Bürgertreffen

„Ein Dorf ohne Kaufmann ist tot“

„Ein Dorf ohne Kaufmann ist tot“

„Ein Dorf ohne Kaufmann ist tot“

Ruth Nielsen
Ruth Nielsen Lokalredakteurin
Tandslet
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Søren Elholm von der Dorfgilde warb um Unterstützung bei der Übernahme des Kaufladens. Foto: Ruth Nielsen

In Tandslet steht der Dorfkaufmann vor dem Aus. Inhaberin Bitten Møller will das Geschäft verkaufen. Die Dorfgilde hatte deshalb zum Bürgertreffen geladen.

Wenn es um  mehr Attraktivität für das Dorf Tandslet geht,  dann stehen die Tandsletter zusammen: 1969 bauten sie „Sydals Hallerne“, 2000 den Multisaal und 2002 wurde in der geschlossenen kommunalen Schule   eine Freischule eingerichtet,  die mit  52 Kindern  begann und heute 125 Schüler zählt. Bürger spendeten dafür 600.000 Kronen.

 Søren Egholm, Vorsitzender der Dorfgilde, hofft, dass das Projekt „Übernahme des Kaufladens“ auch diesen Rückhalt finden wird.  Betreiberin von „Min Købmand“, Bitten Møller, will seit Monaten das Geschäft verkaufen, bisher ohne Erfolg.  

Daher hatte die Dorfgilde  am Donnerstag zu einem Bürgertreffen in den Multisaal eingeladen. Um die 150 Bürger waren gekommen.

Die Vorteile

Sowohl Egholm als auch Hans Meldgaard vom Lebensmittelkonzern Dagrofa (Min Købmand, Spar)   listeten  Vorteile auf,   die ein Kaufmann im Dorf bringt: Absicherung  von Institutionen, größere Attraktivität  zum Wohnen, bessere Hauspreise  und ein  größeres Angebot an Freizeitaktivitäten. „Ein Dorf ohne  Kaufmann ist tot“, fand Meldgaard. 

Denn ein Kaufmann im Dorf ist mehr als ein Ort, in dem der Bürger  Lebensmitteln kaufen kann, sondern „ein Treffpunkt, wo man sich mit anderen Leuten als nur  dem Nachbarn austauschen kann“, so Meldgaard.  

Beispiel Blans

Dagrofa berät 100 von  Bürgern geleitete Kaufläden. Neuestes Unterfangen ist „Min Købmand“ in Blans.  Dort haben Bürger durch den Verkauf von Anteilsscheinen 550.000 Kronen zusammenbekommen.    Mit  weiterem Geld von der Bank  konnte das Haus gekauft und  instand gesetzt werden. Ohne Freiwillige wäre das nicht gelungen, wie  Annemette Lei und   John Solkær erzählten.  50 Bürger hatten sich für Aufgaben gemeldet wie Regale einräumen und saubermachen. Ein Kreis handwerklich  talentierter Männer hat die Modernisierung übernommen. Es wurden um die 1.600 Stunden investiert.   „Das hat sehr viel Kraft  gekostet, aber du kriegst  unheimlich  viel Energie zurück“, erklärte  Annemette Lei auf eine Frage. 

Denn es wurden Mitglieder für eine Arbeitsgruppe gesucht. Spontan meldeten sich Peter Kock, Robert Melsen und Christian Hedegaard,   ein vierter wird von der Dorfgilde entsandt,  ein fünftes Mitglied  ist erwünscht.  Die AG   soll   die Übernahme des Ladens vorbereiten, einen Plan zur  Modernisierung,  zum Anbau (um 150 Quadratmeter auf die doppelte Verkaufsfläche), Inventar sowie zur Finanzierung  erarbeiten. 

Neue Form der Finanzierung

Über eine neue Form   der Finanzierung  informierte Anders Brandt, Initiator des Vereins „Sønderborg Fælles Fond“,  der kurz vor der Gründung  steht.  Das von Bürgern aufgebrachte Geld (Crowdfunding) wird an den Verein überführt, der es als Kredit mit Zinsen für das Projekt Kaufmann  vergibt. „Wir sind keine Bank, sondern ein Verein“ hielt Brandt fest, mit Mitgliedsbeitrag und Einlage  (2.500 Kr.).  
Die Resonanz auf ein Fortbestehen des Kaufmannes  in Tandslet war groß. Alle  Teilnehmer  nahmen ein Formular für den Anteilsschein mit, der 2.500 Kronen kostet. 

Da Kommunikation  sehr wichtig ist, wie Lei erzählte, wird Kassierer Preben Bonde  diese Aufgabe übernehmen. Er  ist für die Homepage der Gilde verantwortlich. 

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