Stadtgeschichte

Geschmolzene Münzen: Hamburger hütet Schatz aus Sonderburg

Geschmolzene Münzen: Hamburger hütet Schatz aus Sonderburg

Geschmolzene Münzen: Hamburger hütet „Schatz“ aus Sonderburg

Sonderburg/Sønderborg
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Links im Bild zu sehen die geschmolzene Münzsammlung Foto: Jürgen Nielsen

Der Hamburger Jürgen Nielsen besitzt ein Stück Sonderburger Geschichte. Geschmolzene Münzen, die sich 1864 bei einem Hausbrand in der Perlegade im Geldbeutel seines Ur-Ur-Großvaters befanden.

Jürgen Nielsen wohnt in Hamburg – doch sein Herz hängt an Sonderburg, und dort hat er auch seine Wurzeln. Seine Vorfahren lebten seit dem 15. Jahrhundert in und um Sonderburg, erst die Volksabstimmung 1920 brachte seinen Vater dazu, nach Deutschland zu ziehen.

Zu Hause bei Jürgen Nielsen in Hamburg befindet sich geschichtsträchtiger „Schatz“: ein Haufen geschmolzene Münzen, die vom Krieg 1864 inmitten der Sonderburger Innenstadt zeugen.

Unter Beschuss am 2. April 1864

Sonderburg war am 2. April 1864 vom preußischen Heer mit Kanonen beschossen worden. Ziel der Kugeln war vor allem das Rathaus der Stadt, das, ebenso wie der gesamte südliche Teil der Stadt, schwer beschädigt wurde. Lediglich das Schloss wurde verschont, da die Preußen Interesse an einer späteren Nutzung hatten.

Sonderburg lag einen Tag nach dem Angriff am 2. April 1864 in Schutt und Asche. Foto: Museum Sønderjylland

Zur damaligen Zeit handelte es sich um Rigsbankdaler, die sich in den Geldbeuteln der dänischen Bürger befunden haben. Leider sind die Münzen in dem Geldbeutel meines Vorfahren so zerschmolzen, dass man sie kaum identifizieren kann.

Jürgen Nielsen, Hamburger
Jürgen Nielsens Ur-Ur-Großvater Georg Nielsen lebte 1864 in Sonderburg. Foto: Privat

„Mein Ur-Ur-Großvater Georg Nielsen lebte in der Perlegade. Er war Kapitän und Mühlenbesitzer, nachdem er sein Schiff Triton verkauft hatte. Das Haus meines Ur-Ur-Großvaters wurde durch die preußische Beschießung der Stadt Sonderburg im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 komplett zerstört. Den zerschmolzenen Geldbeutel, der beim Feuer 1864 entstanden ist, habe ich von meinem Vater geerbt“, berichtet Jürgen Nielsen.

„Zur damaligen Zeit handelte es sich um Rigsbankdaler, die sich in den Geldbeuteln der dänischen Bürger befunden haben. Leider sind die Münzen in dem Geldbeutel meines Vorfahren so zerschmolzen, dass man sie kaum identifizieren kann“, erzählt Nielsen. Offiziell wurde die „Dänische Krone“ laut Wikipedia erst um 1875 eingeführt.

Das Sonderburger Rathaus nach dem Angriff 1864 Foto: Museum Sønderjylland

Für Jürgen Nielsen ist sein Münzschatz eine liebgewonnene Erinnerung an seine dänischen Vorfahren. „Er steht bei mir in der Vitrine, und jedes Mal, wenn ein Gast fragt, worum es sich handelt, kann ich meine dänische Vorgeschichte erzählen“, verrät Nielsen lachend.

Holzschiff in der Marienkirche von der Familie Nielsen

Ein öffentlich bekanntes Relikt seiner Familiengeschichte hängt übrigens in der Sonderburger Marienkirche: der Nachbau jenes Holzschiffes, das einst seinem Ur-Ur-Großvater Georg gehört hat.

Für Jürgen Nielsen ist und bleibt Sonderburg eine Heimatstadt. „Meine Oma war Dänin und lebte bis 1959 am Kongevej, und ich habe die Beziehungen nach Sonderburg immer aufrechterhalten. Und die geschmolzenen Münzen erinnern mich in Hamburg immer wieder an meine alte Heimat Sonderburg.“

Der geschmolzene Münzzschatz aus der Perlegade Foto: Privat
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Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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