Praktika für Flüchtlinge

„Es gibt nun mal gewisse Regeln“

„Es gibt nun mal gewisse Regeln“

„Es gibt nun mal gewisse Regeln“

Ruth Nielsen
Ruth Nielsen Lokalredakteurin
Norburg/Nordborg
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Apothekerin Gisela Weber Mezghani und Praktikant Saluheddin. Foto: Ruth Nielsen

Apothekerin Gisela Weber Mezghani ist eine der Geschäftsinhaberinnen, die Praktikanten aufnehmen. Doch die meisten hören vor Praktikumsende auf.

Apothekerin Gisela Weber Mezghani ist eine der Geschäftsinhaberinnen, die Praktikanten aufnehmen. Doch die meisten hören vor Praktikumsende auf.

Apothekerin Gisela Weber Mezghani zählt zu den Geschäftsinhaberinnen, die Praktikanten Raum zur Entfaltung geben. Seit sie die Apotheke 2003 in der Storegade eröffnet hat, hat sie Praktikanten vom Jobcenter angenommen, in den vergangenen Jahren sind es überwiegend ausländische Bürger, die in der Einrichtung „Lær Dansk“ Dänisch lernen.
Sie hat nicht nur gute Erfahrungen gemacht, denn viele der Praktikanten kennen weder Strukturen noch Mechanismen des dänischen Arbeitsmarktes.

„Da hat schon mal einer (Praktikant) angerufen und gesagt, er kann nicht kommen, weil es regnet und fragt, ob ich ihn nicht abholen kann. Es gibt andere, die stehen vor der Tür, trinken Kaffee und machen Small Talk. Einige müssen lernen, dass die Mittagspause 30 Minuten dauert und nicht zwei Stunden. Es gibt nun mal gewisse Regeln an einem Arbeitsplatz, die eingehalten werden müssen. Dazu kommt bei einigen die Enttäuschung, dass sie nicht im Verkaufsbereich tätig sein dürfen. Das dürfen nur Ausgebildete“, so die Apothekerin.

Die Aufgaben für einen Praktikanten in der Apotheke ähneln denen eines Ungelernten. Er füllt hauptsächlich im Lager die Regale und den Roboter (automatischer Verteiler der gewünschten Medikamente) auf. Aber auch diese einfache Tätigkeit kann Probleme bereiten: „Die meisten haben Probleme mit unserem Alphabet, wir wissen, welche Buchstaben in eine Buchstabenreihe gehören. Da können schon mal Fehler gemacht werden. Das ist eine Kleinigkeit, die aber auch Zeit kostet.“

Daher sieht sie ihre wesentliche Aufgabe darin, den ausländischen Praktikanten mit den Gepflogenheiten des Arbeitsmarktes bekannt zu machen. Dazu gehört für sie auch, dass man sich abmeldet, wenn man krank oder anderweitig am Kommen verhindert ist. Normalerweise müsste Gisela beim Ausbleiben das Jobcenter unterrichten. Doch  das macht sie selten. Sie hat die Erfahrung gemacht, „dass  es sich irgendwie von alleine ergibt. Nach einigen Tagen kommen sie gar nicht mehr“.

Das Praktikum dauert drei Monate. „Es ist ein Angebot, auch wenn sie  anfangs nicht immer wissen, wozu sie das gebrauchen können. Manche haben auch ein Problem, mit Frauen zu arbeiten, und ein noch größeres, wenn der Chef eine Frau ist.“
So passiert es, dass sie vor Ablauf der drei Monate Praktikanten  verabschieden muss. „Das Jobcenter kennt das, ich sage immer wieder, die Praktikanten dürfen nicht in den Verkaufsbereich, und trotzdem schicken sie immer wieder welche, die eine andere Vorstellung haben. Ich denke, es fehlen Betriebe. Deshalb rufen sie mich an, auch wenn sie wissen, dass  unsere Praktikanten selten lange bleiben.“

Saluheddin möchte zeigen, was in ihm steckt

Das könnte bei Saluheddin anders sein. Der syrische Flüchtling ist vor einem Jahr nach Dänemark gekommen. Er ist ausgebildeter Laborant, hat an der Universität in Damaskus Medizinstudenten unterrichtet und abends dann als Laborant gearbeitet.
Er möchte gerne im pharmazeutischen Beruf arbeiten und zwar in  Dänemark, das ihm sehr  gefällt. Er versteht jedoch nicht so recht, warum er Handlangerdienste machen soll, denn er versteht die lateinischen Namen von Medikamenten, auch englische, er weiß somit, womit er es zu tun hat. Das bedrückt ihn, denn er möchte zeigen, was in ihm steckt.

Das Praktikum in der Apotheke gefällt ihm aber besser als das erste in der Abteilung „Vej & Park“, da habe er sich als Mensch weniger wert gefühlt. In Syrien hat es zwar keinen Computer gegeben, aber er hatte immerhin zwei Mitarbeiter beschäftigt. Er räumt ein, dass  ihm die dänische Sprache nicht so leicht fällt. Nach nur einem Jahr kann er sich verständlich machen, wenn der Gesprächspartner weiß, worum es geht.

 

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