Thronjubiläum
Erinnerungen an Sommerurlaube mit der Königin
Erinnerungen an Sommerurlaube mit der Königin
Erinnerungen an Sommerurlaube mit der Königin

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Hier macht Dänemarks Monarchin seit ihrer Kindheit Urlaub: Schloss Gravenstein ist seit 1936 das Sommerschloss der königlichen Familie. Königin Margrethe hat die Tradition ihrer Königinmutter Ingrid übernommen. Drei Gravensteinerinnen haben ihre Anekdoten über Sommeralltag mit der Königin in der Stadt geteilt.
Seit 85 Jahren ist Schloss Gravenstein die Sommerresidenz der königlichen Familie. Nach Königin Ingrid setzte Königin Margrethe die Tradition fort. Jedes Jahr im Sommer lebt die Königin für einige Wochen im Schloss, auch Kronprinz Frederik und seine Familie halten sich seit Jahren regelmäßig im Schloss in Gravenstein auf und machen Sommerferien in Nordschleswig.
Die Gravensteiner sind damit aufgewachsen, dass sich im Sommer ganz besondere Touristen im Ort aufhalten – und Anekdoten über Begegnungen mit den Königlichen gibt es viele.

Bodil Gregersen, Else Egholm und Marianne Lorenzen haben als Mitarbeiterinnen des Lokalhistorischen Archivs ein besonderes Auge auf die königlichen Feriengäste. Im Archiv werden nicht nur Bücher über das Königshaus gesammelt und herausgegeben. Auch Zeitungsberichte und Ausstellungen über die Königlichen und Schloss Gravenstein verwahrt das Archiv an der Nygade 14 mitten in der Innenstadt in Zusammenarbeit mit dem Verein „Historisk Forening for Graasten By og Egn“.
„Es bedeutet unwahrscheinlich viel für Gravenstein, dass die Königin jeden Sommer ins Schloss einzieht“, sagt Bodil Gregersen, Archivmitarbeiterin und Vorsitzende des Vereins „Historisk Forening for Graasten By og Egn“.

Bodil Gregersen gehört zu den wenigen erlesenen Menschen in Nordschleswig, die die Privatgemächer der Königin von Innen gesehen haben. „Ich wurde 2018 ins Schloss eingeladen, nachdem die Königin in der Schlosskirche eine selbstgemachte Altardecke eingeweiht hatte“, erinnert sich Bodil Gregersen.
Zu Besuch im Schloss: „Es wirkte sehr, sehr gemütlich“
Über den hufeisenförmigen Innenhof des Schlosses gelangte sie als Gast über das Eingangsportal in der Mitte direkt in die Gartenstube der Königin. „Es wirkte sehr, sehr gemütlich und der Blick über den Gravensteiner See ist fantastisch. Überall standen frische Blumen und Grünpflanzen. Wir gingen rein, wurden vorgestellt und bekamen Champagner und Kanapees. Das war etwas Besonderes. Das werde ich nie vergessen“, erinnert sich Bodil Gregersen.

Archivleiterin Else Egholm erinnert sich noch weiter zurück – an das Jahr 1956, als sie als Hilfskraft im Gravensteiner Gichthospital arbeitete und Königin Ingrid anlässlich der offiziellen Einweihung zu Besuch in die Krankenstube kam.
„Ich war völlig überrascht, dass sie alle Anwesenden persönlich begrüßt hat! Ich habe vor Überraschung fast vergessen, zu knicksen“, lacht Else Egholm, die damals einen Jungen namens Henning im Hospital betreute.

Archiv-Mitarbeiterin Marianne Lorenzen kennt die königlichen Urlauber ebenfalls aus ihrem Gravensteiner Alltag. „Prinzessin Benedicte (die Schwester der Königin, d. Red.) kauft immer mal wieder in Matas ein und bewegt sich ganz oft in der Stadt.“
Prinz Henry bekam beim Fischhändler Kredit
Auch der mittlerweile verstorbene Prinz Henrik sei ein gern gesehener Gast gewesen, erzählt Lorenzen. „Eines Tages fuhr er mit dem Golfwagen zum Fischhändler an den Hafen und stellte fest, dass er kein Geld dabeihatte. Der Fischmann sagte, er habe Kredit und gab ihm den Fisch mit. Am nächsten Tag kam Henry winkend mit einem Geldschein und rief mit seinem französischen Akzent, jeg har penge, jeg har penge’.“

Und wenn die Königin während ihres Sommerurlaubs mal flugs zu einer Ausstellungseröffnung nach Kolding oder zu einem Termin nach Kopenhagen muss, dann kreist über Gravenstein der royale Helikopter, der die Königin holt oder bringt. Royaler Landeplatz ist der lokale Ringreiterplatz. „Der Helikopter ist mal direkt über meinem Autodach gekreist, als er zum Ringreiterplatz geflogen ist. Mittlerweile wissen alle, dass die Königin dann gerade unterwegs ist", lacht Marianne Lorenzen.
Ausstellung zum 80. Geburtstag der Königin
Das Lokalhistorische Archiv hat 2020 anlässlich des 80. Geburtstags der Königin eine Ausstellung erarbeitet, die coronasicher im Schaufenster des Archivs zu sehen war. Mit selbstgebastelten Margeriten, den Lieblingsblumen von „Königin Daisy“, Kindheitsbildern und Collagen von lokalen Schulkindern.


Im Lokalhistorischen Archiv steht ein beeindruckender Nachbau von Schloss Gravenstein – eine Leihgabe aus dem Deutschen Museum für Nordschleswig, erstellt 1972 von Lehrer Gunnar Gröndahl und Schülern der Deutschen Privatschule Sonderburg. Das Modell ist eine Rekonstruktion des Schlosses, wie es um 1725 ausgesehen hat.
Brandkatastrophe im Schloss 1756
Das erste Schloss in Gravenstein wurde um 1700 von Frederik Ahlefeldt erbaut und 1725 von Christian August I von Augustenborg erworben. 1756 kam es zur Brandkatastrophe, wonach das Schloss einen Teil seiner Gebäude verlor. Das Modell im Archiv zeigt, wie das Schloss damals ausgesehen hat.
Das Lokalhistorische Archiv in Gravenstein freut sich immer über Besucher, die sich für die Beziehung von Königshaus und Stadt interessieren. Das Archiv ist montags von 14 bis 16 Uhr und donnerstags von 16 bis 18 Uhr geöffnet.
Königliche Urlaubsgäste seit 85 Jahren
„Wir haben hier die wohl größte lokalhistorische Sammlung über das Königshaus, jede Menge Bücher, Zeitungsartikel, Fotos und Berichte“, sagt Else Egholm. „Wir freuen uns immer über Besucher!“ Nach 85 Jahren hat Gravenstein so einiges zu erzählen über seine königlichen Urlaubsgäste, soviel ist sicher.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel ist am 9. Juni 2021 erschienen. Anlässlich des Thronjubiläums von Königin Margrethe wurde diese Version aktualisiert.
