg

Sonderburg/Sønderborg
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Die Ausstellung „Hans Horn – og den evige krig“ ist im Sonderburger Schloss bis zum 15. März 2020 zu sehen. Foto: Karin Riggelsen

Hans Horn hat die Grauen des Krieges gesehen. Das Erlebte ließ ihn nicht mehr los, und er verarbeitete es in seinen Bildern. Eine Ausstellung im Sonderburger Schloss gibt einen Einblick in sein Schaffen.

Als 15-Jähriger wurde Hans Horn offizielles Mitglied der Hitlerjugend, als deutscher Soldat an der Ostfront und später als Militärarzt erlebte er die unbeschreiblichen Grauen des Krieges am eigenen Leibe: Massenerschießungen, Folter, kranke Menschen, die in einem Keller verrecken und am Ende mit einem Genickschuss getötet werden.

Horn, der sich nach dem Krieg als Arzt in Dänemark niederließ, hat das Grauen später in seiner Kunst verarbeitet. Horns Werke sind seit der vergangenen Woche in einer Sonderausstellung im Sonderburger Schloss zu sehen.

Foto: Karin Riggelsen

Ob auf Öl gemalt oder in Aquarellen festgehalten, ob skizziert oder comichaft gezeichnet: Es herrscht beim Betrachten von Hans Horns Bildern kein Zweifel, dass man dem Grauen des Zweiten Weltkrieges direkt ins Gesicht blickt: Fratzen, lebende Tote, Gasmasken, Gesichter, in denen sich Hass, Trauer, und Verzweiflung widerspiegeln – und ja, auch das Böse.

Für Hans Horn, erfährt der Besucher der Ausstellung, ging es ums nackte Überleben, sowohl während des Krieges als auch danach. Im Krieg überlebte Horn, indem er sich zum Militärarzt ausbilden ließ, damit er nicht als Soldat an die Ostfront zurückkehren musste. Nach dem Krieg malte er sich mithilfe der Kunst all jene schrecklichen Motive und Erinnerungen von der Seele, mit denen er bis zu seinem Tod 1989 zwar leben musste – doch die Kunst war sein Ventil und half ihm, das Erlebte zu ertragen.
 

Foto: Karin Riggelsen

Horns Ahnen stammten aus Südjütland, und es war sein erklärter Wunsch nach dem Krieg, dass seine Familie dänisch werden sollte. Nach Ende des Krieges ließ er sich mit seiner Familie in Skagen nieder, später in Pattburg/Padborg, wo er als Arzt arbeitete. Ein auf den ersten Blick gutes Leben – aber ein Leben, in dem er mit schweren Wunden an Körper und Geist zu kämpfen hatte.

Neben seinen Granatsplitterverletzungen war es vor allem das innere Trauma, das ihm zu schaffen machte. Dieses Leiden, diese Verzweiflung, das Grauen des Erlebten, lassen sich in Horns Bildern wiederentdecken. Selten subtil, meistens aber unverhüllt, wie beispielsweise in Form eines schreienden Menschengesichtes, in dessen Gehirn Bomben fallen. Oder in jenem Bild, das einen Befehlshaber in Uniform zeigt, in dessen Magen sich die abgehackten Gliedmaße eines Menschen türmen.

Foto: Karin Riggelsen

Sadismus, Bösartigkeit, menschliche Abgründe – Horn hat sie selbst miterlebt – und in seiner Kunst gemalt.

Die Ausstellung beleuchtet aber auch Horns Verhältnis zu Religion und Musik. Musik, die für ihn zum Freiraum vom Krieg wurde und mithilfe derer er seine Integrität im Zweiten Weltkrieg beibehalten konnte. Mit Blick auf die Religion bringt Horn in seinen Bildern Misstrauen zum Ausdruck. Religiöse Motive wie Engel, Jesus, Adam und Eva oder die Jungfrau Maria – sie alle werden satirisch, hässlich und sogar lächerlich dargestellt.

Foto: Karin Riggelsen

Hans Horn hatte 1970 angefangen, die Erzählung seines Lebens aufzuschreiben, von der Kindheit in Kiel über Krieg und Studium, Leben als Arzt und Vater und seine neue Heimat in Dänemark. Die dabei entstandenen 14 Bände gingen nach Horns Tod an den Autor und Geschichtsschreiber Tom Buk-Swienty über, der daraus 2017 das Buch „Det ensomme hjerte“ schuf.

Die Ausstellung „Hans Horn – og den evige krig“ ist im Sonderburger Schloss bis zum 15. März 2020 zu sehen.

Foto: Karin Riggelsen
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